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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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griff in ihre Tasche. »Das habe ich ja ganz vergessen. Sieh mal.« Sie hielt
ihm zwei Wettscheine, einer auf Pride, einer auf Double hin. »Ich bin auf Nummer Sicher gegangen.«
    Gabe starrte ungläubig auf die Scheine. Ihm war, als hätte sie ihm eine Liebeserklärung gemacht. »Die gleiche Summe auf jedes Pferd.«
    »Ich glaube, sie haben mir beide gleichviel bedeutet.«
    Er blickte auf. Die Farbe, von der Erregung in ihre Wangen getrieben, verblaßte langsam, und ihr Gesicht wirkte so zart und durchscheinend wie altes Porzellan. Die Hand, die in der seinen lag, war schmal und feingliedrig, trotz der Spuren der körperlichen Arbeit. Sie trug noch immer dieselbe Kleidung, mit der sie zum Rennen gegangen war; das blaue Seidenkostüm und die Pumps.
    Zart strich er mit der Hand über die Haarsträhnen, die sich aus ihrem Zopf lösten, sie erinnerten ihn an in der Nachmittagssonne golden aufleuchtenden Weizen.
    Die Berührung und die plötzliche Stille ließen ihr Herz schneller schlagen. Sie war nur müde, redete sie sich ein. Ausgelaugt. Schließlich hatte sie Stunden damit verbracht, den Reportern entweder entgegenzutreten oder ihnen auszuweichen, hatte Fragen beantwortet und Spekulationen zurückgewiesen. Und das war nur der Auftakt zu einem Medienspektakel gewesen. Warum nur strömte auf einmal neue Lebenskraft durch ihre Adern?
    »Es ist schon spät. Ich sollte besser gehen.«
    Unwillkürlich nahm sie eine Abwehrstellung ein, als Gabe sich erhob. »Ich muß noch schauen, wie es Naomi geht.«
    »Sie hat Moses.«
    »Trotzdem.«
    Jetzt breitete sich ein langsames Lächeln über sein Gesicht, und er wurde weich: »Trotzdem«, wiederholte er.
    »Es war ein langer Tag.«
    »Er war sehr lang. Ein Tag, der Gefühle in dir wachruft – oder abtötet. Weißt du eigentlich, daß man dir deine Gefühle ablesen kann?« Er kam näher, ohne sie jedoch zu berühren. »Unsicherheit, Zweifel, Wünsche . . . Bedürfnisse.«
    Kein Wunder, daß ihre Gefühle ihr im Gesicht geschrieben standen. Schließlich tobten sie in ihr wie ein Wirbelsturm. »Ich bin nicht sehr gut, Gabe, ich sag’s dir von vornherein.«
    »Nicht sehr gut worin?«
    »In . . .« Sie stieß gegen einen Stuhl, fluchte und umkreiste ihn. »In diesem ganzen Mann-Frau-Geschäft. Und der Zeitpunkt . . .«
    »Ist ideal«, vervollständigte Gabe den Satz, »das Timing stimmt.« Noch konnte er sie gehen lassen, es würde ihm zwar schwerfallen, aber er konnte noch zurück. »Du mußt mir schon ins Gesicht sagen, daß du mich nicht willst. Hier und jetzt. Entweder sagst du ja, Kelsey, oder nein. Aber du mußt es jetzt sagen.«
    »Ich versuch’s ja. Laß mich nachdenken.« Sie wich zurück, als er ihr Gesicht in seine Hände nahm.
    »Du wägst die Risiken ab, weißt aber gar nicht, wie die Chancen stehen.« Jetzt kam die Entscheidung. Ob Sieg oder Niederlage, das Rennen hatte begonnen. »Der Einsatz ist hoch und man muß vorsichtig sein. Ist es das, was du willst? Sicherheit?«
    Kelsey merkte kaum, daß sie sich bewegte, daß sie langsam den Kopf schüttelte, hin und her. Und da sie die Augen keine Sekunde von ihm wandte, entging ihr auch der Triumph nicht, der in seinem Gesicht aufleuchtete.
    »Zum Teufel mit der Sicherheit.« Er zog sie an sich. »Wir setzen auf Risiko.«
    Kelsey vergaß alle Vorsicht, schaltete jegliche Vernunft aus. Sie wollte genau das, was er ihr geben konnte: seinen hungrigen Mund auf dem ihren, heiße, forschende Hände. Ungeachtet aller Risiken hatte sie sich bereits im ältesten Spiel der Welt verloren.
    Keuchend holte sie Luft, als er sie gegen die Wand drängte und ihr die Jacke von den Schultern streifte. Gerade von ihm hätte sie dieses verzweifelte Verlangen nicht erwartet. Und von sich selbst erst recht nicht. Dennoch krallten sich ihre Finger in sein Hemd und zerrten daran, bis der Stoff knirschend zerriß.
    Dann spürte sie seine nackte Haut unter ihren tastenden Händen, die angespannten Muskeln, die Hitze seines Körpers. Von ihren eigenen Gefühlen überwältigt, suchte sie seinen Mund, bettelte um mehr.
    Jetzt war nicht die Zeit für liebevolle Worte, für langsame Liebesspiele. Der Vulkan, der so lange in ihr geschlummert hatte, brach aus. Was jetzt geschehen sollte, mußte schnell geschehen. Heftig. Nimm mich, war der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf hämmerte, ihr Blut zum Kochen brachte. Sie konnte ihr eigenes Lachen hören, rauh, heiser und seltsam fremd, als er mit seinem Mund über ihren Hals und ihre nackte Schulter

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