Schatten ueber Hollywood
einer Frau zu sein«, sagte Bob. »Und der Satz ›dass du bereust, was du mir angetan hast‹ deutet auf Casey Wye hin. Dann wäre es ein Brief an ihren Ehemann Harold Packleham. Was meint sie wohl mit dem ›letzten Spiel?‹
Sie grübelten darüber nach, kamen aber zu keinem Ergebnis. »Warte mal!«, sagte Peter plötzlich. »Vielleicht steht noch etwas in Geheimschrift drauf!« Er holte das Chemieset aus dem Schrank und sie experimentierten eine Weile mit dem Papier herum. Aber nichts änderte sich, außer dass der Brief einige hässliche braune Flecken bekam, als sie ihn über eine Kerzenflamme hielten.
Trübselig starrten sie den Brief an, der auf dem Tisch lag und sein Geheimnis nicht preisgab. »Justus hätte bestimmt schon fünf verschiedene Lösungen gefunden«, sagte Bob.
In diesem Moment klingelte das Telefon.
Sie zuckten beide zusammen und Bob nahm rasch den Hörer ab. »Bob Andrews von den drei Detektiven?«
»Hallo, Robby«, sagte eine vertraute Stimme. »Ich bin’s, Justus.«
»Justus!« Sofort schaltete Bob den Verstärker an. »Wo bist du? Wieso hast du uns nicht Bescheid gesagt?«
»Unwichtig, Robby«, antwortete Justus. »Hör zu. Ist Peter bei dir?«
»Ja, natürlich. Wir haben –«
»Was ist die Botschaft des Talismans?«
Bob stutzte. »Was für ein – du meinst die Puderquaste? Hör mal, du hättest uns aber auch Bescheid sagen können, dass du den Brief gefunden hast! Wir dachten schon, dir wäre etwas passiert!«
Es gab eine kurze Pause. Dann sagte Justus: »Lies mir den Brief vor, Robby.«
»Ja, schon gut. Wenn du unbedingt geheimnisvoll sein willst, bitte. Und nenn mich nicht dauernd –«
»Nun lies schon!«
Verärgert las Bob den Brief vor. »Und?«, fragte er am Schluss. »Fällt dir etwas dazu –«
Es klickte. Die Verbindung war unterbrochen.
Beklommen schauten Peter und Bob einander an. Endlich sagte Peter: » Robby ?«
»Wenn es nicht Justus wäre, würde ich sagen, er spinnt«, antwortete Bob. »Aber Justus tut nie etwas ohne Grund. Und normalerweise führt er sich am Telefon auch nicht so auf.« Er schluckte. »Da ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung.«
Audys Brief
»So«, sagte die schreckliche knarrende Stimme. »Du wusstest also nichts von einer Botschaft.«
»Stimmt«, sagte Justus. »Meine Freunde müssen den Brief eben erst entdeckt haben.« Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass der Besitzer der Stimme um ihn herumzugehen schien. Noch immer konnte er nichts sehen. Die Augenbinde saß so fest wie zuvor, und allmählich hatte er das Gefühl, dass es ihm auch nichts bringen würde, wenn er sie endlich abnahm. Vielleicht gab es in diesem Raum gar kein Tageslicht. Mittlerweile war ihm sehr elend zu Mute. Er war so hungrig und durstig wie noch nie in seinem Leben und alle Knochen taten ihm weh. Er wusste nicht, seit wie vielen Stunden er jetzt auf diesem Stuhl saß, aber es kam ihm wie Jahre vor.
Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte die Stimme: »Und wie lautet die Botschaft?«
»Wie bitte?«, fragte Justus verdutzt. »Sie haben doch gehört, was – äh – Robby vorgelesen hat.«
Er hörte das hässliche Schnarren, das er nun für ein Lachen hielt. »Das war der Brief. Aber es war nicht die Botschaft.«
»Nicht? Was –«
Weiter kam er nicht. Völlig überraschend packten zwei harte Hände seine Schultern und drückten ihn nach hinten. Justus roch stechenden Schweiß und Zigarettenrauch.
»Löse das Rätsel«, sagte die knarrende Stimme. »Dann lasse ich dich gehen.«
»Und wenn nicht?«
Die Hände ließen ihn los. »Dann verrottest du hier«, sagte sein unsichtbarer Entführer. »Und mach dir keine Hoffnungen – hierher kommt schon lange niemand mehr.«
»Das ist doch verrückt!«, rief Justus. »Woher soll ich denn wissen, was das für eine Botschaft ist? Geben Sie mir wenigstens einen Anhaltspunkt! Sind Sie derjenige, der auf den Buchstaben geklettert ist? Wozu? Und was war das für ein Trick mit dem Bettlaken?«
»Ein Zettel in einem Buch«, sagte der Fremde, ohne auf die Fragen einzugehen. »Ein Abschnitt eines Briefs, der mitten im Satz beginnt und endet.« Er ging um Justus herum, und dann spürte Justus ein Stück Papier in den Händen. »Hier.«
»Mit gefesselten Händen und verbundenen Augen kann ich es wohl kaum lesen«, sagte Justus wütend.
»Das ist dein Problem. Du bist Detektiv – denk dir etwas aus.«
»Hören Sie, ich finde dieses Spiel reichlich albern! Binden Sie mich sofort los!«
Eine Tür klappte.
»Hallo?
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