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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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rechnete jetzt täglich mit einer Nachricht aus dem Lateranpalast. Wohl wusste der Papst nichts von Nathaniels Aufenthalt in Tibur, Nathaniel hatte eine andere Adresse in Rom hinterlassen, wo er zu erreichen sei. Aber es war auch möglich, dass man ihn hier aufgespürt hatte.
    »Nein Herr, es ist Sinan und …«
    Nathaniels Brauen zuckten hoch. Er legte den Federkiel zur Seite. »Sinan? Was macht dieser Unglückswurm hier? Ich hatte ihn doch nach Syrien geschickt.« Dann fiel ihm ein, dass der Sekretär von zwei Besuchern gesprochen hatte. »Und der andere, wer ist das?«
    »Ein junger Bursche. Ich kenne ihn nicht.«
    »Du kennst ihn nicht? Also ist es keiner von uns? Was ficht Sinan denn an …« Er erhob sich. »Führe die beiden herein.«
    Sinan betrat stürmisch das Zimmer, ein siegesgewisses Lächeln auf den Lippen. Er war davon überzeugt, dass sein Kommen für Nathaniel eine angenehme Überraschung darstellte. Schwungvoll riss er sich die Spielmannskappe vom Kopf und beugte flüchtig das Knie. »Meister …«
    Weiter kam er nicht. Nathaniels herrische Armbewegung verschloss ihm den Mund. Er wies auf Nicholas, der bescheiden an der Tür stehen geblieben war. »Wer ist das?«
    Sinan schob Nicholas stolz nach vorn. »Das ist Nicholas.«
    Nathaniel ging ein paar Schritte auf die beiden zu. Er musterte den blonden Jungen, der ihn mit seinen großen braunen Augen eher neugierig als furchtsam ansah, und meinte zu verstehen. »Was soll ich mit seinem Namen anfangen?«, wandte er sich frostig an Sinan, Nicholas keines Blickes mehr würdigend. »Wer ist er und was tut er hier?«
    Nun begriff Sinan, dass der Meister verärgert war. Er legte Nicholas beschützend den Arm um die Schultern. »Er gehört zu mir«, erwiderte er knapp. »Er geht dahin, wohin auch ich gehe.«
    »Gut.« Nathaniels Blick war finster. »Dann bitte ihn, draußen zu warten. Während wir miteinander sprechen, wird sich Giovanni um ihn kümmern.«
    Sinan nickte Nicholas zu. »Geh ruhig. Giovanni ist der Sekretär des Meisters.«
    Nicholas blieb stehen, wartete darauf, dass der ungeduldige Blick Nathaniels ihn streifte, legte dann alle Verachtung in seinen eigenen, verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln, weil der Meister sich brüsk abwendete, und verließ hocherhobenen Hauptes das Zimmer.
    Kaum war er fort, ergoss sich Nathaniels Zorn über Sinan. »Du siebenmal verfluchter Kindskopf! Wie kannst du es wagen, mir deinen Zuckerjungen ins Haus zu schleppen? Weißt du nicht, dass nur Eingeweihte wissen dürfen, dass ich mir hier aufhalte?«
    Sinan war fassungslos über diesen Wutausbruch. Er musste ein paar Mal tief Luft holen, bevor er kühl erwiderte: »Nicholas gehört zu mir wie mein rechter Arm, wie mein Augenlicht. Ich lasse ihn nicht beleidigen, auch nicht von Euch, Meister.«
    »Ich habe ihn beleidigt?«, höhnte Nathaniel. »Dann kläre mich doch bitte auf. Wärmt dieser hübsche Junge etwa nicht dein Bett?«
    »Er wärmt mein Bett, und er wärmt mein Herz.« Sinan warf seine Kappe wütend auf einen Stuhl. »Ich dachte, Ihr freut Euch, mich zu sehen.«
    »Freuen?« Nathaniel wies auf den Stuhl, wo die Kappe lag. »Steh nicht herum, setz dich. Weshalb sollte ich mich freuen, da du doch offensichtlich in Syrien deinen Verstand verloren und ihn dort zurückgelassen hast. Habe ich dir befohlen, zurückzukommen?«
    Sinan nahm die Kappe, setzte sich und warf sie betont ärgerlich in eine Ecke. »Ich hänge nicht an Eurem Gängelband. Außerdem …«
    »Spiele nicht den Gekränkten«, unterbrach ihn Nathaniel, während er mit verschränkten Armen an seinem Schreibtisch lehnte. »Niemand will dich gängeln. Aber ich habe dich aus gutem Grund fortgeschickt. Die Dinge in Rom haben sich geändert. Deine Anwesenheit hier kann mich in große Schwierigkeiten bringen, wenn du in deinem jugendlichen Leichtsinn schon meinst, nichts befürchten zu müssen.«
    »Drohen Gefahren?«
    »Gefahren drohen immer bei unserem Spiel. Was hat dich veranlasst, Syrien zu verlassen? Hast du die Männer aufgesucht, die ich dir nannte?«
    »Ja. Dieser Nizari war ein arroganter Esel und az-Zahir habe ich nicht angetroffen. Ich habe bei meinem Onkel Mahmud in Akkon gewohnt. Dort hat mich Zakariya al Mansur aufgesucht. Er behauptete, in deinem Namen zu sprechen.«
    Nathaniel kniff die Augen zusammen. »Was sagte er?«
    »Ich solle den Franziskanermönch Bernardo suchen, ihm das Pergament abnehmen und es Euch aushändigen. Ihr seht also, ich bin für unsere Bewegung

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