Schatten eines Gottes (German Edition)
seinen Schwanz allmählich und mit Genuss hineingleiten. Er widerstand dem Drang, sich sofort heftig in ihm zu bewegen, ließ ihn in der warmen, engen Höhle ruhen und genoss den süßen Schmerz der Erwartung. Er merkte, wie Nicholas sich entspannte. Er gab sich ganz hin.
Du tust deine Arbeit, schamloses Bürschchen,
dachte Sinan und in seinem neu entfachten Zorn stieß er jetzt brutal zu. Immer wieder, doch Nicholas’ Körper gab nach, passte sich den Bewegungen an. Es gelang Sinan nicht einmal, ihn zum Schreien zu bringen, nicht einmal zum Stöhnen. Und dann war es vorbei, Nicholas streckte sich und ließ Sinan sich auf seinem schmalen Rücken ausruhen.
Sinan kam mit dem Ohr an seine rechte Wange zu liegen und lauschte seinen ruhigen Atemzügen, so als hätten sie beide nur Seite an Seite geschlafen. Mit der Entspannung kam die Ruhe, mit der Ruhe schwand Sinans Zorn, verflüchtigte sich seine gekränkte Eitelkeit. Der schmale und doch starke Knabenkörper weckte erneut jene Zärtlichkeit in ihm, die er für Nicholas immer empfunden hatte. Wozu hatte er sich hinreißen lassen? Hatte er ihm wehgetan? Ihn verletzt? Er küsste ihn zart hinter dem Ohr. »Kannst du mir vergeben?«
»Was denn?«, murmelte Nicholas. »Wir haben nichts getan, was wir nicht beide gewollt hätten.«
»Aber du hast es nicht gewollt, du hast es nur aus deiner Pflicht heraus getan.«
Deiner Pflicht als Stricher,
wollte Sinan bitter hinzufügen, aber er unterließ es.
»Eine Pflicht, die ich gern erfüllt habe. Schließlich bist du ein schöner Mann. Der Schönste, den ich jemals hatte.«
»Sprich nicht von anderen!«, herrschte Sinan ihn an. »Weißt du nicht, dass ich dich geliebt habe? Aufrichtig geliebt?«
Nicholas seufzte. »Du wolltest das, was alle Männer von mir wollten.«
»Bei Allahs Barmherzigkeit, du hast es mir angeboten.«
»Und das hat dich zornig gemacht. Hast du geglaubt, ich würde dich auch lieben? Dieses Gefühl ist mir abhandengekommen. Es wurde verschluckt von dem Meer, das sich nicht teilte, von den Kindern, die starben, von den Männern auf dem Schiff, die mich so oft sie wollten, hernahmen wie eine Stoffpuppe. Später, nachdem sie mich als Sklaven verkauft hatten, habe ich die Männer nicht mehr gezählt.«
»Oh mein Gott!«, stöhnte Sinan und schalt sich selbst einen unwissenden Narren, einen ahnungslosen Toren. Hatte er nicht gewusst, wie die Welt beschaffen war? Hatte er geglaubt, das Böse und Schmutzige würde wie ein Spuk an einem wie Nicholas vorübergehen? Als Sklave verkauft! Nicholas hatte es ihm gesagt, aber erst jetzt erfasste er die Bedeutung dieser Worte. Ausgeliefert! Ein Sklave war ausgeliefert. Durch wie viele Hände mochte er schon gegangen sein? Er strich ihm übers Haar. »Es tut mir so leid, ich habe nur an mich gedacht.« Er legte sich an seine Seite und umschlang ihn mit seinen Armen, als wolle er ihn nachträglich schützen. »Und dieser Hassan?«, stieß er plötzlich hervor. »Hat diese schmierige Qualle dich auch angefasst?« Fast war er froh, einen Gegenstand seines Zorns gefunden zu haben.
Sinan fühlte, wie Nicholas sich in seinen Armen versteifte. »Nein. Ich lerne bei ihm ein Handwerk. Er ist gut zu mir.«
»Und er nimmt Geld für dich.«
»Dafür lehrt er mich das Kupferschlagen.«
»Wie dem auch sei!« Sinan küsste Nicholas in den Nacken. »Das ist jetzt vorbei. Du bleibst bei mir. Ich werde dich bessere Dinge lehren.«
»Das bestimmst du? Ich bin kein Sklave mehr, Sinan.«
»Aber du bist meine Hoffnung, meine Zukunft, du gehörst zu mir, an meine Seite. Ich habe noch große Pläne. Wir beide werden in die Heimat zurückkehren und leben wie die Fürsten.«
»Nein, dort würde die Vergangenheit mich einholen.«
»Nicht an dem Ort, den ich für uns bestimmt habe. Er ist das goldene Jerusalem auf Erden, du wirst schon sehen. Und wir beide werden eine neue Aufgabe haben, dieses Jerusalem allen Menschen zu bringen.«
»So hat mich schon einmal jemand beschwatzt.«
Sinan wurde ungeduldig. »Lass uns nicht darüber streiten. Du bleibst bei mir. Ich sorge für dich.«
»Hassan wird mich nicht gehen lassen«, versuchte Nicholas es auf einem anderen Wege. Er hatte schon zu viel erlebt, um irgendjemandem zu vertrauen. Großartige Versprechen hatte ihm so mancher gemacht, der von seiner Jugend und seiner blonden Schönheit entzückt gewesen war, doch gehalten hatte niemand etwas. Und bei dem Kupferschmied hatte er ein wenig Ruhe gefunden, wenn der Alte auch ziemlich geldgierig
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