Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
Vom Netzwerk:
die steile Rampe.
Als sie endlich den Ehrenhof erreichten, sprang er hinaus – und blieb vor
Überraschung mit offenem Mund stehen.
    Der Platz war bis
auf zwei Wachsoldaten der Leibgarde leer!
    »Rat Weyhe«, rief er
aufgebracht. »Mit Ordre vom König. Wo ist die Kutsche der Franzosen?«
    Die beiden Soldaten
sahen ihn verständnislos an. »Kutsche? Franzosen?«
    »Sie muss gerade
eingetroffen sein. Monsieur d’Argens, Algarotti und Herr Musikus Quantz sind
darin. Und Hauptmann Voigt. Wo sind sie?«
    »Wir haben keine
Kutsche gesehen«, sagte der eine Grenadier so langsam, dass er Weyhe schon mit
diesen wenigen Worten zur Weißglut trieb.
    »Verdammt noch mal«,
schrie er aufgebracht. »Sie müssen hier sein. Sie wollten auf direktem Weg …«
    Hinter ihm näherte
sich ein weiteres Fahrzeug. Dicke eisenbeschlagene Räder rumpelten die Rampe
herauf. Pferdehufe traten auf den Kies. Weyhe drehte sich um. Die Kutsche der
Franzosen war da.
    »Da ist sie doch,
ihr Kretins«, rief er den beiden Soldaten zu und lief dem Fahrzeug entgegen.
Der Mann bremste die Pferde. Weyhe stellte sich neben den Schlag und trat
sicherheitshalber ein paar Schritte zurück, damit er nicht die Tür gegen den
Kopf bekam. D’Argens und Algarotti stiegen aus.
    »Oh, Monsieur Weyhe,
wenn ich mich nicht irre?«, sagte der Franzose und machte eine lässige
Verbeugung.
    Weyhe war so
überrascht, dass er sich reflexartig ebenfalls verbeugte. Als er den Kopf
wieder hob, schlenderten die beiden Kammerherren auf den Eingang des Schlosses
zu. Dort standen zwei weitere Grenadiere und machten ehrfürchtig Platz.
    Der Kutscher hatte
die Seitentür geschlossen und wollte wieder auf seinen Bock steigen. »Halt«,
schrie Weyhe. »Wo ist der Musikus? Wo ist der Hauptmann?«
    Der Mann zuckte mit
den Schultern. »Hier ist kein Hauptmann. Der Herr Kammermusiker auch nicht.«
    »Sind sie unterwegs
ausgestiegen?«
    »Nein.«
    »Will Er mich
veralbern? Moment«, schrie er den beiden Herren hinterher, die schon das
Vestibül erreicht hatten. Schnell lief er ihnen nach und ging mit ihnen hinein.
»Wo ist der Musikus Quantz?«, fuhr Weyhe die beiden an.
    »Was wollen Sie?«,
fragte Algarotti, der in die Betrachtung der Marmorstatue des Kriegsgottes Mars
versunken schien. Sein italienischer Akzent kam Weyhe in diesem Moment sehr
arrogant vor.
    »Monsieur Weyhe, was
soll das?«, fragte nun auch d’Argens. »Woher sollen wir wissen, wo Herr Quantz
ist? Und ich muss Sie doch bitten, sich zu mäßigen. Seine Majestät –«
    »Seine Majestät wird
gleich erfahren, welches perfide Spiel Sie mit mir gespielt haben«, brüllte
Weyhe. »Das wird Sie teuer zu stehen kommen, meine Herren, sehr teuer. Ihnen
ist wohl nicht bewusst, dass Seine Majestät der König …«
    Die Tür zum
Audienzraum öffnete sich, und ein Lakai trat heraus. Hinter ihm, wie immer in
blauem Rock, mit Hut und in Stiefeln, stand der Monarch und schickte den
Ankömmlingen einen eisigen Blick entgegen.
    »Wer erlaubt es
sich, hier so herumzubrüllen?« Er trat in das Vestibül und sah seine beiden
Kammerherren an, die sich wie auch Weyhe sofort verbeugten.
    »Mir wäre eine
rasche Antwort lieber als dieses unterwürfige Getue«, sagte Friedrich und
fasste Weyhe ins Auge. »Der Herr Rat«, stellte er fest. »Habe ich mich
getäuscht, oder habe ich gerade Ihre Stimme gehört? Gibt es einen Grund, warum
Sie hier in meiner Residenz so laut werden? Sonst bin ich dergleichen nur vom
Exerzierplatz gewohnt, und dann auch nicht von meinen Räten, sondern von den
Unteroffizieren.« Der König nahm seelenruhig eine Prise Schnupftabak, wobei ein
paar der schwarzen Krümel auf seinem ohnehin bereits befleckten Kragen
landeten. »Ich wünsche sofortige Aufklärung für das ungestüme Verhalten. Und
für Ihre Anwesenheit. Haben Sie Neues zu berichten?«
    »Nein, Majestät … Ich
meine …« Weyhe schielte kurz zu den Kammerherren hin, die die Szene mit
unbewegten Gesichtern verfolgten. Diese verdammte Ausländerbande! Sie steckte
mit dem Musikus unter einer Decke! Er hätte es wissen müssen – spätestens, als
die beiden Kilians ihm mitteilten, dass sich Quantz zu den Freunden des
verrückten Philosophen La Mettrie zählte. Wo war der eigentlich? Als Dritter im
Bunde hätte er gut dazugepasst.
    »Ich höre«, sagte
der König. »Hat es Ihm die Sprache verschlagen?« Er nickte den beiden Kammerherren
zu, denen daraufhin die Tür zum Marmorsaal geöffnet wurde.
    Der Raum war von
hellem Licht durchflutet, und als die

Weitere Kostenlose Bücher