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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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stehen für beide sieben zu fünf«, bemerkte er mit einem Blick auf die Anzeigentafel. »Wie wär’s, wenn der Sieger den Verlierer zum Essen einlädt?«
    »Und der Verlierer spendiert den Sekt.« Naomi grinste ihn schelmisch an. »Mir war es schon immer lieber, wenn ein Mann mir den Drink bezahlt.«
    »Bravo«, murmelte Kelsey, doch dann hielt sie die Luft an, die Pferde wurden gerade zu den Startboxen geführt.
    Im Schutz der Tribüne beobachtete Rich seinen Sohn. Der Junge hatte schon immer einen guten Geschmack in
punkto Frauen gezeigt. Und auch ein geradezu unverschämtes Glück bei ihnen gehabt. Ganz wie sein alter Herr, dachte Rich, und tätschelte die Kehrseite der kleinen beschwipsten Blondine, die er vorige Nacht aufgelesen hatte.
    »Behalt Nummer drei im Auge«, instruierte er sie. »Ich habe großes Interesse an diesem Pferd.«
    Die Glocke ertönte, die Boxen öffneten sich, und die Pferde schossen vorwärts, während die Frau an Richs Seite quitschte und grölend die Nummer drei anspornte.
    Rich schaute angestrengt durch sein Glas. Der lokale Favorit führte und drängte dabei den Hengst aus Arkansas seitlich ab. Obwohl sich das Feld in einer Masse leuchtender Farben und wirbelnder Beine auflöste, verlor er Nummer drei nicht aus den Augen. Cunninghams Stute kämpfte sich verbissen vor und hängte die Führungsspitze um eine Halslänge ab. Doch schon löste sich die Virginia’s s Pride aus der Masse und schoß, Torf aufwirbelnd, voran.
    Rich nickte bedächtig, und seine Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. Double holte auf der Innenseite der Gegengeraden auf. Sogar das Donnern der Hufe ging in dem tosenden Beifall der Menge unter, als die drei Pferde eine Sekunde lang, ein großartiger Augenblick, auf gleicher Höhe lagen.
    Dann gewann Pride an Boden, eine Nasenlänge, eine Halslänge, schließlich eine halbe Länge. In Bruchteilen von Sekunden gingen sie ins Ziel; Virginia’s Pride, Double or Nothing, Big Sheba. Sieg, Platz und Platz.
    Laut lachend warf Rich den Kopf zurück. »Süße, ich hab’ genau ins Schwarze getroffen.«
    Seine Begleiterin zog einen Flunsch und verschüttete fast ihr Bier: »Aber Nummer drei hat doch gar nicht gewonnen.«
    Rich lachte noch lauter und tastete nach dem Wettschein. Tausend Dollar hatte er auf Prides Nase gesetzt. »Denkst du, Schätzchen. Aber der alte Rich weiß genau, was er tut.«
     
    »Ich glaub’s einfach nicht!« Kelsey hatte immer noch die
Hände an ihrem Mund. Kurz vor dem Ende des Rennens hätte sie sich am liebsten die Augen zugehalten. »Er hat’s geschafft! Er hat gewonnen!« Jubelnd schlang sie die Arme um Naomi: »Herzlichen Glückwunsch! Das ist der Auftakt zum Derby, ich hab’s im Gefühl.«
    »Ich auch.« Naomi drückte ihre Tochter an sich, ohne auf die Kameras und die Reporter zu achten. »Komm mit zum Siegerring. Ich möchte dich bei mir haben.«
    »Keine Macht der Welt könnte mich davon abhalten.« Kelsey drehte sich zu Gabe um. Für jemanden, der gerade um eine halbe Länge verloren hatte, wirkte er ausgesprochen zufrieden. »Dein Pferd ist gut gelaufen«, sagte sie.
    »Das ist er. Aber eures war besser«, er zog sie an ihrem Zopf, »diesmal. Wir sehen uns dann beim Essen.«
     
    Auch durch die Freude über den Sieg durfte sich niemand von seiner Arbeit abhalten lassen. Das Team würde bis nach dem Derby in Kentucky bleiben und nur von Keeneland nach Churchill Downs umziehen.
    Die Morgendämmerung bedeutete nach wie vor Beginn des Trainings, Zeitmessungen, schwarzen Kaffee und die Kommentare der Trainer, die den Ablauf des Geschehens vom Geländer aus verfolgten.
    Nur ging es bei diesen Vorbereitungen um das Derby, so daß die Trainingsrennen längst nicht mehr privat und in aller Ruhe abliefen. Reporter waren überall, und sie fingen sogar die Stallburschen ab, sowie sie die Nase aus der Tür steckten, um von ihnen einen Kommentar zu ergattern. Ob Fernsehen, Tageszeitung oder Fachzeitschrift, jeder wollte einen Aufmacher, ein Insiderinterview oder das Foto schlechthin.
    Kelsey wußte, wann und wo sie das Foto geschossen hätte. Und zwar im sanften Licht der Morgendämmerung, die Pferd und Reiter in zauberische Wesen verwandelte, wenn der Nebel vom Boden emporstieg, die Farben verwischte und die Laute dämpfte. Dann glich die Bahn einer verwunschenen Landschaft, in der Vögel zwitschernd den neuen Tag begrüßten.
    Der Frühling hatte Einzug in Louisville gehalten, doch die Luft zu dieser frühen Stunde war noch kühl, so

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