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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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versucht, Sohn? In diesem Geschäft muß man manchmal dem Glück ein wenig nachhelfen. Es ist nur eine Frage des Geschicks und das Timings.«
    »Und manchmal besteht deine Nachhilfe aus einem Mord. Pferd oder Mensch, manche Leute sehen da keinen Unterschied.«
    »Zeitweise sind mir Pferde lieber als Menschen.«
    »Ich erinnere mich da an ein anderes Rennen, in Lexington. Ich war noch ein Kind.« Gabe hob seine Tasse und musterte seinen Vater über den Rand hinweg. »Aber ich weiß noch, daß du nervös warst. Es war noch nicht allzu heiß, die Bluegrass Stakes finden ja im Frühjahr statt, aber trotzdem hast du furchtbar geschwitzt. Mich hattest du zu den Tribünen geschickt, um die Betrunkenen abzuzocken und ein bißchen was zusammenzubetteln. An jenem Tag ist auch ein Pferd schwer gestürzt.«
    »Kann vorkommen.« Rich richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Monitor. Trotz der Kühle, die aus der Klimaanlage strömte, fühlte sich sein Nacken unangenehm feucht an. »Zu meiner Zeit hab’ ich das oft miterlebt.«
    »Auch damals handelte es sich um ein Chadwick-Pferd.«
    »Stimmt das? Nein, so ein Pech. Hey, soll ich hier verdursten?« Aufgebracht schlug Rich mit der Hand auf die Theke.
    »Wegen dieses Vorfalls hat sich später ein Jockey aufgehängt. Und wenn ich mich recht entsinne, sind wir nach dem Rennen nicht mehr lange in der Stadt geblieben. Höchstens ein paar Tage. Auch das fand ich merkwürdig, weil nämlich die Miete schon bezahlt war.«
    »Ich bin eben ein Wandervogel.«
    »Nach dem Rennen warst du gut bei Kasse. Das Geld hat zwar nicht lange gereicht, wie immer, aber als wir die Stadt verließen, hattest du eine prall gefüllte Brieftasche.«
    »Dann muß ich an dem Tag auf ein paar Sieger gesetzt haben.«
    »Und jetzt kannst du auch nicht klagen, wie ich sehe. Neuer Anzug, goldene Uhr, Dimantring.« Gabe griff nach Richs Hand. »Sogar Maniküre.«
    »Was dagegen, Junge?«
    Gabe lehnte sich zu seinem Vater vor und sagte: »Bete zu Gott, daß ich dir nicht beweisen kann, daß du am ersten Samstag im Mai in Kentucky warst.«
    »Willst du mir drohen, Gabe?«
    »Allerdings.«
    In Rich wallten Zorn und Angst zugleich auf, als er zu seinem frischen Drink griff. »Du wirst dich schön ruhig verhalten und den Dingen ihren Lauf lassen, verstehst du? Denk daran, daß dein Pferd nächste Woche startet, und konzentrier dich lieber auf deine süße kleine Blonde.«
    Blitzschnell packte Gabe nach Richs neuer Seidenkrawatte. Der Barkeeper mischte sich gleich ein: »Wir wollen hier keinen Ärger.«
    »Keine Sorge.« Rich grinste seinen Sohn unverschämt an. »Nur eine kleine familiäre Auseinandersetzung. Ein Klasseweib hast du dir da an Land gezogen, Sohn. Blaues Blut in den Adern. Ich wette, die hat Temperament. Und Ausdauer. Vielleicht ist es langsam an der Zeit, daß sie deinen lieben alten Daddy kennenlernt.«
    Fast unwillkürlich ballte Gabe die Faust. Er konnte sich
nur schwer zurückhalten, sie in dieses höhnisch lächelnde Gesicht zu stoßen. Doch so ekelhaft dieser Mann auch sein mochte, er war immerhin sein Vater. »Laß sie bloß in Ruhe, oder . . .« drohte er leise.
    »Oder was?«
    »Oder ich bringe dich um.«
    »Wir wissen doch beide, daß dir dazu der Mumm fehlt. Aber ich mache dir einen Vorschlag. Du hältst dich aus meinen Angelegenheiten raus und ich mich aus deinen.« Rich glättete sorgsam seine Krawatte, als Gabe ihn losließ. »Ansonsten könnte ich in Versuchung kommen, mich einmal ausgiebig mit deiner Flamme zu unterhalten. Wir hätten uns sicher viel zu erzählen.«
    »Bleib weg von dem, was mir gehört.« Gabe warf einen Geldschein auf die Theke. Seinen Kaffee hatte er kaum angerührt. »Bleib weit weg von allem, was mir gehört.«
    »Kinder.« Als Gabe sich entfernte, lächelte Rich dem verunsicherten Barkeeper beruhigend zu. »Keinen Respekt mehr vor den eigenen Eltern.« Er hob sein Glas, und dabei zitterte seine Hand. »Manchmal muß man den in sie hineinprügeln«, brummte er leise und wandte sich wieder dem Monitor zu, um den Zieleinlauf der Pferde zu verfolgen.
     
    Die Sonne ging bereits unter, als Kelsey den Stall verließ. Zwölf Stunden anstrengender Arbeit lagen hinter ihr.
    Ausmisten, Stroh aufschütten, Böden schrubben und Zaumzeug einfetten und putzen. Mittlerweile schmerzte jeder Muskel ihres Körpers, und sie sehnte sich nur noch nach einem heißen Bad und ihrem Bett.
    »Möchtest du auch ein Bier?« Moses saß auf einem Faß, zwei kalte Flaschen in der Hand. Er hatte

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