Schatten über dem Paradies (German Edition)
erinnerte sie daran, dass sie nach ihren eigenen Petunien sehen musste.
Das Postamt war ein kleines Eckgebäude aus roten Ziegeln mit einem Parkplatz für zwei Autos. Daneben befand sich, nur durch einen halben Meter Gras getrennt, die Bank von Morganville. Zwei Männer standen neben dem Briefkasten im Freien, rauchten und redeten. Sie sahen zu, als Maggie auf den Parkplatz fuhr, aus dem Wagen stieg und zu dem Postamt ging. Sie beschloss, ihr Glück zu versuchen, wandte den Kopf und lächelte den beiden zu.
„Guten Morgen.“
„Morgen“, sagten sie wie aus einem Mund. Der eine schob seine Fischermütze zurück. „Schöner Wagen.“
„Danke.“
Sie betrat den Postraum und freute sich, dass sie etwas gehabt hatte, das als Unterhaltung durchgehen konnte.
Eine Frau hinter dem Schalter war in Klatsch mit einer jungen Frau mit einem Baby auf dem Arm verwickelt.
„Keiner weiß, wie lange sie da draußen waren“, meinte die Postangestellte, während sie Marken abzählte. „Seit den Faradays hat niemand da draußen gewohnt, und das war letzten Monat zehn Jahre. Die alte Faraday kam pünktlich wie ein Uhrwerk einmal die Woche für Briefmarken für einen Dollar. Natürlich waren sie damals noch billiger.“ Sie schob die Marken über die Theke. „Das macht fünf Dollar, Amy.“
„Also, ich finde es unheimlich.“ Die junge Mutter schaukelte ihr Baby, sammelte die Marken ein und steckte sie in ihre Schultertasche. „Würde ich in meinem Garten einen Haufen alter Gebeine finden, stünde am nächsten Tag das Schild ,Zu Verkaufen‘ vor dem Haus. Billy sagt, dass vielleicht ein Landstreicher in den Graben gefallen ist und es niemand mitbekam.“
„Kann sein. Die State Police wird es bald herausfinden.“ Die Postangestellte beendete die Unterhaltung, indem sie sich an Maggie wandte. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Ja.“ Maggie trat an den Schalter. Die junge Frau warf ihr einen langen, neugierigen Blick zu, ehe sie mit ihrem Baby hinausging. „Ich möchte das als Einschreiben aufgeben.“
„Nun, mal sehen, wieviel es wiegt.“ Die Postangestellte legte das Päckchen auf die Waage. „Wollen Sie einen Rückschein?“
„Ja, bitte.“
„In Ordnung.“ Sie nahm den Bleistift hinter ihrem Ohr hervor und fuhr eine Liste entlang, die an der Waage klebte. „Kostet Sie etwas mehr, aber Sie wissen, dass es angekommen ist. Mal sehen, das ist die Zone ...“ Sie brach ab, als ihr Blick auf den Absender in der Ecke des Päckchens fiel. Sie hob den Blick und richtete ihn scharf auf Maggie, bevor sie das Formular auszufüllen begann. „Sie sind die Songschreiberin aus Kalifornien. Sie haben den Morgan-Besitz gekauft.“
„Stimmt.“ Weil Maggie nicht wusste, was sie nach der belauschten Unterhaltung sagen sollte, beließ sie es dabei.
„Hübsche Musik.“ Die Postangestellte schrieb mit penibel gemalten Buchstaben. „Vieles von dem Zeug, das Sie spielen, verstehe ich nicht einmal. Ich habe ein paar Platten von Ihrer Mom. Sie war die Beste. Keine kommt ihr auch nur nahe.“
Maggies Herz erwärmte sich wie jedes Mal, wenn jemand von ihrer Mutter sprach. „Ja, das finde ich auch.“
„Unterschreiben Sie hier. Großes, altes Haus, der Morgan-Besitz.“ Die Frau rechnete die Endsumme auf einem kleinen weißen Block aus. „Kommen Sie da draußen zurecht?“
„Es ist noch viel zu tun.“
„So ist das nun mal, wenn man einzieht, besonders wenn ein Haus lange leer gestanden hat. Muss für Sie was ganz Neues sein.“
Maggie hob den Kopf. „Ja. Es gefällt mir.“
Die Postangestellte nickte, und Maggie hatte das Gefühl, als wäre sie zum ersten Mal voll akzeptiert worden. „Bog ist gut. Auch der junge Delaney.“
Maggie lächelte in sich hinein, während sie nach ihrem Portmonee griff. Kleinstadt, dachte sie. Keine Geheimnisse.
„Sie hatten einen ganz schönen Schock.“
Weil sie mit einer solcher Bemerkung gerechnet hatte, nahm Maggie es leicht. „Ich möchte so etwas nicht noch einmal erleben.“
„Nein, wahrscheinlich niemand. Entspannen Sie sich und genießen Sie das alte Haus“, riet die Postangestellte. „Zu seiner Zeit war es ein Schmuckkästchen. Louella hat es immer schön in Schuss gehalten. Die Polizei soll sich um alles kümmern.“
„So versuche ich es zu halten.“ Maggie steckte ihr Wechselgeld ein. „Danke.“
„Wir schicken das gleich für Sie weg. Einen schönen Tag!“
Maggie war sehr zufrieden mit sich selbst, als sie das Postamt verließ. Sie atmete die laue
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