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Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Titel: Schatten Gottes auf Erden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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Unterschied zwischen den beiden großen Kirchen ist: dass nämlich die Griechen sagen, der Heilige Geist gehe nur vom Vater aus, während die Römer behaupten – filioque – auch vom Sohne!)
    Nun mischte sich auch der Jüngere ins Gespräch.
    »Was meinst du«, fragte er, mich scharf musternd, »mit wem ist es für uns wichtiger zu verhandeln: mit dem Papst oder mit dem Konzil?«
    Ich war so verblüfft, dass ich kaum eine Antwort fand.
    »Mit beiden«, erwiderte ich endlich.
    Ich fühlte unter seinen Blicken, dass ich einer Prüfung standhalten musste.
    »Du Sohn einer Georgierin«, sagte er (und da wusste ich, dass ich sie bestanden hatte), »gib mir dein Wort, dass du für dich behältst, was ich dir anvertraue.« Ich gab es ihm.
    »Der Papst hat uns wissen lassen, nicht offiziell natürlich, aber unmissverständlich, dass er uns sehr entgegenkommen will, wenn wir den Konzilsvätern in Basel erklären, dass wir als Ort für die endgültigen Verhandlungen nur eine italienische Hafenstadt annehmen können, weil die Reise nach Basel zu beschwerlich sei, als dass sie dem Kaiser von Konstantinopel zugemutet werden könnte.«
    Das also – das war der Trumpf im Spiel des Papstes!
    Der Alte sah mir meine Bestürzung an. »Ja, ist es denn so wichtig, wo diese Verhandlung stattfindet?«
    »Wahrscheinlich für den Papst wichtiger als das filioque«, entfuhr es mir.
    Ich hätte das nicht sagen sollen. Fast kam ich mir vor wie ein Verräter an meinem Freund Cusanus. Denn nun fiel der Jüngere wieder ein: »Und sie ist ja auch viel zu beschwerlich, diese Reise zu Land von Konstantinopel bis Basel. Wir können ein Liedchen davon singen.
    Durch Bulgarien konnten wir nicht reisen, der Türken wegen. Mussten zu Schiff übers Schwarze Meer, wären fast in einem Sturm umgekommen. Dann durch die walachische Steppe und über die Karpaten! In Ungarn wurden wir von Räubern überfallen und ausgeplündert! Ein Glück, dass wir mit dem Leben davonkamen!«
    Stürme gab's wohl in der Ägäis keine? Und auch keine Räuber auf See, nur zu Lande? Doch wozu darüber sprechen, da ich erkannt hatte, was sie bezweckten.
    Wir verabschiedeten uns so herzlich, wie wir uns begrüßt hatten, doch trug ich ihnen keine Grüße an den Cusaner auf.
    Nachdem wir Basel verlassen hatten, führten wir ein sehr unstetes Leben, der Kaiser, Hunyadi János und ich.
    Der Kaiser: Oft schon habe ich mich gefragt, was wohl einen Menschen bewegen kann, nach einer Krone zu streben. Nie sitzt sie fest auf dem Kopf, der sie trägt, Aufregungen, Kummer, Gefahren und Nöte aller Art gilt es ihretwegen zu erleiden. Auch unser Kaiser Sigismund kannte seit seiner Jugend keine andre Heimat als den Sattel seines Pferdes, und was alles hatte er ausgestanden auf seinen Fahrten kreuz und quer durch die Länder, deren Herrscher er war und die zu regieren man ihm so schwer machte! (Sagt man nicht in Frankreich: »Der König herrscht, aber er regiert nicht«?)
    Fünf Kronen drückten nun sein Haupt. Für die ungarische hatte er Verfolgung und Gefangenschaft ertragen müssen, für die deutsche ein Zerwürfnis mit seinem Bruder, die lombardische Eisenkrone und die römische Kaiserkrone hatten ihm Anfeindungen und Demütigungen aller Art eingetragen, und die Krone des Königreiches Böhmen erst – was die ihn gekostet hat, lässt sich gar nicht beschreiben. War es aber nicht verständlich, dass ihn die Böhmen ablehnten, ihn, der ihren Meister Hus trotz Zusage des freien Geleits in Konstanz hatte auf den Scheiterhaufen bringen lassen?
    Nun währte Sigismunds Kampf mit den Hussiten schon an die zwanzig Jahre! Und wie viel Blut und Tränen, wie viel Zerstörungen und Verwüstungen hatte er mit sich gebracht!
    Wie viel Bemühungen um Verständigung aber auch, wie viel Verhandlungen zwischen den Böhmen und den Abgesandten des Basler Konzils, denn man war des Haders auf beiden Seiten so müde. Und doch stand dem Frieden ein Hindernis entgegen, das sich kaum überwinden ließ: Misstrauen. Konnte man es den böhmischen Herrn verargen, dass sie allen Versprechungen und Beteuerungen gegenüber immer wieder Vorbehalte machten, da sie es doch mit Wortbrüchigen zu tun hatten? Und konnte man es den Bürgern und Bauern jenes Landes verargen, dass sie ihren Herren misstrauten, fürchtend, man wolle sie und ihren Glauben um eines faulen Friedens willen verraten? Bis sich die Versöhnlichen mit den Unversöhnlichen in die Haare gerieten, Böhmen gegen Böhmen, und das Bruderblut floss. Und dann

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