Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
vielleicht mit Ausnahme der Vollmondnacht - und selbst das würde hier anders sein, wo es Platz gab zu laufen, ohne jemanden zu verletzen.
Sie hätte es besser wissen sollen. Sie wusste es jetzt besser.
Es war nicht Charles’ Schuld, dass er ebenfalls ein Ungeheuer war.
Es war einfach gewesen, die Zerstörung des sicheren Raums im Haus des Rudels von Chicago der Silbervergiftung zuzuschieben. Aber heute Abend, als er Asil gegenübergestanden hatte, hatte Charles ihr gezeigt, dass
er nicht anders war als jeder andere männliche Werwolf: zornig, besitzergreifend und gefährlich.
Sie hatte sich erlaubt zu glauben, dass es nur das Chicago-Rudel gewesen war. Dass das Durcheinander, das Leo und seine Gefährtin geschaffen hatten, der Grund für die schrecklichen Zustände im Rudel gewesen war.
Sie hatte einen Ritter in schimmernder Rüstung gewollt. Eine Stimme der Vernunft inmitten des Wahnsinns, und Charles hatte ihr diesen Wunsch erfüllt. Wusste er, dass sie danach gesucht hatte? Hatte er es bewusst getan?
Als das Wasser ihr Haar verklebte und ihr in die Augen und über die Wangen lief wie Tränen, wurde ihre letzte Frage deutlicher und beantwortete ihre größte Angst: Selbstverständlich hatte Charles nicht vorgehabt, zu ihrem Ritter zu werden - es war einfach das, was er war.
Er war ein Werwolf, dessen Dominanz genügte, um den Alpha eines Rudels zurückzutreiben, ohne auch nur die Mittel zu haben, auf die ein Alpha sich berufen konnte. Er war der Attentäter seines Vaters, selbst von den Angehörigen seines eigenen Rudels gefürchtet. Er hätte wie Justin sein können: gierig und grausam.
Stattdessen kannte er den Wahnsinn dessen, was sie waren, und es gelang ihm, sich nicht darüber hinwegzusetzen, aber es zu benutzen, um etwas besser zu machen. Sie hatte plötzlich das Bild seiner schönen Hände vor Augen, wie er Blumen arrangierte, während sein Wolf sich nach Gewaltanwendung der schlimmsten Art sehnte.
Charles war ein Monster. Der Attentäter im Dienst seines Vaters. Sie würde sich nicht gestatten, wieder an eine Lüge zu glauben. Wenn Bran es ihm gesagt hätte, hätte er Heathers Jack getötet, in vollem Bewusstsein, dass der Ranger nur ein Opfer war und wahrscheinlich ein guter
Mensch. Aber es wäre nichts Lässiges daran gewesen. Sie hatte seine Erleichterung bemerkt, als Bran eine Alternative dazu gefunden hatte, den Menschen umzubringen.
Ihr Gefährte war ein Killer, aber er genoss es nicht, andere zu töten. Wenn sie es genau betrachtete, bewunderte sie ein wenig, wie es ihm gelang, so zivilisiert zu sein, und dennoch die Forderungen, die an ihn gestellt wurden, zu erfüllen.
Das Wasser wurde langsam kalt.
Sie wusch sich das Haar und genoss, wie schnell die Seife wieder herausgespült wurde; das Wasser in Chicago war viel weicher. Sie rieb sich eine Spülung ins Haar, die nach Kräutern und Minze roch, und erkannte diesen Duft von Charles’ Haar. Inzwischen hatte das Wasser angefangen, unangenehm kalt zu werden.
Sie ließ sich lange Zeit dafür, ihr wirres Haar auszukämmen, ohne in den Spiegel zu sehen, und konzentrierte sich darauf, nichts zu empfinden. Das konnte sie gut, denn sie hatte es die letzten drei Jahre perfektioniert. Wenn sie ihm wieder gegenüberstand, wollte sie keine winselnde, von sich selbst verängstigte dumme Kuh mehr sein. Also musste sie ihre Angst beherrschen.
Sie kannte einen Weg, das zu tun. Es war Betrug, aber sie gab sich die Erlaubnis dazu, wenn auch nur für diesen Abend, weil sie sich so sehr zum Narren gemacht hatte, indem sie sich im Bad verkroch.
Sie starrte sich im Spiegel an und sah zu, wie die braunen Augen zu silbrigem Blau verblassten und dann wieder braun wurden. So viel und nicht mehr. Die Kraft und Furchtlosigkeit der Wölfin hüllten sie ein und verliehen ihr die Fähigkeit, die Dinge ruhig zu akzeptieren. Was immer
geschah, sie würde überleben. Das hatte sie auch zuvor getan.
Wenn Charles ein Monster war, dann, weil es notwendig war, und nicht, weil er es wollte.
Sie zog sich das gelbe Hemd und die Jeans an, dann öffnete sie langsam die Badezimmertür.
Charles lehnte immer noch mit goldfarbenen Augen an der Wand gegenüber der Tür. Von seinen Augen abgesehen, schien er ein Ausbund an Entspanntheit zu sein - aber sie wusste, dass sie lieber den Augen glauben sollte.
Sie hatte ihre eigenen mit einem schnellen Blick in den Spiegel überprüft, bevor sie die Tür geöffnet hatte.
»Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du über Asil
Weitere Kostenlose Bücher