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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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tolles Bild haben sie jedenfalls abgegeben, meine Liebe. Dieser Anblick war mehr als einen Kratzer am Arm wert.«
    »Sie werden eine Narbe zurückbehalten, Slater. Freuen Sie sich, daß er nur Ihren Arm und nicht Ihr hübsches Gesicht getroffen hat.«
    »Er hat auf meinen Rücken gezielt«, erinnerte Gabe sie.
    »Ich habe Sie doch gar nicht gewarnt.«
    »O doch. Ihr Gesichtsausdruck kam einem Schrei gleich.« Er langte in die Tasche, holte ein abgegriffenes Kartenspiel heraus und begann, die Karten lässig zu mischen. »Spielen Sie Poker?«
    Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Ich kenne das Spiel, aber ich beherrsche die Regeln nicht.«
    »Wenn Sie’s mal probieren sollten, versuchen Sie bloß nicht zu bluffen, sonst verlieren Sie Ihr letztes Hemd.«
    »Sprechen Sie da aus Erfahrung?«
    »Ich stand schon öfter kurz davor. Aber nach einer Weile riskiert man nicht mehr, als man sich leisten kann – wenn man klug ist.«
    »Sind Sie eigentlich mehr an den Pferden oder den Wetten interessiert?«
    »Sagen wir mal so: Ich habe sehr vielseitige Interessen.«
    »Dazu gehört auch Naomi?«
    »Dazu gehört auch Naomi.« Er nahm ihre Hand und stellte amüsiert fest, daß ihre Finger sich verkrampften. Ohne den Blick von ihr abzuwenden zog er die Hand an seine Lippen. »Wegen Lipsky schulde ich Ihnen noch etwas. Die Art und Weise der Zahlung können Sie sich aussuchen.«
    Lange vergessen geglaubte Gefühle wurden in Kelsey wach. Da sie sie nicht unterdrücken konnte, mußte sie damit fertig werden. »Es spricht nicht gerade für Ihre Manieren, mir in der Küche Avancen zu machen.«
    Wie er ihre mit heiserer Stimme hervorgebrachten Gemeinplätze liebte. »Schätzchen, das war noch gar nichts.« Er hielt ihre Hand fest und drehte die Handfläche nach oben. »Die Hände einer Lady«, murmelte er, »wie
geschaffen, um eine Teetasse zu halten. Ich hatte schon immer eine Schwäche für schmale, weiche Hände.«
    Er drückte seine Lippen in ihre Handfläche und streichelte gleichzeitig ihr Handgelenk. Unter seinem Daumen konnte er ihren hämmernden Puls fühlen. Über ihre Finger streichend sagte er: »So sehen Avancen aus. Sie gefallen mir. Vielleicht denken Sie mal darüber nach.«
    Er gab ihre Hand frei, schob die Karten wieder zusammen und erhob sich. »Ich sehe Sie dann morgen früh. Träumen Sie schön von mir.«
    Würde, dachte Kelsey, ist genauso wichtig wie Stolz. »Wenn ich träume, Slater, dann bestimmt nicht von Ihnen.«
    »Tun Sie doch.« Er beugte sich zu ihr hinunter, bis sich ihre Gesichter beinahe berührten: »Ich habe Sie gewarnt. Bluffen Sie nicht, Kelsey, Sie verlieren.«
    Er ließ sie vor ihrem kalt gewordenen Kaffee sitzen. Es war doch wirklich jammerschade, dachte er mit Bedauern, daß er sich nicht seinen Tagträumen hingeben konnte. Aber auf ihn wartete noch viel Arbeit.
     
    Sowie Gabe nach Longshot zurückgekehrt war, machte er sich auf die Suche nach Jamison. Der Trainer hatte schon für Cunningham gearbeitet, und als Gabe die Farm übernahm, kostete es ihn nicht allzuviel Überredung, Jamison zum Bleiben zu bewegen, denn dessen Loyalität galt ohnehin mehr den Pferden als ihrem Besitzer.
    Jamisons stattlicher Bauch zeigte, daß er ein Mann war, der Essen und Trinken zu schätzen wußte. Er hatte Generationen von Pferden ausgebildet, die ihren Besitzern reichlich Geld einbrachten. Trotzdem war er lange nicht so gut wie Moses Whitetree.
    Als Kleinkind war er mit seinen Eltern aus der Grafschaft Kerry in Irland in die Vereinigten Staaten gekommen, und seine früheste Kindheitserinnerung war mit dem Geruch der Pferde verbunden, die sein Vater betreut hatte.
    Jamison hatte sein bisheriges Leben mit Vollblütern verbracht.
Jetzt war er zweiundsechzig und träumte manchmal davon, eine eigene kleine Farm und ein erstklassiges Pferd zu besitzen, das ihm genug einbrachte, um einen sorgenfreien Lebensabend zu verleben.
    »Nun, Gabe.« Er schob einige Unterlagen zur Seite und stand auf, als Gabe eintrat. »Ich habe Honest Abe nach Santa Anita und Reliance nach Pimlico geschickt. Hab’ das erste Rennen verpaßt.« Er lächelte matt. »Aber wie ich hörte, hattest du Probleme, und da dachte ich, du wolltest noch mit mir reden, ehe ich zur Rennbahn fahre.«
    »Wie oft hast du Lipsky erwischt, daß er bei der Arbeit trinkt?«
    Bei Leuten wie Gabriel Slater halfen weder Ausflüchte noch beschönigende Worte, dachte Jamison. Da kannte er den Jungen nun seit zwanzig Jahren und verstand ihn immer noch nicht ganz.

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