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Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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habe dir gesagt, dass die Träume wieder da sind. Ich träume beinahe jede Nacht von ihr. Du musst es bald tun, bevor es zu spät ist. Heute.«
    »Schon gut, Asil.« Bran klang tonlos und müde. »Aber nicht heute. Und nicht morgen. Du kannst es noch ein wenig länger aushalten.«
    Asil wandte sich der Gemeinde zu, die stiller Zeuge all dieser Vorgänge gewesen war, und sprach mit klarer, hallender Stimme: »Du hast ein Talent - du bist jemand, der weiß, was getan werden muss, und es tun wird. Deshalb hast du einen Platz, an den du nach Hause kommen kannst, einen sicheren Ort. Ich musste meinen Alpha verlassen
und hierherkommen, weil er mich in Wahnsinn hätte verrotten lassen, und das alles aus Liebe.« Er drehte den Kopf und spuckte symbolisch über seine linke Schulter. »Eine schwache Liebe, die einen verrät. Wenn ihr wüsstet, was ich empfinde, was Carter Wallace empfand, würdet ihr auch wissen, was für einen Segen ihr in Bran Cornick habt, der jene tötet, die getötet werden müssen.«
    Erst jetzt wurde Anna klar, dass dieser Wolf Bran um den Tod gebeten hatte.
    Impulsiv trat sie weg von Charles. Sie stützte sich mit einem Knie auf die Bank, auf der sie gesessen hatte, und griff über die Lehne, um die Hand um Asils Handgelenk zu legen, das auf dieser Lehne lag.
    Er zischte erschrocken, zog die Hand aber nicht weg. Als sie ihn hielt, verschwand der Geruch nach Wildheit und Krankheit. Er starrte sie an, und das Weiße seiner Augen war klar zu sehen, während sich die Iriden zu dünnen Ringen um die schwarze Pupille verengten.
    »Omega«, flüsterte er heiser.
    Charles, hinter ihr, kam näher, aber er berührte sie nicht, als die kühle Haut unter ihren Fingerspitzen wärmer wurde. Sie standen alle da wie angewurzelt. Anna wusste, sie brauchte nur die Hand wegzunehmen, um das alles zu beenden, aber es widerstrebte ihr seltsamerweise, das zu tun.
    Der Schreck auf Asils Gesicht verging, und die Haut um seine Augen und den Mund wurde weicher. Jetzt sah er bekümmert aus, und dieser Ausdruck wurde intensiver, bevor er sich wieder dort verbarg, wo alle persönlichen Gedanken sich vor zu scharfer Beobachtung verstecken. Asil streckte die Hand aus und berührte leicht ihr Gesicht, wobei er Charles’ warnendes Knurren ignorierte.

    »Mehr Talente hier, als ich gedacht hätte.« Er lächelte Anna angespannt an, mit dem Mund und mit den Augen. »Es ist zu spät für mich, mi querida. Du verschwendest dein Talent an einen alten Mann wie mich. Aber ich danke dir für den Aufschub.« Er schaute Bran an. »Heute und morgen, und vielleicht auch noch den nächsten Tag. Um Charles, den wirklichen einsamen Wolf, mit einem Fuß in der Falle von amor zu sehen - das wird mich noch eine Weile amüsieren, denke ich.«
    Er befreite sich mit einem Drehen des Handgelenks, fing ihre Hand ein und küsste ihre Handfläche mit einem tückischen Blick zu Charles. Dann ließ er sie los und schlüpfte aus der Kirche, nicht eilig, aber auch nicht trödelnd.
    »Sei vorsichtig mit dem da«, warnte Charles sie, aber er klang nicht verärgert.
    Jemand räusperte sich, und Anna sah sich um und begegnete dem Blick des Geistlichen. Er lächelte sie an, dann schaute er zur Gemeinde. Die Unterbrechung seines Gottesdienstes schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Vielleicht war er an Werwölfe gewöhnt, die Dinge unterbrachen. Anna spürte, wie Röte in ihre Wangen aufstieg und sank wieder auf die Bank... Sie wünschte sich, sie könnte noch tiefer sinken. Sie hatte gerade den Beisetzungsgottesdienst eines Mannes unterbrochen, den sie nicht einmal kannte.
    »Es ist Zeit, diese Sache zu einem Ende zu bringen«, sagte der Geistliche. »Wir sind hier fertig mit unserer Trauer, und wenn wir gehen, sollten wir uns an ein gut gelebtes Leben erinnern und an ein Herz, das allen offen stand. Wenn ihr alle die Köpfe zu einem letzten Gebet senken würdet...«

4
    Nordwest-Montana Cabinet Wilderness
    W alter wusste nicht, warum er den Angriff der Bestie überlebt hatte, nicht mehr, als er verstand, wieso er seine Runden in ’Nam überlebt hatte und so viele seiner Freunde und Kameraden nicht. Vielleicht war sein Überleben in beiden Fällen einfach nur Glück- oder vielleicht hatte das Schicksal anderes für ihn im Sinn.
    Wie weitere dreißig Jahre allein den Wald zu durchstreifen. Wenn sein Überleben nach dem Angriff der Bestie schon unwahrscheinlich war, dann konnte man den Rest nur als vollkommen seltsam betrachten. Als Erstes bemerkte er, dass die

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