Schatten ueber Broughton House
einmal bemerkt. Aber es ist sehr leicht, jemandem etwas ins Essen zu tun und ..."
„Oder in den Tee, der während einer Zeremonie gereicht wird“, ergänzte Megan.
Barchester erblasste. „Was? Woher wissen Sie ..."
„Wir wissen alles, Barchester“, erwiderte Theo scharf. „Wir haben von dieser sogenannten Religion erfahren, die Coffey seit einigen Jahren ausübt, und von dem Tee, der Visionen hervorruft und bei den Zeremonien gereicht wird - oder trinkt den nur Coffey, um seine Anhänger glauben zu machen, seine Visionen seien ein Zeichen seiner besonderen Verbindung ins Jenseits?“
„Sie wissen gar nicht, wovon Sie reden“, wandte Barchester ein, doch er klang verunsichert. „Julian ist ein ganz außergewöhnlicher Mensch ... “
„Wovon zum Teufel sprechen Sie da eigentlich?“ Megans Vater schaute von Theo zu Barchester und runzelte die Stirn. „Was soll dieses Gerede über Religion? Ich bin hier, Moreland, weil Sie meinen Sohn ermordet haben, und ich werde dafür sorgen, dass Sie dafür bezahlen werden!“
„Julian Coffey war es, der Dennis angegriffen und ihn schwer verletzt in der Höhle zurückgelassen hat“, erwiderte Theo. „Nicht ich.“
„Das ist eine Lüge!“, fuhr Barchester ihn an.
„Nein“, ließ sich eine Stimme hinter ihnen vernehmen. Sie fuhren allesamt herum und sahen Dennis auf sich zukommen. „Nein, Dad, es ist keine Lüge. Wie du siehst, lebe ich, und Theo hat mir nie auch nur ein Haar gekrümmt. Julian Coffey hingegen gab sich alle erdenkliche Mühe, mich umzubringen. Und heute Nacht wird er meine Tochter töten - es sei denn, es gelingt uns, ihn aufzuhalten.“
Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille. Megans Vater und ihre Schwester waren ganz blass geworden und starrten Dennis ungläubig an. Barchester schien mindestens ebenso fassungslos zu sein. Keiner von ihnen brachte ein Wort über die Lippen. Theo sah Dennis verärgert an.
„Verdammt noch mal, Dennis! Barchester könnte Coffey alles verraten.“
„Nicht, wenn wir ihn fesseln und einsperren“, erwiderte Dennis kühl. „Ich konnte das einfach nicht länger mitanhören.“ Dennis ging zu Frank und Deirdre. „Dad. Dee. Ich bin es tatsächlich. Und ich versichere euch, dass Theo niemals versucht hat, mich umzubringen. Ich vertraue ihm und bin hierher gekommen, weil ich seine Hilfe brauche.“
Mit einem unverständlichen Schrei warf Deirdre sich an seine Brust, und Frank umarmte sie beide. Andrew Barchester sah Dennis noch immer völlig entgeistert an. Mit einem schnellen Schritt hatte Theo sich zwischen Barchester und die Tür gestellt, damit dieser nicht inmitten des allgemeinen Durcheinanders entkommen konnte.
Als die beiden Mulcaheys Dennis wieder freigaben, lächelten sie und wischten sich Tränen aus den Augen. Frank drehte sich zu Megan um und sah sie streng an. „Sag nur, du hast davon gewusst und es uns nicht erzählt?“
„Nein, natürlich nicht. Ich war ebenso überzeugt davon, dass Theo Dennis umgebracht hätte, und habe auch eben erst erfahren, dass er noch lebt. Auf einmal stand er hier vor der Tür“, versicherte Megan ihrem Vater rasch.
„Ich verstehe das nicht“, ließ Barchester sich kaum hörbar vernehmen. „Dennis ... wie ...?“
„Warum bist du so angezogen?“, fragte nun auch Frank Mulcahey. Nachdem sich die erste Wiedersehensfreude gelegt hatte, betrachtete er seinen Sohn verwundert.
„Ich werde euch alles in Ruhe erklären.“
Theo führte sie daraufhin in das am nächsten gelegene Zimmer - einen weitläufigen Salon mit kunstvollem Marmorkamin und Möbeln im Stile Louis XIV. Nachdem er die Doppeltür hinter sich geschlossen hatte, blieb er vorsichtshalber davor stehen, da sie sich nicht abschließen ließ.
Die anderen nahmen auf dem Sofa und den Sesseln in der Mitte des Salons Platz und schauten dann Dennis erwartungsvoll an. Abermals erzählte er seine Geschichte und berichtete davon, wie Julian Coffey ihn angegriffen und in der Höhle zurückgelassen hatte, nachdem er ihn tot glaubte.
„Aber weshalb sollte es Julian gewesen sein?“, fragte Barchester stirnrunzelnd. „Ich meine, wenn er diese Maske aufhatte ...“
„Natürlich war es Coffey“, erwiderte Dennis entschieden. „Ich habe mit ihm gesprochen und seine Stimme erkannt. Wer hätte es auch sonst sein können? Die Dorfbewohner sprachen kein Englisch, und Theo lag mit seinem Fieber danieder. Nein, ich bin mir dessen ganz sicher. Julian weiß seit vielen Jahren, dass ich noch lebe, und beließ
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