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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufgebe und hierbleibe, vorläufig jedenfalls.«
    »Und daraufhin hagelte es Vorwürfe.«
    »Nein, eigentlich nicht. Zumindest nicht von seiner Seite. Mein Vater ist der liebenswerteste Mensch der Welt, und ich habe ihm weh getan.« Nun ließ sie ihren Tränen doch freien Lauf. Zur Hölle mit ihnen! »Ich wollte ihn nicht verletzen. Ich will ihn auf keinen Fall unglücklich machen, aber ich kann einfach nicht nachgeben, nur um es allen recht zu machen.«
    Wortlos stand Gabe auf und zog sie an sich. Er versuchte nie, mit Worten Tränen zu verhindern. Es war das beste, man ließ sie einfach laufen, bis sie allen Kummer weggeschwemmt hatten.
    »Es ist aber auch zu dumm.« Schniefend kramte Kelsey in ihrer Tasche vergeblich nach einem Taschentuch, und nahm dann eins, das Gabe ihr hinhielt. »Der ganze Trubel kam eigentlich nur wegen eines dämlichen Balls, dem Derby und dem Zahnarzt zustande.«
    »Ich schlage vor, wir setzen uns wieder, und du übersetzt mir das.«
    »Es geht um Traditionen«, erklärte Kelsey, und setzte sich auf die Bank. »Und darum, die Erwartungen der Familie
zu erfüllen. Ich kann zwar nicht sagen, daß meine Kindheit von Zwängen und Vorschriften bestimmt war, aber es galt immer, dem Namen Byden Ehre zu machen. Und meine Großmutter hat darauf immer besonderern Wert gelegt.«
    Sie knüllte das Taschentuch zusammen und wünschte, sie könnte auch ihren ganzen Groll so zusammenknüllen und beiseite schieben. Sie trägt mir noch immer nach, daß ich die Familienehre durch eine Scheidung besudelt habe. Und daß sie tobt, weil ich hier bin, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.« Um sich aus ihrer düsteren Stimmung herauszureißen, versuchte sie zaghaft zu lächeln. »Sie hat mich schließlich aus ihrem Testament ausgeschlossen.«
    »Nun . . .« Er nahm ihre Hand und spielte mit den Fingern. »Du kannst jederzeit zu mir ziehen. Zeig ihr, daß du nicht auf sie angewiesen bist.«
    »Dafür würde mein Name aus der Familienchronik gestrichen.«
    Als ihm bewußt wurde, daß er damit nicht nur einen Spaß machen wollte, gab er ihre Hand frei. »Das können wir natürlich nicht verantworten. Also, was ist mit dem Ball, dem Derby und dem Zahnarzt?«
    »Klingt wie ein Filmtitel.« Kelsey entspannte sich ein wenig. »Eigentlich wollte ich nur meinen Vater besuchen, aber quasi als Zugabe waren auch Candace, meine Stiefmutter, und meine Großmutter dort. Sie planten gerade bei Gurkensandwiches das Blumenarrangement für den Frühlingsball des Wohltätigkeitsvereins, an dem ich natürlich auch teilnehmen würde, das stand für sie fest. Sie hatten sogar schon einen Begleiter für mich ausgesucht, denn seit ich Wade verlassen habe, bin ich mit niemandem mehr ausgegangen. Sie . . .«
    »Moment mal.« Gabe hob die Hand. »Nur für die Akten: Wiederhole doch bitte den letzten Teil des Satzes, der ist für mich von persönlichem Interesse.«
    »Ich habe mich seit zwei Jahren mit keinem Mann mehr eingelassen, zum einen, weil ich es nicht richtig fand, mich
mit jemandem zu treffen, solange die Scheidung noch nicht rechtskräftig ist, zum anderen, weil Sex nie eine treibende Kraft in meinem Leben war.«
    Er griff wieder nach ihrer Hand und küßte sie. »Das können wir ändern.«
    »Ich versuche doch nur, dir alles zu erklären.« Kelsey wollte ihm ihre Hand nicht lassen, sie mußte aber vor seinem festen Griff kapitulieren. »Der Begleiter, den sie ausgesucht hatten, ein Kieferchirurg, ist der Sohn von Freunden meiner Eltern, der vor kurzem wieder nach D. C. zurückgekommen ist. Er entspricht allen Anforderungen der Familie Byden. Im Gegensatz zu dir.«
    »Das ist das Netteste, was du bislang zu mir gesagt hast. Laß uns zu mir gehen und feiern.«
    »Du hilfst mir darüber hinweg. Mir geht’s schon viel besser.« Lächelnd lehnte sie den Kopf gegen seine Schulter. »Jedenfalls mußte ich ihnen nicht nur klarmachen, daß ich an ihrem Goldjungen kein Interesse hatte, sondern gleich auch noch beichten, daß ich nicht auf den Ball gehe. Er findet nämlich am ersten Samstag im Mai statt.«
    »Das Derby. Jetzt fügen sich die Puzzleteilchen ineinander.«
    »Genau, das Derby. Damit kam es zum Familienkrach. Anfangs war’s noch recht zivilisiert, doch bald wurde Großmutter ziemlich massiv. Also . . .«, sie blinzelte ihn verstohlen an, ». . . dann habe ich ihr gesagt, daß ich mit einem Spieler befreundet wäre, nur um sie zu ärgern.«
    »Du hast einen Hang zur Bosheit.« Gabe nahm ihr Gesicht in seine Hände und

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