Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
Vom Netzwerk:
boshafte Sachbeschädigung. Da will uns jemand drohen!“ Sie schüttelte den Kopf. „Dabei verstehen wir uns doch mit allen.“
    Micha hatte einmal gelesen, dass tote Tiere vor der Haustür in manchen Gesellschaften und Kulturkreisen eine Warnung oder Drohung bedeuteten. Er bekam Gänsehaut, als ihm klar wurde, dass vielleicht ein gefährlicher, irrer Typ durch die Nacht geschlichen war, während er sein dämliches „Süßes oder Saures?“ an den Haustüren vorgebracht hatte. „Ich räum das weg“, sagte er eilig.
    Der Vater nickte dankbar. „Nimm einen gelben Sack und leg das Zeug drauf, gleich vorn in der Garage. Geh nicht mehr in den Garten hinaus, sondern durchs Vorhaus. Man weiß ja nicht, wer sich da draußen herumtreibt. Bitte sperr unten gleich zu. Wir rufen auf alle Fälle die Polizei. Deswegen will ich, dass du den Fleischbrocken noch nicht wegwirfst. Vielleicht können sie was damit anfangen.“
    „Was war mit dem Konzert?“, fragte Micha vorsichtig.
    Sein Vater brummte ärgerlich: „Erinnere mich nicht daran. Ausverkauft. Wir sind essen gegangen. War aber auch einmal gut. Und du?“ Er blickte Micha misstrauisch an.
    Bevor sein Vater weitere Fragen stellen konnte, ging Micha hinunter ins Vorhaus. Er sperrte noch einmal die Haustür auf und sah sich vorsichtig um. Schnell holte er sein Maaru-Kostüm hinter der Garage hervor, ging zur Mülltonne und schob es unter den letzten Abfallsack. Schade um die schöne Arbeit mit Issi, aber seine Eltern mochten es gar nicht, wenn man sie anlog. Da war es besser, vorsichtig zu sein und die Spuren des nächtlichen Ausflugs zu beseitigen.
    Draußen war der Wind stärker geworden, er fuhr durch die Bäume und verfing sich in den engen Gassen.

Die Polizei greift ein
    „Das war wieder eine tolle Nacht!“ Inspektor Pichler kratzte sich das unrasierte Kinn, als sein Vorgesetzter hereinkam. Er hielt ihm seine Notizen entgegen. „Welcher Idiot schmeißt anderen Leuten rohes Fleisch in die Häuser? Drei Anrufe zu diesem Schwachsinn! Dazu kommt noch eine Geschichte, die weniger witzig ist. Die Illek hat angerufen …“
    „Frau Illek, bitte!“ Inspektor Gross zog die Augenbrauen hoch. Höfliche Umgangsformen waren für ihn besonders wichtig.
    „Okay, Christian. Frau Illek hat angerufen. Ihr Sohn Benji, du kennst den Lauser, den Rotschopf, ist angeblich von einem Unbekannten überfallen und fast erstickt worden.“
    Christian Gross fuhr sich übers Gesicht. „Das bedeutet gar nichts Gutes. Ist der Junge ernsthaft verletzt? Nein? Dann lügt er möglicherweise. Oder soll das ein schlechter Halloween-Scherz sein?“
    „Glaube ich nicht. Da hat sich einer vielleicht diese idiotischen Filme zum Vorbild genommen?“
    „Schaut fast so aus“, meinte Gross kopfschüttelnd. „Trotzdem, bitte der Reihe nach.“
    Erwin Pichler maß ihn mit einem belustigten Blick: „Jawohl, Chef. Zuerst zu der Fleischgeschichte: Ich habe Anrufe aus der Mühlgasse, aus der Steingasse und der Hauptstraße bekommen. Ein Muster kann ich nicht darin erkennen. Das Opfer des tätlichen Angriffs, Benjamin, wohnt in der Mühlgasse. Nach Benjis Mutter hat noch sein Ziehvater angerufen und die Fleischattacke gemeldet. Natürlich mit der üblichen Anschuldigung garniert, dass wir auf unseren Hintern sitzen und nichts für die Sicherheit der Leute unternehmen.“
    „Du bist hoffentlich ruhig geblieben.“ Gross setzte ein schiefes Grinsen auf. „Kindermädchen sollen wir vielleicht auch noch spielen, weil sie nicht imstande sind, ihre Kleinen in der Nacht zu Hause zu halten. Glaubst du, dass es ein Angriff war, der nichts mit Halloween zu tun hat?“
    Erwin Pichler nickte. „Das mit Benji hat sehr authentisch geklungen. Ich glaube nicht an einen Scherz. Du hast aber bei der Maskerade kaum eine Chance, den Irren zu finden. Wir können nur hoffen, dass es ein Einzelfall war.“
    „Jedenfalls gehst du bitte zu Familie Illek, egal, ob heute Feiertag ist oder nicht.“
    „Mach ich, Boss. Jetzt gleich? Dann muss ich mich vorher rasieren.“ Pichler seufzte.
    Gross hob beide Hände. „Vielleicht gehst du auch als Halloween-Monster durch, so unrasiert.“
    „Sehr witzig. Jetzt wollen wir mal hören, was an der Geschichte dran ist. Bis dann, Chef.“
    Wenig später saß Erwin Pichler dem Jungen gegenüber. In Benjis kleinem Zimmer war nicht viel Platz. Benji hockte auf dem Bettrand, der Polizist saß am Tisch, ein kleines Notizbuch aufgeschlagen. Er sah den verängstigten Jungen an: Da stimmte

Weitere Kostenlose Bücher