Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
quälende Arthritis, die seine Schultern und Knie heimgesucht hatte, und das Pochen einer alten Wunde in seiner Hüfte verschwunden waren. Die Kälte störte ihn nicht mehr.
Er brauchte erheblich länger, um zu erkennen, dass sein Haar und der Bart die Farbe seiner Jugend wiederhatten - er hatte schließlich keinen Spiegel dabei.
Das war der Moment, in dem er anfing, auf die merkwürdigen Dinge zu achten. Er war stärker und schneller als je zuvor. Die einzigen Wunden, die nicht mit der gleichen erstaunlichen Geschwindigkeit heilten wie sein Bauch, waren die in seiner zerschlagenen Seele.
Er verstand nicht wirklich, was geschehen war, bis er am Morgen nach dem ersten Vollmond mit Blut im Mund, unter den Nägeln und an seinem nackten Körper aufwachte; die Erinnerung an das, was er getan hatte, wozu er geworden war, war glasklar. Erst dann wusste er, dass er der Feind geworden war, und er weinte über den Verlust des letzten Rests seiner Menschlichkeit.
Aspen Creek, Montana
Charles hatte den Arm um Annas Schulter gelegt, und sie folgten allen auf den eisigen Parkplatz der Kirche. Sie blieben auf dem Bürgersteig stehen und beobachteten, wie sich der Parkplatz langsam leerte. Einige von den Leuten, die aus der Kirche kamen, starrten Anna an, aber niemand blieb stehen.
Als sie überwiegend allein dastanden, fand Anna sich als Objekt eines forschenden Blicks aus grauen Augen wieder, trotz der Freundlichkeit, die Samuel äußerlich an den Tag legte.
»Du bist also der streunende Welpe, den mein Bruder nach Hause gebracht hat? Du bist kleiner, als ich erwartet hätte.«
Unmöglich, etwas übelzunehmen, was er eindeutig wohlwollend meinte; und zumindest hatte er sie nicht als läufige Hündin bezeichnet.
»Ja«, sagte sie und widersetzte sich vorsichtig dem Impuls, sich unter seinem Blick zu winden oder dummzuschwätzen, wie sie es manchmal tat, wenn sie nervös war.
»Samuel, das hier ist Anna. Anna, mein Bruder Samuel«, stellte Charles sie einander vor.
Samuel war offenbar der Ansicht, dass Charles’ kurze Vorstellung nicht genügte, und stellte sich noch einmal selbst vor. »Dr. Samuel Cornick, Bruder und Quälgeist. Sehr erfreut, dich kennenzulernen, Anna -«
»Latham«, sagte sie und wünschte sich, ihr würde etwas Geistreiches einfallen.
Er lächelte ihr charmant zu, aber das, fiel ihr auf, tat nichts, um den Ausdruck in seinen Augen zu wärmen. »Willkommen in der Familie.« Er tätschelte ihr den Kopf, überwiegend, dachte sie, um Charles zu ärgern.
Der seinerseits nur sagte: »Hör auf, mit meiner Gefährtin zu flirten.«
»Benehmt euch«, warf Bran ein. »Samuel, könntest du Charles mit in die Praxis nehmen und dir seine Wunden ansehen? Ich habe eine Aufgabe für ihn, aber wenn er sich nicht bald erholt, muss ich einen anderen schicken. Ich glaube nicht, dass er so gut heilt, wie er sollte.«
Samuel zuckte die Achseln. »Klar. Kein Problem.« Er sah Anna an. »Es könnte allerdings eine Weile dauern.«
Sie war nicht dumm. Er wollte mit Charles alleine sprechen - oder vielleicht ging der Wunsch auch von Bran aus, und Samuel half ihm nur.
Charles bemerkte das ebenfalls, denn er sagte aalglatt: »Warum nimmst du nicht den Truck zurück zum Haus. Samuel oder Dad werden mich zurückbringen.«
»Sicher«, sagte sie mit raschem Lächeln - sie hatte keinen Grund, sich gekränkt zu fühlen, mahnte sie sich streng. Sie drehte sich um und ging schnell zum Pick-up.
Es würde ihr helfen, ein wenig allein zu sein. Sie hatte Dinge, über die sie nachdenken wollte, ohne dass Charles in der Nähe war, der ihr Denken umwölkte.
Charles hätte am liebsten die Zähne gefletscht über die Erleichterung, mit der sie ihn stehen ließ und die sich in ihrem raschen Rückzug zum Pick-up zeigte.
Er kämpfte den unvernünftigen Ärger nieder, den er gegen Samuel empfand, der sie so charmant weggeschickt hatte, in Reaktion auf Befehle, die Bran ihm in den Kopf gesandt hatte. Er konnte immer erkennen, wenn sein Vater mit Samuel auf diese Weise sprach; etwas in Samuels Gesicht verriet ihn.
Samuel wartete, bis sie in den Truck gestiegen und vom Parkplatz gefahren war, ehe er fragte: »Hast du den Wolf umgebracht, der sie missbraucht hat?«
»Er ist tot.« Aus irgendeinem Grund konnte Charles den Blick nicht vom Truck wenden. Er hatte sie nur ungern weggeschickt. Er wusste, dass es keinen Grund gab, sich Gedanken zu machen - nicht hier, wo keiner berühren würde, was ihm gehörte -, und die ganze Stadt
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