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Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Titel: Schatten Gottes auf Erden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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meine Arme, die sie umfasst hatten, sanken mir am Leib hinunter wie Stöcke.
    »Ich habe ein Geräusch gehört«, flüsterte ich. Da schrak sie zusammen.
    »Unsre Dummheit kann uns das Leben kosten, Gyurka – aber dann sterben wir zusammen.«
    Es war das letzte Mal, dass wir uns heimlich trafen. Ich hatte bald darauf eine dringende Reise anzutreten, konnte mich nicht einmal von ihr verabschieden. Ihre Worte hatten mich so aufgewühlt, dass mir der Weg unter den Füßen meines Pferdes wegglitt, ohne dass ich es merkte. Waren das nun Fantasiegebilde eines verliebten Mädchens, oder konnte Hunyadi wirklich, wenn er wollte? Und würde er wollen, selbst wenn er wüsste, wer ich in Wirklichkeit war? Und wusste sie es? Oder war ihr das »Köváry« nur durch die Ähnlichkeit mit »Covarus« eingegeben worden?
    Meine Rückkehr verzögerte sich. Denn ich kam einem Verbrechen auf die Spur.
    In einem der Pachthöfe, die zu den Bergwerken gehörten, lud ein Knecht einige Säcke auf. Sie schienen schwer zu sein. Einer fiel zu Boden, ging auf, Nüsse rollten heraus. Nüsse? Die waren doch ganz leicht!
    Ich bückte mich, hob eine auf, wog sie in der Hand, zog mein Messer aus dem Stiefelschaft, öffnete die Schale. Da war ein Kern drin, den man nicht essen konnte: Silber!
    Es gab ein großes Aufsehen. Verhöre, Bestechungsversuche, Drohungen. Nun hatte ich die Feindschaft, auf die ich gefasst gewesen war.
    Als ich endlich das Meine getan und den Richtern das Ihre gelassen hatte und zurückreiten konnte, erfuhr ich, dass Etelka krank sei. Ich fragte nach ihrem Arzt, suchte ihn auf, brachte die Rede auf seine Patientin. »Ja«, sagte er und betrachtete mich so seltsam aus den Augenwinkeln, »es wird gut sein, wenn du mir ihr sprichst.«
    Mir wurde das Wams zu eng. »Geht es ihr so schlecht?« Er gab keine Antwort.
    Man ließ mich zu ihr. Sie lag nicht im Bett, sondern saß in einem geblümten Lehnstuhl. Die Magd, die mich hereingeführt hatte, schloss von außen die Tür hinter sich zu, und wir waren allein.
    Ich beugte mich über ihre Hand, um sie zu küssen, doch sie zog sie zurück.
    »Ist es wahr«, fragte sie statt einer Begrüßung, »dass du ein Bastard bist?«
    »Etelka«, antwortete ich, »ich bin, der ich bin, und bin der, den du kennst. Wenn du mir sagst, dass du zu mir hältst, was immer du nun zu hören bekommst, werde ich dir nichts verschweigen. Wenn du das nicht kannst, habe ich dir nichts mehr zu sagen.«
    »So geh!«
    Ich warf mich noch zur selben Stunde aufs Pferd und ritt zu Hunyadi. Ich hatte Glück, der Rastlose ließ sich finden.
    »Was bringst du, György?« fragte er, als er mein verstörtes Gesicht sah. »Doch nicht etwa böse Nachricht?«
    »Ihr werdet mich entlassen, Herr«, antwortete ich, »denn Ihr habt mich in Dienst gestellt, ohne zu wissen, wer ich in Wirklichkeit bin.«
    Da schüttelte er seinen kräftigen Hals, dass ihm das glänzende braune Haar an die Wange schlug.
    »Beruhige dich, Köváry«, erwiderte er, »ich wusste es, ehe du es mir sagtest.«
    Ich erfuhr dann, wie mein Geheimnis zutage getreten war. Etelkas Vater war es nicht verborgen geblieben, dass seine Tochter mich lieber sah als den ihr Zugedachten; er und Garai boten alles auf, um mich in ihren Augen verächtlich zu machen. Und der Zufall kam ihnen zu Hilfe.
    Einer meiner ehemaligen Weißenburger Mitschüler, der in der Nähe ein Pfarramt innehatte, hörte meinen Namen, äußerte eine Vermutung, Garai setzte sich aufs Pferd, ritt nach Kövár, förderte dort die Wahrheit ans Licht, warf sie der Etelka hin wie einem Hund einen Knochen. Doch damit nicht genug, hatte man auch an Hunyadi einen reitenden Boten abgesandt und verlangte meine Entlassung.
    »Du wurdest ihnen unbequem«, sagte er, »und ich bin diesen Garai, Szecsi, Losonczi längst schon ein Dorn im Auge. Sie können es nun einmal nicht verwinden, dass ein Mann wie ich, von geringerem Adel als sie selber, mehr Ansehn beim König, mehr Einfluss im Lande genießt als sie und ihresgleichen. Aber ich werde ihnen die Stirne bieten und nun und nimmermehr dulden, dass sie Menschen, die mir redlich dienen, zugrunde richten. Du wirst den Namen deines Vaters wieder tragen.
    In meiner Banschaft sind zwei Dörfer frei geworden, deren Inhaber ohne Erben starben. Ich kann darüber verfügen, und ich werde sie dir zu Lehen geben. Dann wollen wir doch sehen, wer dich noch verunglimpft.«
    Die Dörfer lagen in der Tiefebene, am Unterlauf des Temes. Es waren zwei Rittergüter mit den

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