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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Neuigkeiten von der Bewegung oder aus Rom zu erfahren. Was war aus dem Pergament geworden, was aus Nathaniel?
    Am nächsten Morgen machte er sich auf den Weg. Agnes würde er dort nicht finden, aber er hatte ein Ziel. Und von dort konnte er sich gestärkt wieder auf die Suche machen. Wer weiß, vielleicht würde Emanuel ihn begleiten.
    Als er durch das Tor ritt und einen letzten Blick auf die Stadtmauer warf, als er den Holunderbusch sah, der in ihrem und seinem Leben eine so schicksalsschwere Rolle gespielt hatte, kam ihn ein Einfall. Er hatte Agnes in Mainz nicht angetroffen, aber es war doch möglich, dass sie sich nur verfehlt hatten, vielleicht nur um einen Tag. Möglicherweise kam Agnes schon morgen vorbei, um hier ihrer alten Beschäftigung nachzugehen. Es war nicht mehr als eine winzige Hoffnung, aber besser als nichts. Deshalb sprach er den Alten noch einmal an und schärfte ihm ein, dass die Jungfer, von der er den Stand geerbt hatte, wahrscheinlich in den nächsten Tagen oder Wochen bei ihm vorbeischauen werde. Er solle ihr dann sagen, dass ein gewisser Octavien hier gewesen sei und nach ihr gefragt habe.
    »Octavien de Saint-Amand. Hast du das verstanden?«
    Der Mann nickte mit ängstlichem Gesichtsausdruck.
    »Gut. Sage ihr dann, er warte auf sie im Kartäuserkloster St. Marien. Sie muss nach Koblenz und sich von dort weiter durchfragen. Ist das klar?«
    »Ja Herr.«
    »Wo wartet er auf sie? Und wohin soll sie gehen?«
    »Im Kartäuserkloster St. Marien, Herr, und sie soll nach Koblenz gehen und dort fragen.«
    »Sehr gut. Vergiss es nicht! Sollte ich erfahren, dass sie hier gewesen ist und du versagst hast …« Octavien unterbrach sich, ärgerlich darüber, dass er nichts dazu gelernt hatte. »Ich wollte sagen, die Angelegenheit ist äußerst wichtig für mich, und es soll dein Schaden nicht sein.« Er gab dem Alten drei Silbermünzen.
    Der starrte sie ungläubig an, dann liefen im Tränen über die runzeligen Wangen. »Das ist – das ist …«, stotterte er, doch Octavien winkte ab. »Steck sie schnell ein, bevor irgendein Halunke auf sie aufmerksam wird, und wenn die Sache gut läuft, bekommst du noch einmal so viel.« Er schwang sich auf seinen Rappen und ritt eilig fort, um den alten Mann nicht mehr weinen zu sehen.
Ich bin rührselig geworden wie ein altes Weib am Spinnrocken,
dachte er grimmig.

Der Papstmord
    Es war ein kleines und abgelegenes Kloster, in dem Innozenz samt seinem Gefolge abgestiegen war. Und so war auch die Kapelle klein, sie war dunkel und roch muffig nach Kerzenwachs und feuchtem Holz. Sinan wunderte sich immer noch über die Entscheidung des Papstes für dieses Haus, aber weil Innozenz ein kluger und scharfsinniger Mann war, verbarg sich bestimmt eine Absicht dahinter. Diese hoffte Sinan herauszufinden, indem er den Kardinälen lauschte, die sich hier zum Beten versammelten. Zum einen würden diese in dem engen Raum dicht aneinandergedrängt stehen, es gab nur zwei Sitzplätze, die offensichtlich für altersschwache Mönche gedacht waren. Zum Anderen kamen sie sicher nicht nur zum Beten hierher. Dieser abgeschiedene Raum bot ihnen die Möglichkeit zu regem Gedankenaustausch. Außerdem würde er Nathaniel wiedersehen und allein seinen Blicken und Worten entnehmen können, wie er die Lage einschätzte.
    Hinter einer wurmstichigen Marienstatue mit Sockel, die man offensichtlich zum Restaurieren in einer Nische beiseitegestellt hatte, fand er ein unbequemes, aber sicheres Versteck, und die Dunkelheit, die lediglich am Altar von ein paar Kerzen gemildert wurde, tat ein Übriges. Er wappnete sich mit Geduld, ließ sich auf einem der beiden Sitzplätze für Altersschwache nieder, von wo aus er die Kapellentür im Auge behalten konnte, und lauschte auf jedes Geräusch. Falls sich draußen jemand der Kapelle näherte, würde er das bemerken; das Trappeln von siebzehn Kardinälen ganz bestimmt.
    Er blieb die ganze Nacht wach. Zwar waren bis zur Frühmette keine Gebetsstunden mehr vorgesehen, doch an diesem Ort war alles anders, und er musste jederzeit damit rechnen, dass jemand des Nachts die Kapelle aufsuchen wollte. Als das erste Morgenlicht durch die Ritzen fiel und die Matutin längst hätte beginnen müssen, war immer noch niemand erschienen. Sinan riskierte es, zur Hintertür hinauszuschleichen. Alles sah aus wie immer. Er sah die Kutschen und die heruntergebrannten Feuer, die die Wächter zur Nacht angezündet hatten. Jetzt standen sie in Gruppen beisammen oder machten ihre

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