Schatten ueber Broughton House
Oder die Ruinen von Troja.“
„Die Sachen in der Höhle gehörten aber doch ganz offensichtlich den Bewohnern des Dorfes!“
„Das stimmt. Und deshalb würde Dennis auch nichts davon genommen haben. Als er während meiner Krankheit bei mir saß, hat er mir einiges von dem Dorf und seinen Bewohnern erzählt. Er mochte die Menschen und ihre Lebensweise sehr. Ich hatte sogar den Eindruck, dass er ein wenig in das Mädchen verliebt war, das mich gesund gepflegt hat.“
„Wirklich?“ Megan lächelte, und sie spürte erneut Tränen in sich aufsteigen. „Dann war er in den letzten Tagen seines Lebens zumindest glücklich.“
„Oh ja. Nur die Ungewissheit, ob ich das Fieber überstehen würde, bereitete ihm Kummer. Von den Menschen im Dorf war er fasziniert - davon, wie sie in der Abgeschiedenheit überlebt hatten und sich seit dreihundert Jahren ihre Traditionen bewahrt hatten. Er sprach oft darüber, wie wichtig es sei, dass dies auch in Zukunft so bliebe, und das war einer der Gründe, weshalb Coffey und ich die Existenz des Dorfes und seiner Bewohner nicht verraten wollten - Dennis hätte es so gewollt.“ Ein wehmütiges Lächeln huschte über Theos Gesicht. „Ansonsten hat Dennis vor allem von den schönen dunklen Augen des Mädchens und ihrem schimmernden Haar geschwärmt.“ Er schien kurz in Gedanken an seinen Freund versunken, bevor er fortfuhr: „Ich habe mir seitdem oft Gedanken darüber gemacht, was zu dem Streit geführt haben könnte. Vielleicht hat Dennis unbeabsichtigt eine Zeremonie der Dorfbewohner gestört. Das würde auch erklären, warum sein Angreifer das goldene Gewand und die Maske trug. Wenn Dennis Zeuge eines geheimen Rituals geworden wäre, könnten die Dorfbewohner so sehr gegen ihn aufgebracht worden sein, dass der Priester ihn tötete - um die Götter zu besänftigen.“
„Ja, vielleicht.“ Megan schien dies zwar kein hinreichender Grund, jemanden umzubringen, doch wusste sie, dass im Namen der Religion schon viele schreckliche Taten begangen worden waren. „Eine schreckliche Vorstellung, wenn Dennis wegen eines solch unbedachten Vergehens sterben musste“, bemerkte sie. „Ein anderer Grund fällt mir nicht ein“, sagte Theo.
„Ich verstehe dennoch nicht, warum Barchester uns angelogen hat.“
„Wann hat er Ihnen das denn erzählt?“, wollte Theo wissen. „Vielleicht ist es eine alte Geschichte, die ihm kurz nach Dennis’Tod in den Sinn kam, als wir alle etwas durcheinander waren. Mittlerweile dürfte er selbst gemerkt haben, dass nichts Wahres daran ist.“
„Nein, er hat es mir und Deirdre vor wenigen Wochen erzählt - kurz bevor ich anfing, hier zu arbeiten.“
„Deirdre?“ Theo sah sie fragend an.
„Meine Schwester.“
„Ihre Schwester ist auch hier in London? Oh ... und der Ire? Ist das Ihr Vater?“
Megan nickte. „Ja. Wir sind zu dritt nach England gekommen ...“, sie begegnete Theos Blick unerschrocken, „... um zu beweisen, dass Sie meinen Bruder umgebracht haben, und Sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen.“
Zu ihrer Überraschung lächelte Theo. „Und was genau hofften Sie in meinem Schlafzimmer zu finden?“
Megan errötete, hob jedoch mutig ihr Kinn und erwiderte unverdrossen: „Etwas, worüber Sie beide in Streit geraten waren, das Dennis sehr viel bedeutete und das Sie ihm vermutlich gestohlen hatten - einen Anhänger vielleicht.“
„Einen Anhänger?“ Seine Augenbrauen schossen in die Höhe, und er schien bei den Worten zu erstarren. „Was genau meinen Sie damit?“
„Das weiß ich selbst nicht.“ Megan betrachtete ihn aufmerksam, denn ihr war seine Reaktion nicht entgangen. „Doch als wir Barchester fragten, ob ihm nach Dennis’Tod etwas an Ihnen aufgefallen sei, erwähnte er eine Kette oder etwas in der Art. Einen Anhänger, den er Sie von Zeit zu Zeit unter Ihrem Hemd hervorholen und ansehen sah.“
„Ah ja.“ Theos Miene war unergründlich. „Wie interessant.“
Megan war auf einmal verunsichert. „ Gab es einen solchen Anhänger? Hat Dennis Ihnen irgendetwas in der Art gegeben?“
„Ich trug tatsächlich etwas bei mir, das ... mir sehr viel bedeutete.“ Er verstummte, schaute Megan nachdenklich an und schüttelte dann den Kopf. „Aber mit Dennis hatte das nichts zu tun.“
Nun war Megans Neugier erst recht geweckt. „Was war es?“
„Etwas, das mir von einer Frau gegeben worden war.“
„Oh ... ich verstehe“, erwiderte Megan kühl.
Es machte ihr überhaupt nichts aus, sagte sie sich, dass Theo ein
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