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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Idiot, der einer Wahnidee nachlief, ohne sie jemals greifen zu können. »Bitten Sie die Dame an unseren Tisch«, sagte Stachelmann.
    Eleonora stand auf und ging zu der Frau, die hinterm Tresen wirkte, ohne ihnen einen Blick zu gönnen. Sie sprach leise, aber Stachelmann verstand »Detlef«. Die Frau baute sich auf hinterm Tresen, musterte Eleonora, ohne es zu verbergen, dann schüttelte sie den Kopf und antwortete knapp. Zwei Sätze nur. Dann verschwand sie hinterm Mückenvorhang. Eleonora blieb stehen und wendete ihr Ohr zum Vorhang, sie lauschte. Dann trat sie ein Stück zur Seite, reckte ihren Hals, um trotzdem hören zu können durch den Mückenvorhang. Stachelmann musste grinsen, ihre Verrenkung sah lustig aus. Dann ging sie mit schnellen, kurzen Schritten auf den Zehenspitzen zum Tisch zurück. Der Mückenvorhang öffnete sich, die Frau erschien, warf ihnen einen grimmigen Blick zu und machte sich am Tresen zu schaffen. Stachelmann verkniff es sich, Eleonora zu fragen, was sie mit der Frau gesprochen und dann belauscht hatte. Eleonora winkte die Frau herbei und zückte ein Portemonnaie. Stachelmann legte kurz seine Hand auf ihre, die die Geldbörse hielt, und nahm sein Portemonnaie. Er verstand, was die Getränke kosteten, zahlte, und sie verließen die Bar. Als sie auf der Straße waren, fragte Stachelmann: »Was hat sie gesagt?«
    »Später«, sagte Eleonora. »Drehen Sie sich nicht um. Sie schaut uns bestimmt nach.«
    Sie setzten sich ins Auto, aber Stachelmann startete den Motor nicht.
    »Sie hat jemanden angerufen, offenbar diesen Detlef. Sie hat gesagt, er solle heute nicht kommen, es habe jemand nach ihm gefragt. Dann hat sie noch gesagt, sie würden in der Nacht über alles sprechen, er solle nicht gleich in Panik verfallen.«
    »Und was hat sie geantwortet, als Sie sie gefragt haben?«
    »Dass sie einen Detlef nicht kennt, dass sie überhaupt keinen Deutschen kennt, außer flüchtig ein paar Touristen, die immer mal wieder bei ihr was tränken.«
    »Und nun?«, fragte Stachelmann. Wenn er allein gewesen wäre, hätte er gewusste, was er zu tun hätte. Dann sagte er: »Ich fahre Sie nach Hause, dann warte ich hier und folge der Frau. Sie wird mich zu diesem Detlef führen.«
    »Nein«, sagte Eleonora. »Wir müssen die Bar ab sofort überwachen. Wenn wir jetzt nach Volterra fahren, kann es sein, dass die Frau die Bar einfach schließt und nach Hause geht.«
    »Aber Sie müssen morgen früh wieder arbeiten.«
    »Schlaf ich eben ein bisschen weniger. Ich finde es spannend, ich suche nicht jeden Tag einen Mörder.«
    »Aber vielleicht ist es gefährlich?«
    »Ich liebe die Gefahr«, sagte sie gespielt pathetisch. Dann kicherte sie.
    Er fuhr den Wagen vom Parkplatz und stellte ihn so ins Halteverbot, dass sie den Eingang der Bar im Auge hatten. Er schaltete die Scheinwerfer aus.
    Während sie warteten, wollte Eleonora genau wissen, was auf der Thingstätte geschehen war. Er erzählte ihr auch, warum er nicht glaubte, dass Ossi sich umgebracht habe.
    »Haben Sie eine Frau?«, fragte Eleonora plötzlich.
    Stachelmann spürte den Schweiß auf der Stirn. »Ja und nein«, erwiderte er.
    Sie lachte.
    »Und Sie?«
    »Ich bin verlobt.«
    »Ich hoffe, Ihr Verlobter ist nicht eifersüchtig.«
    »Ich weiß es nicht. Aber er ist verreist, geschäftlich. Und Sie sind meine Freundin. Mit der bin ich unterwegs, falls er anruft, meine Mutter hat darauf bestanden. Mir wäre es egal gewesen.«
    »Dann ist es Ihrer Mutter nicht recht, dass Sie heute Abend mit mir zusammen sind?«
    »Ja und nein. Wie heißt es? Sie kann nicht aus ihrer Haut.«
    »Aber sie ist mir nicht böse?«
    Eleonora lachte, dann strich sie schnell über seine Hand auf dem Lenkrad. »Nein. Sie hält Sie für ungefährlich.«
    »Jetzt muss ich überlegen, wie ich das verstehen muss.« Er grinste. »Wie ein Kompliment klingt das nicht.«
    »Es ist eines«, sagte sie.
    Sie unterhielten sich über ihre Arbeit in der Ferienhausagentur, den Ärger mit Touristen, die ihren Müll nicht wegräumten, und Hausbesitzern, die den Backofen vom Strom abklemmten, um Geld zu sparen. Dann schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach. Stachelmann wurde müde, die Augen brannten. Ab und zu fuhr ein Auto oder knatterte ein Kleinlaster mit drei Rädern und Motorradmotor vorbei. Wenige Gäste besuchten die Bar an diesem Abend, und Stachelmann hoffte, sie würden bald wieder gehen, damit die Frau schließen konnte. Am liebsten wäre er spazieren gegangen an diesem lauen Abend.

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