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Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Titel: Schatten Gottes auf Erden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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endlich, als die Versöhnlichen gesiegt hatten und der Frieden mit Kaiser und Papst geschlossen, Sigismunds Anerkennung als König von Böhmen mit dem Treueschwur aller besiegelt worden war, die Unversöhnlichsten zum letzten, verzweifelten Mittel griffen: zum Meuchelmord.
    Nun gut, sie wurden verraten, der Kaiser hatte seine Häscher im Hinterhalt versteckt, ließ die Mörder ins Gemach eindringen, um sie auf frischer Tat ertappen und unschädlich machen zu können, was ihm auch gelang. Doch was für Gefühle mögen einen Menschen bewegen, der sich sagen muss, während er seine Feinde am Galgen baumeln sieht, dass für jeden von ihnen vielleicht morgen schon drei andere bereitstehen? Wie schmeckt der Wein, der vergiftet sein könnte, wie ruht es sich auf einem Kissen, hinter dem vielleicht ein geschliffener Dolch lauert? Leibwächter sind gut und nützlich – gewiss! Doch sind sie auch unbestechlich?
    Nein, ich glaube nicht, dass der Kaiser vergiftet wurde. Zwar wird erzählt, man hätte ihm den Zeh deshalb amputieren müssen, weil das Gift, das er geschluckt haben soll, an jenem Körperteil zum Durchbruch gekommen wäre. Doch halte ich das für eine Unmöglichkeit. Ich bin zwar bei jener Operation nicht zugegen gewesen – es werden andere Ärzte bemüht, wenn ein Kaiser stirbt, nicht Bader und Feldschere! – aber ich bin überzeugt davon, dass es ein Altersbrand war, dem Sigismund zum Opfer gefallen ist. Immerhin war er schon neunundsechzig Jahre alt.
    Hunyadi János hatte den Kaiser kreuz und quer durch Böhmen, Mähren und Ungarn begleitet und ihm auch aus seinen Leuten die Leibwache gestellt. So war auch ich gezwungen gewesen, diese Zickzackfahrten mitzumachen: nach Prag, nach Brunn, nach Stuhlweißenburg, nach Iglau, bis er dann in Znaim das Zeitliche gesegnet hat. Gott verleihe seiner Seele den Frieden, den er in seinem unruhevollen Leben vermissen musste.
    Auf all diesen Fahrten hatte Hunyadi viele wichtige Erfahrungen sammeln können, die sich, seinem Hauptinteresse nach, vorwiegend auf die Kriegführung richteten.
    »Glaube ja nicht«, sagte er einmal zu mir, »dass das Kriegführen ein so einfaches Handwerk ist, wie manche annehmen. Losschlagen und siegen oder sterben? Wenn man jung ist, stellt man sich das so vor.
    Sich, hier habe ich mir ein Buch beschafft: Caesar – De bello Gallico. Der verstand etwas vom Krieg, von dem will ich lernen. Aber du musst mir dabei helfen. Ich kann zu schlecht Latein.«
    Ich muss ihn sehr erstaunt und kritisch angesehn haben, denn er fragte: »Meinst du, weil er ein Heide war, dürfe ein Christ nicht … Oh, mein Lieber, man kann nun einmal die Welt nicht mit Paternostern allein regieren! Und was meinst du, wie lange werden uns die Türken noch Frieden und Ruhe gönnen?«
    Er lernte aber nicht nur von Cäsar, sondern noch mehr von den Hussiten. Denn viele ihrer Kämpfer, die sich von ihren Führern verraten glaubten, hatten Sold bei Hunyadi genommen – entwurzelt und dem bürgerlichen Leben entfremdet, wie sie waren. Er nahm sie auf samt ihren Wagen, auf denen sie das Heeresgut mitführten und die so gebaut waren, dass man sie jederzeit zu Wagenburgen zusammenschließen und sich hinter ihnen verschanzen konnte. Und dann beriet er sich mit Büchsenschmieden und Zeugmeistern, ließ Kanonen anfertigen, die so leicht waren, dass man sie nicht nur im Festungskrieg, sondern auch in offener Feldschlacht verwenden konnte (nie hatte das vor ihm jemand versucht), und rüstete seine Fußtruppen mit Flinten aus.
    Er konnte das. Er hatte viele Güter von Kaiser Sigismund zu Lehen bekommen, und dessen Schwiegersohn und Nachfolger Albrecht ernannte ihn zum Banus von Severin und Orsova und begabte ihn mit Einkünften aus den reichen Bergwerken Siebenbürgens. Und er musste das, weil er seine Lebensaufgabe vor sich sah: Die Türken rüsteten zu neuen Angriffen auf dem Balkan, und die Ungarn waren verloren, wenn sie ihnen nicht entschlossen entgegentraten und mit ihnen vielleicht das ganze christliche Abendland. Der hohe ungarische Adel aber, auf seine Privilegien bedacht, nach denen er nicht verpflichtet war, dem König außerhalb der Reichsgrenzen Gefolgschaft zu leisten, war eine schwache Stütze für die Krone und das Volk.
    Es ist hier nicht Ort, von Hunyadis Heldentaten zu erzählen. Sie sind der ganzen Welt bekannt, und es werden sich Berufenere finden, sie zu verzeichnen. Doch bin ich es meinem Sohn schuldig, das aufzuschreiben, was ich dabei erlebt habe. Denn davon wird kein

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