Schatten eines Gottes (German Edition)
Leichtes, deine Aussage zu überprüfen.« Siegessicher blitzte sie Octavien an. »Was wird sich da wohl herausstellen, was meinst du?«
»Dass sie Agnes von Eibenau ist«, erwiderte Octavien matt.
»Das würde mich tatsächlich verwundern.«
»Aber wenn es stimmt, Mutter …« Octavien sah nicht sehr glücklich aus, »dann wirst du uns doch deinen Segen geben?«
Sieglinde musterte Agnes von oben bis unten. »
Wenn
es stimmt!«, sagte sie spitz. »Ich werde Erkundigungen einziehen. Sollte es sich bewahrheiten, nun, so hätte ich mich geirrt und wäre geneigt, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken. Dennoch missfällt mir noch vieles an der Sache. Auf jeden Fall müsste eine Ehe den Sitten entsprechend vereinbart werden. Sollte Hartwig von Eibenau wirklich dein Vater sein, so soll er mich besuchen, um die Angelegenheit zu regeln, wie es bei uns Sitte ist. Ich fürchte jedoch, auf diesen Besuch werde ich lange warten müssen.« Sie warf Octavien einen scharfen Blick zu. »Du darfst diese Frau im Gästezimmer unterbringen, aber bevor die Sache nicht geklärt ist, wünsche ich keine Annäherung und bitte mir Schweigen über etwaige Hochzeitspläne aus.«
»Agnes und ich werden so lange im alten Gärtnerhaus wohnen«, erwiderte Octavien kalt. »Es steht leer.«
»Im Gärtnerhaus? Aber …« Sieglinde drohte die Luft wegzubleiben. »Dort sieht es aus wie in einem Schuppen.«
»Dann werde ich die Leute anweisen, es herzurichten. Guten Tag, Mutter.«
»Ich erwarte dich beim Abendessen, aber allein!«, rief sie ihm hinterher. »Wir haben viel zu bereden.«
Kaum hatten sie den Raum verlassen, blaffte Octavien Agnes an: »Bist du des Teufels, deinen Vater zu erwähnen?«
»Wieso?« Agnes stapfte voran, wich einigen Pferdeäpfeln aus und sah sich neugierig um. »Mein Vater wird zu mir halten, du wirst sehen. Er hatte mich damals in ein Kloster schicken wollen, das ist wahr, aber nur zu meinem Schutz.«
»Und wenn meine Mutter alles herauskriegt?«
»Was alles? Denkst du, ich lasse mich so einfach beleidigen?«
»Nein. Aber ich hatte dich vor meiner Mutter gewarnt. Sie wird keine Ruhe geben. Im Übrigen ist es an mir, dich vor ihr zu verteidigen und zu beschützen, und das habe ich getan.«
»Ich brauche keinen Vorbeter, ich weiß mich allein zu wehren.«
»Heilige Madonna! Wer wüsste das besser als ich. Aber es gehört sich nicht, es gibt Regeln, Agnes.«
»Gehört zu diesen Regeln auch, mich eine Badestubenmagd zu nennen?«
»Du läufst ja wie eine herum. Ich habe dir gleich gesagt, ziehe das lange Kleid an und reite wie eine adelige Dame. Meine Mutter schaut eben sehr auf das Äußere.«
»Siehst du, und das ist ein Fehler. Man muss auf das Innere schauen.« Sie lächelte und nickte einigen Knechten und Mägden zu. Die Männer rissen ihre Kappen herunter, die Frauen knicksten.
»Du darfst dich nicht zu vertraulich geben. Mit der Zeit wirst du ja alle kennenlernen. Ich werde dir dann sagen, wen man grüßt. Bei einigen kannst du höflich nicken, andere musst du einfach übersehen.«
»Ach ja? Wen denn zum Beispiel?«
»Die Stalljungen, die Küchenmägde, die Stallmägde, aber das brauchst du dir jetzt nicht zu merken.«
»Werde ich sowieso nicht. Wer mich freundlich grüßt, der verdient auch von mir einen Gruß. Das sind die Manieren, die mir meine Mutter beigebracht hat, und die war eine einfache Schankwirtin. Aber sie wusste mehr von guter Erziehung als deine Mutter, tut mir leid, dir das sagen zu müssen.«
»Der Adel kann sich nicht benehmen wie die einfachen Leute, wann wirst du das eigentlich begreifen, Agnes? Unser Stand hat eigene Gesetze, und wir können sie nicht einfach brechen. Was eine Schankwirtin für richtig hält, muss für eine Gräfin nicht gelten.«
»Du langweilst mich«, stellte Agnes kalt fest. »Wo befindet sich denn nun das Gärtnerhaus?«
»Am anderen Ende«, knurrte Octavien. Er war diese ständigen Auseinandersetzungen leid, die sich immer um dasselbe drehten.
Es ist schon richtig,
dachte er,
wenn ein Adliger kein gewöhnliches Mädchen zur Frau nimmt, sie leben in zwei verschiedene Welten. Aber ich liebe Agnes nun einmal mehr als alle Edelfräulein auf der ganzen Welt.
Agnes blieb plötzlich stehen. »Weißt du was? Ich habe keine Lust, im Gärtnerhaus zu schlafen. Warum kuschen wir vor deiner Mutter? Du wirst ja wohl im Haupthaus irgendein Zimmer dein eigen nennen?«
Octavien stöhnte. »Wir sind noch nicht verheiratet, wie stellst du dir denn das vor?«
»Ja
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