Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
Bescheid wissen musst«, sagte er, als wäre ihr Gespräch nie unterbrochen worden.
»Also gut.« Sie blieb in der Tür stehen, das immer noch mit Dampf gefüllte Bad warm in ihrem Rücken.
Er sprach langsam und betont deutlich, als müsste er die Worte zwischen seinen Zähnen herausziehen. »Asil ist nicht sein richtiger Name, obwohl die meisten Leute ihn so nennen. Sie nennen ihn auch den Mauren.«
Sie erstarrte. Sie mochte nur wenig über ihre eigene Art wissen, aber vom Mauren hatte selbst sie gehört. Kein Wolf, mit dem man sich anlegen sollte.
Er sah ihre Reaktion und kniff die Augen zusammen. »Wenn es auf diesem Kontinent einen Wolf gibt, der älter ist als mein Vater, dann ist das wahrscheinlich Asil.«
Er schien auf eine Bemerkung von ihr zu warten, also fragte sie schließlich: »Du weißt nicht, wie alt Asil ist?«
»Ich weiß, wie alt er ist. Asil wurde geboren, kurz bevor Karl Martell, der Großvater von Karl dem Großen, die Mauren in der Schlacht von Tours besiegte.«
Sie hatte ihn wohl ausdruckslos angeschaut.
»Achtes Jahrhundert nach Christi.«
»Dann wäre er...«
»Etwa dreizehnhundert Jahre alt.«
Nun lehnte sie sich selbst an die Wand. Sie hatte Asil das Gewicht der Jahre angesehen, aber sie hätte nie geahnt, wie viele Jahre es waren.
»Also ist derjenige, bei dem du dir nicht sicher bist, dein Vater?« Dreizehnhundert Jahre war eine lange Zeit.
Er zuckte die Achseln; die Antwort war ihm eindeutig nicht wichtig. »Dad ist alt.« Er wandte seine bernsteinfarbenen Augen von ihrem Gesicht ab.
»Asil kam vor einer Weile hierher, vor vierzehn, fünfzehn Jahren, um meinen Vater zu bitten, ihn zu töten. Er gab sich stattdessen mit dem Versprechen des Todes zufrieden - sobald mein Vater zu dem Schluss kommen sollte, dass er wirklich verrückt ist.«
Charles lächelte dünn. »Asil hatte kein Problem damit, dass mein Vater sein Alpha war. Aber er hatte ein Problem mit meiner Dominanz - weshalb ich glaube, Dad könnte älter sein als Asil. Meine relative Jugend ist ihm ein Dorn in der Pfote.«
In Annas Kopf arbeitete es. »Sprach er nicht von seinem Alpha in Europa? Und ich erinnere mich aus den Geschichten über ihn nicht, dass er ein Alpha gewesen wäre.« Es gab viele Geschichten über den Mauren. Er war bei den Wölfen beinahe so etwas wie ein Volksheld.
»Alpha zu sein ist nicht einfach«, sagte Charles. »Es bedeutet viel Verantwortung und viel Arbeit. Einige der älteren Wölfe sind ziemlich gut darin, das, was sie sind, vor anderen zu verbergen - das ist einer der Gründe, wieso Alphas es nicht mögen, dass alte Wölfe in ihr Rudel ziehen.
Asil ist reichlich dominant.« Er lächelte abermals, aber diesmal war es mehr ein Zähnefletschen. »Er war ein paar Monate hier, als ich zwischen ihn und einen der hiesigen Nichtwölfe trat. Er fand es nicht sonderlich amüsant, herauszufinden, dass ich tatsächlich dominanter bin als er.«
»Er konnte sich deinem Vater unterwerfen, weil er älter ist, und seinen anderen Alphas, weil er sich nicht wirklich unterwarf. Aber dir gehorchen zu müssen, obwohl du so viel jünger und nicht einmal ein Alpha bist...«
Charles nickte. »Also provoziert er mich immer wieder, und ich ignoriere ihn. Dann provoziert er heftiger.«
»Darum ging es heute Abend?« Nun verstand Anna. »Er benutzt mich, um dich zu ärgern.«
Charles legte den Kopf in einer Geste schief, die mehr die eines Wolfs als eines Menschen war. »Nicht ganz. Der Maure hatte eine Gefährtin, aber er hat sie vor ein paar hundert Jahren verloren. Sie starb vor meiner Zeit, also bin ich ihr nie begegnet, aber angeblich war sie eine Omega wie du.« Er zuckte die Achseln. »Er selbst hat das nie gesagt, jedenfalls nicht in meiner Hörweite, und mein Vater auch nicht. Es gibt viele Geschichten über den Mauren, und bevor ich seine Reaktion auf dich bei Docs Beerdigung sah, habe ich das als reines Gerede abgetan, zusammen mit vielen anderen Legenden, die mit seinem Namen verbunden sind.«
Die Wärme der Dusche war verflogen, und die Kälte des Wassers, die zurückblieb, wurde langsam unangenehm - oder vielleicht lag es auch an der Erinnerung, wie der alte Wolf ihr in der Kirche in die Augen gestarrt hatte. »Warum hat seine Reaktion es dich noch einmal überdenken lassen?«
Sie konnte an Charles’ Nicken erkennen, dass sie die richtige Frage gestellt hatte. »Als er bemerkte, was du bist, hat er aufgehört, dich zu belästigen, um mich dadurch zu ärgern, und fing an, sich wirklich
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