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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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unruhig war er. Vielleicht waren Kipper und Detmold schon verhaftet? Vielleicht hatten sie gestanden, als die Polizei sie mit einer Frage überrumpelte, mit der sie nicht mehr gerechnet hatten?
    Nach dem Frühstück fuhr er zur Universität. Er unterdrückte die Versuchung, Carmen anzurufen.
    Dann klingelte das Telefon. Stachelmann riss den Hörer von der Gabel, der Hörer fiel ihm aus der Hand auf den Tisch. Er nahm ihn ans Ohr. »Ja?«
    »Wo steckst du? Ich habe gestern Abend ein paar Mal versucht dich zu erreichen und dir auch auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
    Schweiß auf der Stirn. »Entschuldigung«, stotterte er. »Wir ... ich warte gerade auf die Nachricht der Polizei, ob diese Heidelberger Leute Alibis haben. Vielleicht überführen wir heute Ossis Mörder.«
    »Was ist mit dir? Du sprichst seltsam.«
    »Ich bin aufgeregt.«
    »Hm. Ich frage jetzt mal nicht, ob du zu Hause geschlafen hast.«
    »Doch, doch. Aber ich habe vergessen, den Anrufbeantworter abzuhören.« Er schwieg einen Augenblick, dann sagte er. »Nein, ich habe in Hamburg übernachtet, bei Carmen.«
    Sie sagte lange Sekunden nichts.
    »Nicht, was du vielleicht denkst.«
    »Was denke ich?«, fragte Anne.
    »Na ja, was man in einem solchen Fall denken könnte. Aber sie trauert noch um Ossi. Und ich finde sie auch nicht so toll, dass ...«
    »Gelegenheit macht Diebe«, sagte Anne.
    »Übertreib nicht.«
    Sie lachte, er hörte die Bitterkeit. »Du willst sie trösten. Oder welchen Grund kannst du sonst haben, bei ihr zu schlafen?«
    »Vergiss es einfach.« Und er dachte: Jetzt verrätst du Carmen, aus Feigheit.
    »Es bleibt mir nicht anderes übrig«, sagte sie. »Sitzt du wenigstens ab und zu an deiner Arbeit?«
    »Ja, zum Beispiel gerade jetzt.«
    »Du wolltest jetzt aber nicht andeuten, ich würde dich stören?«
    »Nein, nein«, versicherte er eilig. Zum Verrat gesellte sich die Lüge. Selten war ihm ein Gespräch unangenehmer gewesen als dieses. Weil ich begreife, dass ich fahrlässig eine Beziehung aufs Spiel setzte, die mir wichtiger ist als alle Beziehungen zuvor. Auch wenn wir uns gerade mal wieder eine Krise nehmen. Durch meine Schuld, weil ich nicht mit in den Urlaub gefahren bin. Weil ich mich dann auch nicht an diese verfluchte Arbeit gemacht habe, sondern auf Mörderjagd gegangen bin. Aber nun ist es so weit, dass die Mörder fällig sind, und dann kann ich die Arbeit abschließen. »Ich muss das jetzt zu Ende bringen. Es war bescheuert, dass ich damit angefangen habe, denn in Wahrheit wusste ich nichts, als ich anfing. Es waren Hirngespinste. Aber die haben sich zu handfesten Schlussfolgerungen entwickelt. Das soll es ja geben, dass verrückte Ideen sich als wahr entpuppen.«
    »Denk an die Arbeit. Bohming meint es ernst. Und wenn du mit allem fertig bist, dann reden wir. Du meldest dich, ja?«
    Er versprach es. Nach dem Gespräch fühlte er sich elend. Lange saß Stachelmann vor dem Bildschirm und sah nichts. Nein, er mochte sich jetzt nicht entscheiden, sondern wollte mit Carmen zusammenbleiben, eine Weile noch, eine kleine Weile nur, bis der Fall aufgeklärt war. Er brauchte sie jetzt, auch als Polizistin. Gib es zu, da ist noch etwas anderes. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er musste weiterarbeiten, immer weiter.
    Als er seine Augen gerade auf den Bildschirm gerichtet hatte, klingelte es wieder. Es war Carmen.
    »Ich will nicht herumreden, ich habe mit meinen Lübecker Kollegen gesprochen«, sagte sie. »Die haben beide ein Alibi, wasserdicht, absolut wasserdicht.«
    Es war wie ein Schlag in den Magen. »Das glaube ich nicht«, sagte Stachelmann. »Das kann nicht sein. Deine Kollegen haben sich das zu leicht gemacht. Wäre nicht das erste Mal.«
    »Doch, doch. Die beiden waren in der fraglichen Nacht Gäste bei einem Wohltätigkeitsessen. Gastgeber war die Heidelberger Bürgermeisterin. Die Kollegen haben mehrere Leute befragt, die auch bei diesem Essen gewesen sind, darunter einen Oberstaatsanwalt. Alle haben bestätigt, dass Detmold und Kipper bis nach Mitternacht anwesend waren.«
    »Und dann haben sie ein Flugzeug genommen ...«
    »Das ist doch Unsinn. Kein Flugzeug kann heimlich losfliegen und heimlich landen. Wenn du darauf bestehst, dann rufe ich die Flughäfen an, die infrage kommen ...«
    »Nein, nein«, sagte er. »Du hast Recht. Und wenn sie Doppelgänger ...«
    »Josef, ich verstehe ja, dass dich das entsetzt. Aber es ist die Wahrheit. Detmold und Kipper haben Ossi nicht ermordet, auf gar keinen

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