Schatten im Park
einiges nicht. Behutsam meinte er: „Zuerst möchte ich dir sagen: Du hast überhaupt nichts zu befürchten. Was wir besprechen, geht nur dich und mich etwas an. Ich muss so viel wie möglich wissen, damit ich verhindern kann, dass so etwas wieder vorkommt.“
Zuerst sagte Benji nichts. Schließlich erzählte er doch, wie er beim Pavillon auf der Mauer gesessen war und die Halloween-Masken beobachtet hatte. Er hatte den Angreifer für seinen Freund Moritz gehalten, den Irrtum zu spät bemerkt. Aber da war der Unbekannte schon über ihn hergefallen.
„Du hast gesagt, er hätte dich fast erstickt. Was ist vorher geschehen? Erzähl alles, woran du dich erinnern kannst.“
Benji starrte den Inspektor ängstlich an. „ ‚Bleib, bleib!‘, hat er gesagt. Dann hat er mich gepackt und auf den Boden geschmissen. ‚Kleine Kröte!‘, hat er noch gebrüllt, und ‚Du entkommst mir nicht!‘ “
Erwin Pichler machte ein paar Notizen. „Warum ist er auf einmal verschwunden?“
Benji wurde rot. „Da … da war ein anderer, mit einem Kürbis, der hat ihn verjagt, glaub ich. Und dann bin ich weggelaufen.“
„Hast du den anderen erkannt?“
Benji schluckte, schüttelte den Kopf: „Hat ausgeschaut wie ein ganz alter Mann. Den hab ich noch nie gesehen. Er hatte einen leuchtenden Kürbis mit.“
„War das alles eine Halloween-Verkleidung? Oder ist dir der Mann echt vorgekommen?“
Benji blickte gehetzt zum Fenster.
„Was hast du? Du kannst mir alles sagen.“ Erwin Pichler beugte sich zu Benji.
Der flüsterte: „Er war echt. Ganz echt. Glaub ich.“
Ein harmloser Bandenstreit
Es war früh am Morgen. Issis Mutter rührte in ihrer Kaffeetasse. „Du, was ich dich fragen wollte: Hast du eine Ahnung, was auf deinem Fenster verschmiert wurde? Es hat wie Blut ausgesehen!“
Ui! Issi hatte den Vorfall ganz vergessen. „Da hat gestern Abend irgendjemand rohes Fleisch heraufgeworfen. Gruselig!“
„Tut mir leid, dass ich nicht zu Hause war. Die Schweinerei hab ich schon weggeputzt. Das sollten wir der Polizei melden. Komischer Halloween-Scherz. Übrigens: Wie war dein Halloween mit Micha?“
„Öd“, antwortete Issi wahrheitsgemäß.
Da meldete sich das Handy. Ihre Mutter nahm den Anruf entgegen, ihre Miene hellte sich auf. „Hallo, Hanni, dass du dich wieder einmal rührst! Schon lang nichts mehr gehört von dir. Wie geht’s euch? Was? Sag das noch einmal! Was war mit Benji? Um Gottes Willen, erzähl!“ Sie stand auf und ging vor die Tür. „Super, und ich darf wieder einmal nicht wissen, was los ist“, maulte Issi. Hatte Benji schon wieder etwas ausgefressen? Irgendwie tat er ihr leid. Alle hackten auf Benji herum.
Inspektor Gross hob die Hand, als sein Kollege zur Tür hereinkam. „Du schaust ja ziemlich geschafft aus. Kaffee?“
Erwin Pichler nickte. „Bitte. Den brauch ich jetzt. Was gibt’s Neues?“
Christian Gross schabte mit einem Lineal über seine Glatze.
„Eine vierte Fleischattacke. Anruf aus der Märzstraße 24, Frau Erlach. Ihre Tochter war gestern allein zu Hause und hat vergessen, von der Geschichte zu erzählen. Übrigens, Frau Erlach hat mit Benjis Mutter telefoniert, daher ist es mit der Geheimhaltung des Überfalls sowieso vorbei. Hätte auch nichts gebracht. Was hat Benji gewusst?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob alles stimmt, was er erzählt. Vor allem, wie das Ganze ausgegangen ist. Ich habe die blauen Flecken gesehen, irgendeinen Kampf muss es gegeben haben. Aber das Gerede von dem alten Mann, der den Irren vertrieben haben soll, kommt mir spanisch vor. Der Bub ist wirklich verstört, und ich glaube nicht, dass er lügt, trotzdem verbirgt er irgendetwas.“ Erwin Pichler ließ sich in einen Sessel fallen. „Ich bin zum Park hinaufgegangen. Natürlich waren da keine Spuren. Das alte Laub wurde durcheinandergewirbelt von dem heftigen Wind heute Nacht. Keine Faser von irgendetwas. Hätte auch bei so einer idiotischen Verkleidung keinen Sinn, die ist rasch entsorgt.“ Er nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Musst dich nicht entschuldigen, dass du nichts gefunden hast!“ Gross lächelte ein wenig spöttisch.
„Ich habe auch die Lücken in der Mauer inspiziert, von denen Benji gesprochen hat“, fuhr Pichler unbeirrt fort. „Ein idealer Spielplatz, der Park. Der alte Pavillon. Dahinter die aufgelassene Werkstatt. Weit und breit keine Häuser …“
„… mit Augenzeugen, die man befragen müsste.“
Inspektor Pichler sah ärgerlich auf.
Hugo Gross hustete. „Nur
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