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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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unterwegs, falls es denn noch unsere ist.«
    »Das Pergament?«, wiederholte Nathaniel gedehnt. Er musste kurz nachdenken, und es fiel ihm ein, dass Zakariya auf ihrer letzten Besprechung sich erboten hatte, dem Mönch einen Fedajin auf den Hals zu hetzen. Er hatte Sinan erwähnt, aber Nathaniel hatte rasch eingeworfen, dass jener in Syrien sei. Und nun hatte Zakariya – der Sheitan sollte ihn holen! Denn Nathaniel hatte bereits eigene Leute nach Bernardo ausgeschickt. Das Pergament musste vernichtet werden. Wie die Dinge sich entwickelt hatten, war seine Existenz nunmehr ein Ärgernis. Aber wenn Sinan das Pergament fand und es ihm gab, dann würde er in Bedrängnis geraten. Er konnte es dann weder dem Papst geben noch es vernichten. Jedenfalls würde er dann in Erklärungsnot geraten.
    Bedächtig nickte er. »Das Pergament ist wichtig – nun, sagen wir, es war wichtig. Zakariya konnte nicht wissen, dass es keine Bedeutung mehr hat. Ich entbinde dich von diesem Auftrag.«
    »Keine Bedeutung?«, stieß Sinan verärgert hervor. »Weshalb nicht?«
    »Weil es eine Fälschung ist. Das wusstest du doch.«
    Sinan lehnte sich zurück, seine Augenlider senkten sich für einen Augenblick. »Auch Zakariya wusste das«, sagte er langsam, als müsse er während des Sprechens nachdenken, »dennoch hat er darauf gedrungen. Denn dafür steht nur die Aussage eines Juden, das waren seine Worte.«
    »So ist es. Aber Innozenz glaubt an die Fälschung, also hat es seinen Nutzen verloren. Wir können ihn damit nicht mehr unter Druck setzen.«
    Sinan starrte Nathaniel an. »Aber Meister! Darum geht es doch nicht! Es geht doch darum, dass diese neuen Zehn Gebote die Grundlage unserer Bewegung werden sollen, die Grundlage unserer Religion, wenn Mithras das Christentum abgelöst hat.«
    Nathaniel räusperte sich ungeduldig. »Wir werden uns andere Gesetze geben, neue Gesetze, bessere Gesetze. Wir brauchen diese – diese Hinterlassenschaft eines jüdischen Rabbis nicht, der, wie wir wissen, nicht Gottes Sohn war.«
    Sinan schwieg. Er konnte nicht begreifen, dass dieses heiß begehrte Schriftstück plötzlich keine Bedeutung mehr haben sollte. Und noch etwas anderes ging ihm durch den Kopf, eine Ahnung nur, aber sie jagte ihm Kälteschauer über den Rücken. »Dann soll ich nicht nach dem Mönch suchen?«
    »Nein.« Nathaniel ging ein paar Schritte auf und ab. »Dieser Bernardo ist unwichtig. Vergiss ihn! Ich werde für dich andere Aufgaben finden. Hier in Rom.«
    Sinans Ahnung verwandelte sich in ein handfestes Misstrauen. »In Rom? Wo man mich als Papstattentäter sucht? Das kann nicht Euer Ernst sein.«
    »Nun«, erwiderte Nathaniel rasch, »nicht direkt in Rom. Du wirst hier in der Villa zu meiner Verfügung bleiben. Den Jungen musst du irgendwie los werden. Giovanni kann ihn in einem guten Gasthof unterbringen.«
    Sinan musste an sich halten, um den erforderlichen Respekt vor dem Meister zu wahren. Mit unterdrückter Wut in der Stimme sagte er: »Ich hatte mich vorhin deutlich ausgedrückt, Nicholas bleibt bei mir. Ob in Eurem Haus, in Rom oder am Ende der Welt. Aber Ihr könnt beruhigt sein, wir werden nicht bleiben. Wenn ich von meiner Aufgabe entbunden bin, dann werden wir nach St. Marien gehen. Ich will ihm Neubabylon zeigen. Er wird sich unserer Bewegung anschließen, dafür bürge ich.«
    »Das verbiete ich dir!«
    Sinan sprang zornig auf von seinem Stuhl. »Und ich lasse mir nichts verbieten! Ihr seid mein Meister, aber ich bin kein Schüler mehr. Ich bin Ranush, der Löwe. Ich denke, der Zeitpunkt ist gekommen, mich nunmehr zum Parsen zu weihen, zu Ranush, dem Gerechten, weil ich der Gewalt abschwöre.«
    »Diesen Zeitpunkt bestimmst nicht du!«, donnerte Nathaniel. »Du schuldest mir Gehorsam, du bist mein Geschöpf! Ohne die Bewegung bist du nichts!«
    Sinan hatte das Gefühl, alles Blut seines Körpers ströme in seinem Kopf. Irgendetwas war hier passiert, aber der Meister teilte sein Wissen nicht mit ihm, den er als seinen Nachfolger herangezogen hatte und den er jetzt nur noch sein Geschöpf nannte. Er hatte sich verändert. Was ging hier vor? Hatte der Meister niemals vorgehabt, ihn über Neubabylon herrschen zu lassen? War er nur für die schmutzige Arbeit gut gewesen? Weshalb kehrte Nathaniel nicht nach St. Marien zurück? Was hielt ihn in Tibur? Weshalb verbot er ihm – Sinan – dorthin zurückzukehren? Wer hatte jetzt das Kommando in Neubabylon?
    Sarmad!,
schoss es ihm durch den Kopf. Sicher hielt er sich dort

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