Schatten ueber Hollywood
Hallo! He! Kommen Sie zurück!«
Er war wieder allein.
»Also«, sagte Bob, »wenn unser Erster sich am Telefon rätselhaft ausdrückt und uns nicht sagt, was los ist, ist das zwar völlig normal. Es ist aber nicht normal, dass er mich Robby nennt. Wenn er mich also Robby nennt UND nicht sagt, was los ist, bedeutet das … was?«
»Er konnte es nicht sagen«, folgerte Peter. »Und das heißt …«
»… dass jemand zuhörte, der es ihm entweder verboten hat oder dem er keine Auskunft geben wollte. Und das wiederum heißt …«
»… dass er doch in Schwierigkeiten ist«, sagte Peter. »Vielleicht ist er auch nicht freiwillig aus der Schule weggeblieben. Überleg mal. Wann hätte Justus je eine Gelegenheit ausgelassen, alle anderen in Chemie, Physik und Mathematik so richtig dumm dastehen zu lassen?«
»Stimmt«, sagte Bob. »Lass uns mal in seinem Zimmer nachsehen.«
»Aber nur, wenn die Luft rein ist. Ich möchte Justs Tante nicht in die Arme laufen. Die fängt bloß wieder mit den Absperrgittern an.«
Sie spähten durch das selbst gebaute Periskop, das zwar seit kurzem schielte, aber trotzdem verriet, dass der Hof leer war. Dann flitzten sie zum Haus hinüber. Wie üblich war die Fliegengittertür nur angelehnt und die Haustür stand offen. Peter und Bob liefen die Treppe hinauf und standen gleich darauf in Justus’ Zimmer. Dort sah alles aus wie sonst. Tante Mathilda hatte die Bettwäsche zum Lüften ans Fenster gehängt und Justus’ übliches Bastel- und Elektronikchaos unberührt gelassen. Es gab keinerlei Hinweise auf etwas Ungewöhnliches.
Ratlos kehrten sie in die Zentrale zurück. »Was machen wir jetzt?«, fragte Peter. »Rufen wir Inspektor Cotta an und melden Justus als vermisst?«
»Dann steht hier im Nu die Polizei im Hof. Lass uns lieber erst einmal selbst ermitteln.«
»Also schön.« Peter seufzte und nahm sich den Brieffetzen vor. »Die Botschaft des Talismans. Hör mal, Justus wusste doch gar nicht, dass die Quaste ein Talisman ist. Und von der Botschaft wusste er wahrscheinlich auch nichts. Also muss es ihm jemand gesagt haben. Jemand, der diese Botschaft sehr dringend erfahren will.«
»Wir haben sie ihm doch vorgelesen. Dann muss er jetzt eigentlich sehr glücklich sein.«
»Na ja, du hast ihm ein paar Sätze vorgelesen. Aber was ist das für eine Botschaft, die mitten im Satz anfängt und auch mitten im Satz aufhört?« Missmutig starrte Peter den Zettel an. »An diesem Text ist überhaupt nichts, was nach einer Botschaft aussieht. Höchstens das mit dem Spiel, aber das ist viel zu –«
»Vielleicht der Hinweis, dass sie wusste, dass er seine Tat bereut.«
»Vielleicht. Oder Audys Brief an ihre Tante. Wer ist Audy? Und wer ist diese Tante? Casey Wye?«
»Audy könnte eine Form von Audrey sein«, überlegte Bob. »Vielleicht die Schauspielerin Audrey Hepburn?«
»Glaube ich nicht. Hatte Casey denn überhaupt Geschwister?«
»Das steht in den Zeitungsartikeln nicht drin.« Bob warf einen Blick auf die Uhr. »Die Bücherei müsste noch auf sein. Miss Bennett hat im letzten Monat Dutzende von Büchern über Hollywood und seine Stars angeschafft. Und wie ich sie kenne, hat sie sie auch schon alle gelesen.« Er griff nach dem Telefonhörer. »Also frage ich mal nach.«
Miss Bennett, die Leiterin der Stadtbücherei von Rocky Beach, meldete sich schon beim zweiten Klingeln.
»Hallo, Miss Bennett«, sagte Bob. »Ich brauche eine Auskunft über Casey Wye. Ja, genau, die Schauspielerin. Sagen Sie, wissen Sie zufällig, ob Mrs Wye eine Nichte namens Audy hatte? Audy oder Audrey? Nicht? Schade. Dann –« Er brach wieder ab. »Tatsächlich? Nicht zu glauben! Haben Sie es zufällig da? Und gibt es darin einen Brief? Könnten wir – ja, genau! Vielen Dank!«
Er legte auf und drehte sich zu Peter um. »Tja, Mrs Wye hat keine Nichte namens Audy. Aber sie hat einmal eine Frau namens Audrey in einem Theaterstück gespielt. Und in dem Stück schreibt sie tatsächlich einen Brief an ihre Tante. Miss Bennett schickt ihn uns per E-Mail.« Er drehte sich zum Computer um und öffnete das E-Mail-Programm.
Schon kurze Zeit später kam die Nachricht an. Bob öffnete sie und sie lasen Audys Brief.
Liebe Tante! Ich komme übermorgen um 16.15 Uhr an.
Deine Audy.
»Nee, oder?«, sagte Peter. »Das kann doch nicht alles sein! Das hat ja überhaupt nichts mit dem zu tun, was auf dem Zettel steht! Gibt es nicht noch einen anderen Brief?«
Ratlos schüttelte Bob den Kopf. »Auf dem Zettel steht,
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