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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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trauen. Es war eine Goldmünze. Mit zitternden Händen schüttelte sie den Beutel über dem Bett aus. Ein kleiner Brief fiel heraus. Sie hielt ihn nahe ans Fenster, um besser lesen zu können. Ihre Blicke hingen wie erstarrt an den dürren Worten: »Dein Hurenlohn. Octavien.«
    Mit einem kleinen Aufschrei ließ sie den Brief auf den Boden flattern. Dann trampelte sie auf ihm herum. Ihre Flüche hätten einen Söldner schamrot werden lassen. Nach einiger Zeit verebbte ihre Wut. »Na, immerhin war er großzügig«, murmelte sie. »Ich danke auch recht schön, Herr Octavien von Dünkelsheim. Dann können wir uns das Frühstück so richtig leisten.«
    Gleich hinter dem Stadttor gab es ein kleines Gasthaus. Den Wirt und seine Frau kannte sie gut. Der Frau hatte sie ein Amulett mit einem Himmelsstein verkauft, und bald darauf war sie von einem strammen Buben entbunden worden. Aus Dankbarkeit hatte sie Agnes dann des Öfteren eine warme Suppe vorbeigebracht.
    Das Dienstmädchen, die Marie, kannte sie auch. Agnes setzte sich an einen kleinen Tisch und winkte sie heran. »Geh und sage dem Wirt, ich möchte ein paar gebratene Eier mit Speck, dazu frisches Brot und einen Becher Apfelwein.«
    In der Gaststube saßen nur Männer. Bei ihrem Eintritt hatten sich alle nach ihr umgedreht. Eine anständige Frau besuchte keine Gaststätte ohne Begleitung. Etliche kannten sie und raunten, ist das nicht die kleine Hexe, die den Leuten Zaubersteine andreht? Agnes beachtete weder die Blicke noch das Geflüster.
    Marie brachte den Apfelwein und huschte wieder fort. Der Wirt schaute auch herüber. Trotzig starrte Agnes geradeaus, nippte an dem Apfelwein und wartete auf die gebratenen Eier. Währenddessen fasste sie ihre Goldmünze näher ins Auge. Sie war nicht ganz rund, auf der einen Seite war eine kniende Figur mit Bogen und Lanze eingeprägt. Sie drehte und wendete sie zwischen den Fingern und wog sie in der Hand. Sie besaß einiges Gewicht. Was man dafür wohl kaufen konnte?
    Marie brachte das Essen. »Der Wirt soll mir auf diese Münze herausgeben.«
    Das Mädchen nahm die Münze entgegen und befühlte sie errötend. »Das ist ja Gold.«
    »So ist es. Ich hoffe, es wird reichen.«
    Marie nickte heftig und verschloss die kostbare Münze fest in ihrer Faust. »Wie sich das anfühlt!«, flüsterte sie. Dann lief sie in die Küche.
    Der Wirt kam an ihren Tisch und legte Agnes die Goldmünze hin. »Darauf kann ich nicht herausgeben, ich kenne den Wert dieser Münze nicht.«
    »Aber ich habe kein anderes Geld dabei. Ich müsste erst welches holen.«
    »Woher habt Ihr eigentlich eine Goldmünze, Jungfer Agnes?«
    »Ich glaube nicht, dass Euch das etwas angeht«, mischte sich da ein schmucker junger Kerl in buntem Rock ein und holte einen Silberpfennig aus seiner Börse. »Den werdet Ihr hoffentlich wechseln können.«
    Agnes stieß einen kleinen Schrei aus. »Ihr?«
    Der Spielmann nahm schwungvoll an ihrem Tisch Platz. »Ich bin es, Stefano de Fiore aus Sizilien.«
    »Was tut Ihr hier?«, fragte Agnes, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte.
    »Ich sah Euch allein hier sitzen, angestarrt von allen Seiten, und wollte Euch vorübergehend meine Gesellschaft anbieten.«
    Zu einem anderen Zeitpunkt wäre Agnes geschmeichelt gewesen, aber auf Männer war sie momentan nicht gut zu sprechen. Auf keinen Fall wollte sie gleich in das nächste Dilemma stolpern.
    »Dann habt Dank für Eure Freundlichkeit. Wisst Ihr vielleicht, wie viel diese Münze wert ist?«
    »Es ist eine persische Münze, ein Dareikos. Sehr selten und sehr wertvoll. Es wäre wohl taktlos von mir, Euch zu fragen, woher Ihr sie habt?«
    »Ja, das wäre es.«
    Agnes steckte die Münze weg, als sei sie ein Kupferpfennig. »Und Ihr seid rein zufällig hier?«
    »Oh, ich weiß einfach, dass man hier gut speist, und hatte keine Ahnung, dass ich Euch hier treffen würde. Aber als ich Euch sah – was soll ich sagen? Euer Kreuz hat mir Glück gebracht.«
    »Das freut mich.«
    »Und wie gehen die Geschäfte, wenn ich das fragen darf?«
    »Mehr schlecht als recht. Ich bin meine eigenen Sprüche so leid und die einfältigen Kunden nicht minder. Und Ihr? Was habt Ihr für Pläne?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Rom. Es wird bald kalt werden, da hält sich unsereins lieber in wärmeren Gefilden auf.«
    »Rom?«, stieß Agnes aufgeregt hervor. Doch schnell tat sie, als sei ihr das ganz gleichgültig und brach ein Stück vom Brot ab. »Weshalb gerade nach Rom?«
    »Rom ist der

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