Schatten ueber Broughton House
Andenken von einer Frau bei sich trug, die er geliebt hatte. Immerhin war das nun schon viele Jahre her, und überhaupt -was ging sie das an?
Noch immer ließ Theo seinen Blick nachdenklich auf ihr ruhen, und Megan sorgte sich auf einmal darum, was er wohl in ihrem Gesicht lesen mochte. Sie stand auf und begann umherzugehen ... blieb bei einer kleinen Statue stehen, betrachtete sie aufmerksam ...
„Was werden Sie jetzt machen?“, fragte Theo.
„Wie bitte? Oh ja, natürlich. Ich muss nun ja nicht länger vorgeben, die Lehrerin der Zwillinge zu sein“, meinte sie leichthin, doch die bloße Vorstellung betrübte sie.
Was sollte sie nun tun? Wenn es stimmte, was Theo sagte - und davon war sie in tiefstem Herzen überzeugt -, bestand kein Anlass mehr, ihm weiter nachzuspionieren. Sie wusste nun, wie ihr Bruder gestorben war und dass der Mann, der ihn umgebracht hatte, am anderen Ende der Welt in einem abgeschiedenen Dorf lebte. Ihre Familie würde niemals den genauen Grund erfahren, weshalb Dennis hatte sterben müssen, und sein Mörder würde wohl nie dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Entschlossen straffte sie die Schultern und schluckte ihre plötzlich aufsteigenden Tränen hinunter. „Ich werde der Duchess die Wahrheit sagen - und natürlich werde ich meine Stelle aufgeben.“
Megan war der Gedanke daran, sich der vorwurfsvollen Ablehnung der Duchess stellen zu müssen, ebenso unerträglich wie die Vorstellung, Broughton House zu verlassen.
Theo lächelte, als er ihre Miene bemerkte. „Meine Mutter wirkt etwas einschüchternd, und sie mag keine Lügen. Aber ge wiss werden Sie feststellen, dass sie durchaus auch Verständnis zeigen kann. Mehr noch als Ihre Qualifikationen zählt für sie sicher der Eindruck, den sie während der letzten Wochen von Ihnen gewonnen hat. Wenn Sie möchten, begleite ich Sie zu dem Gespräch mit ihr.“
Megan sah ihn überrascht an. Es rührte sie, dass er nach wie vor bereit war, ihr zu helfen.
„Danke. Das ist sehr nett, aber ich glaube, dass ich besser allein mit der Duchess rede.“
„Natürlich.“ Theo war es aus seiner Familie gewohnt, dass Frauen auf ihre Unabhängigkeit pochten. Dann sprach er eben selbst mit seiner Mutter. „Es gibt allerdings noch ein paar Dinge, die wir klären sollten. Beispielsweise, wer der Mann war, der Ihnen gefolgt ist.“
„Außer Ihrem Mann, meinen Sie wohl?“, fragte Megan und zog eine Augenbraue in die Höhe. Es regte sie wirklich auf, dass er sie hatte beschatten lassen - fast noch mehr deshalb, weil sie es nicht bemerkt hatte, als dass Theo es überhaupt getan hatte.
„Ich muss auch unbedingt herausfinden, warum Mr. Barchester mich angelogen hat“, setzte sie hinzu, und nach kurzem Zögern: „Ich habe Ihnen nicht alles erzählt, woran ich mich noch erinnere, als mir heute Abend auf den Kopf geschlagen wurde.“ „Nein? Sie schockieren mich“, bemerkte Theo trocken.
Megan schnitt ihm eine Grimasse. „Als ich wieder zu mir kam, erinnerte ich mich wirklich nur noch daran, den Ballsaal verlassen zu haben. Ich bin Mr. Coffey gefolgt. Doch später ist mir dann eingefallen, dass ich dabei jemanden die Hintertreppe in den Keller hinuntergehen hörte. Als ich gleichfalls hinunterging, konnte ich Coffey nirgendwo entdecken, unten im Korridor sah ich aber Mr. Barchester. Ich dachte noch, wie seltsam, dass er hier im Keller ist.“
„Es scheinen ganz schön viele Leute dort unten gewesen zu sein“, bemerkte Theo. „Sind Sie sicher, dass es der Keller war?“ „Natürlich. Der Schlag auf den Kopf hat mich nicht so sehr verwirrt, als dass ich oben und unten nicht mehr auseinanderhalten könnte“, entgegnete Megan schnippisch. „Ich weiß nicht, wie ich in den zweiten Stock gelangt bin - ich kann mich ja nicht einmal daran erinnern, überhaupt niedergeschlagen worden zu sein. Mag sein, dass ich Barchester gefolgt bin und er mich entdeckt hat.“
„Wer immer es gewesen sein mag - er hat sich offensichtlich sehr daran gestört, dass Sie herumgeschnüffelt haben“, meinte er und grinste vielsagend.
Megan bedachte Theo mit einem vernichtenden Blick. „Wir sollten uns fragen, was genau es mit Barchester auf sich hat. Außerdem will ich mich nach wie vor mit Mr. Coffey unterhalten. Es wäre sicher hilfreich, wenn noch jemand anders meinem Vater bestätigt, dass Sie nicht Dennis’ Mörder sind - Dad ist seit Jahren von Ihrer Schuld überzeugt und kennt Sie ja nicht so gut wie ich. Und er ...“, sie warf ihm einen
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