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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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an, sieh an. Wie in alten Zeiten. Bringen Sie meinem Jungen dasselbe«, befahl er dem Barkeeper.
    Gabe hob einen Finger: »Kaffee. Schwarz.«
    »Schei-ße.« Rich dehnte das Wort aus. »Hab dich doch nicht so, Junge. Ich geb’ einen aus.«
    »Kaffee«, wiederholte Gabe, der seinen Vater musterte. Er kannte die Anzeichen: gerötete Wangen, glänzende Augen, ein verkrampftes Grinsen. Rich Slater war nicht nur betrunken, sondern er hatte auch noch Geld in der Tasche.
    »Ich dachte, du hättest von Chicago her noch Ärger am Hals?«
    »Hab’ alles ausgebügelt. Du mach dir mal keine Sorgen um deinen alten Herrn, Gabe. Jeder weiß, daß Rich Slater seine Schulden bezahlt.«
    »Tatsächlich?« Gabe verzog spöttisch die Lippen. »Ich dachte, der Ärger rührt daher, daß du die falschen Leute beschissen hast.«
    Hatte er dem Jungen etwas in dieser Richtung erzählt, fragte sich Rich und versuchte, sich zu erinnern. Na, war ja egal. »Kleine Meinungsverschiedenheit, weiter nichts. Hat sich alles geklärt. Ha, ist das ein Rennen!« Begeistert gestikulierte er vor dem Monitor herum. »Nummer drei«, schnaufte er. »Na mach schon, Nummer drei!«
    Gabe blickte zum Bildschirm, als sich die Boxen gerade öffneten. »Wie ich höre, sieht man dich wieder auf den Rennbahnen.«
    »Komm schon, Baby, zeig’s ihnen. Wo hast du das denn gehört?«
    »Hier und da. Du bist am Derbytag in Churchill Downs gesehen worden.«
    Rich verfolgte angestrengt das Rennen und feuerte sein Pferd mit ruckartigen Bewegungen an. Während dessen überlegte er, wie er sich Gabe gegenüber am besten aus der Affäre ziehen konnte.
    »Er schafft es! Er schafft es! Na komm schon, gib’s ihnen! Na also! Dieser Satansbraten hat mir Glück gebracht.
« Hocherfreut, daß das erste Pferd auf seinem Wettschein gesiegt hatte, bestellte sich Rich einen weiteren Drink. »Ich hab’ eben eine Nase für Pferde, Gabe. Hatte ich schon immer.«
    »Und was hat dir deine Nase letzten Monat in Kentucky gebracht?«
    »Kentucky?« Das treuherzige Grinsen auf Richs Gesicht wurde noch eine Spur breiter. »Ich bin seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr in Kentucky gewesen. Obwohl ich mich besser an die Pferde gehalten hätte, das seh’ ich jetzt ein.«
    »Ich habe dich mit eigenen Augen dort gesehen, und zwar am Morgen des Rennens.«
    Rich zuckte mit keiner Wimper. Seine Augen ruhten unverwandt auf seinem Sohn. »Das halte ich für ein Gerücht, Jungchen. Hab’ mir ’ne nette Wohnung außerhalb von Baltimore genommen. Von da aus ist es nur ’n Katzensprung nach Pimlico, Laurel oder Charles Town. Alles, was das Herz begehrt. Vielleicht verwechselst du da was. Ich war in Pimlico, bei den Preakness Stakes.« Lässig winkte er ab. »Hatte ein bißchen was auf deinen Hengst gesetzt. Du hast mich ja auch nicht enttäuscht. Mal sehen, wenn’s weiter so läuft, dann mach’ ich vielleicht einen Abstecher nach Belmont. Du glaubst, du kannst dir die ganze Krone holen, was, Gabe? Wenn du das schaffst, dann steigt hier eine Riesenfete.«
    »Beim Derby gab es Ärger.«
    »Hab’ davon gehört. Hat mir ’n regelrechten Schock versetzt, wie ich’s im Fernsehen gesehen habe. Furchtbar, wenn’n Klassepferd so enden muß.« Bekümmert starrte Rich in seinen Drink. »Wirklich ein Jammer. Aber dir hat’s ja nicht geschadet, oder?«
    »Jemand hat bei diesem Unfall ein bißchen nachgeholfen.«
    Rich schürzte die Lippen mit der Zigarre im Mund und nickte. »Auch das hab’ ich mitgekriegt. Schlimme Sache. Aber so was kommt immer wieder mal vor.« Er langte in die Schale mit den Nüssen und stopfte sich ein paar davon in den Mund. Gabe entging nicht, daß an seinem kleinen
Finger ein Ring funkelte. Kleine Diamanten, angeordnet in Form eines Dollarzeichens.
    »Heute allerdings nicht mehr so oft wie früher«, fuhr Rich fort. »Heutzutage kommt man mit Doping nicht mehr so leicht durch.« Zufrieden stieß er eine Rauchwolke aus. Er genoß es, Gabe zappeln zu lassen. »Nicht so wie in den guten alten Zeiten, als dein Opa und ich im Geschäft waren. Damals gab’s jede Menge Tricks und nicht so viele verdammte Vorschriften. Na ja, das ist über vierzig Jahre her.« Rich seufzte wehmütig. »Zu schade, daß du deinen Opa nicht mehr gekannt hast.«
    »Zu schade, daß er eine Kugel in den Kopf bekommen hat, wegen einer . . . Meinungsverschiedenheit.«
    »Das ist wahr.« Rich sprach ohne eine Spur von Sarkasmus. Schließlich hatte er seinen Daddy geliebt. »Was habe ich dir immer einzubleuen

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