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Schatten ueber Broughton House

Titel: Schatten ueber Broughton House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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recht geben, und so beschlossen sie, ganz offen zu Barchester zu sprechen.
    Dieser nun schaute Frank Mulcahey eine Weile schweigend an, bevor er meinte: „Natürlich erzähle ich Ihnen gerne alles, was ich weiß.“ Er schwieg erneut. „Doch bin ich mir nicht sicher, ob ich verstehe, was genau Sie sich davon erhoffen - wollen Sie etwas unternehmen ? Ich meine ... hmm ... “
    „Ich habe nicht vor, selbst Rache zu nehmen, falls Sie das meinen“, beruhigte Mulcahey ihn. „Lust dazu hätte ich zwar, nur dass Sie es wissen - doch ich musste den Mädchen versprechen, dem Schurken nichts zu tun. Aber wir wollen Moreland vor Gericht bringen.“
    „Mr. Mulcahey ... glauben Sie mir- wir hätten das schon vor zehn Jahren getan, gleich nach Dennis’ Tod, wenn es möglich gewesen wäre.“ Er runzelte die Stirn. „Nur geschah es in der Wildnis. Ich weiß nicht einmal genau, in welchem Land wir uns befanden - Peru vielleicht. Wir waren dem Lauf des Amazonas bis in die Berge gefolgt, in unbesiedeltes Territorium. Und auch nach unserer Rückkehr in die Zivilisation befanden wir uns immer noch in einem fremden Land, dessen Sprache wir kaum beherrschten. Wir konnten zudem nichts beweisen - sein Wort hätte gegen unseres gestanden. Lord Raine kommt aus einer sehr angesehenen und vermögenden Familie. Sein Vater ist ein Duke und mit allen möglichen einflussreichen Leuten verwandt. Die Regierung hätte ihn laufen lassen. Und an welche Regierung hätten wir uns wenden sollen? Wir folgten dem Amazonas hinab bis nach Brasilien, bevor wir überhaupt in eine Stadt gelangten, die diesen Namen verdiente.“
    „Mr. Barchester, wir wollen Ihnen keineswegs Vorwürfe machen“, beschwichtigte Megan ihn rasch. „Wir sind Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie uns damals haben wissen lassen was mit meinem Bruder geschehen war.“
    „Es ist nicht Ihre Schuld, mein Junge“, pflichtete Frank ihr bei. „Aber wir müssen trotzdem mehr erfahren, damit wir Dennis helfen können.“
    Megan erstarrte. Sie fürchtete, dass ihr Vater nun erzählen würde, wie ihr Bruder Deirdre des Nachts erschienen war. Barchester musste denken, sie hätten allesamt den Verstand verloren, so viel war gewiss! Ihr Vater sagte indes nichts weiter, also entspannte sie sich wieder.
    „Danke“, meinte Barchester. „Ich bin sehr froh darüber, dass Sie so denken. Aber ich habe das nicht aus Sorge um mich selbst erzählt, sondern um Ihnen zu verdeutlichen, wie unwahrscheinlich es ist, dass Ihr Bemühen erfolgreich sein wird. Wir sind in England. Das Verbrechen geschah nicht einmal hier. Hinzu kommt noch der Mangel an Beweisen. Aussage steht gegen Aussage. Und er ist der älteste Sohn eines Dukes ... nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Erfolg haben werden.“
    „Er muss nicht vor Gericht verurteilt werden“, erwiderte Frank. „Mir würde es reichen, wenn wir alle Welt wissen lassen könnten, was er getan hat.“
    „Zeitungen sind eine nicht zu unterschätzende Macht, Mr. Barchester“, ergänzte Megan. „Ich weiß das, weil ich für eine arbeite.“
    Barchester sah sie ungläubig an. „Sie? Sie sind ...“
    „Ich bin Reporterin. In meinen Artikeln habe ich unmenschliche Arbeitsbedingungen in Fabriken, politische Korruption und das Elend in den Slums publik gemacht. Ich musste nicht vor Gericht gehen. Die öffentliche Enthüllung hat Reformen auf den Weg gebracht.“
    „Ich ... ich verstehe.“ Barchester schien noch immer ein wenig schockiert - mehr noch wegen ihres Berufs, so glaubte Megan, als wegen ihrer Absicht, ein Mitglied des englischen Adels bloßzustellen.
    „Ich werde den Fall wie gewohnt recherchieren, und wenn ich genügend Material beisammenhabe, schreibe ich einen Artikel. Meine Zeitung in New York wird ihn auf jeden Fall veröffentlichen, und vermutlich gibt es auch hierzulande Zeitungen, die meine Geschichte liebend gern drucken würden. Nichts verkauft sich besser als ein Skandal in besten Kreisen - und ich könnte mir vorstellen, dass sich das Interesse noch verstärken dürfte, wenn der Betroffene nicht nur reich ist, sondern auch einen Titel trägt.“
    „Da haben Sie sicher recht.“ Barchester zögerte kurz und meinte dann: „Nun ... lassen Sie mich nachdenken ... wo soll ich anfangen?“
    „Erzählen Sie uns doch, wie es kam, dass Sie und Mr. Moreland, besser gesagt Lord Raine, sich Dennis und seiner Gruppe angeschlossen haben.“
    „Natürlich.“ Barchester nickte. „Bevor wir gemeinsam nach Brasilien aufbrachen, kannte

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