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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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sie vielleicht
tatsächlich jemand verfolgte. Es war nicht so wichtig. Jetzt kam es darauf an,
dass sie nicht auf halbem Wege von einer Patrouille angehalten wurde. Denn das
würde sie unter Umständen viel Zeit kosten. So viel, dass der Kammerherr vom
Schloss zurückkam, bevor sie etwas ausrichten konnte.
    Schulze schlief
sicher noch nicht. Schon oft war sie abends zu ihm hinübergelaufen, um für
Herrn Quantz etwas zu holen – Brot, eine Flasche Wein oder einen Krug Bier.
Genau das sollte nun auch der Vorwand sein, unter dem sie die »Goldene Krone«
besuchte. Dafür hatte sie eigens einen Korb mitgenommen.
    Sie beschleunigte
ihre Schritte, als sie die dunkle Plantage passierte. Ihr kam in den Sinn, was
Herr Quantz über den seltsamen Unbekannten berichtet hatte. Was, wenn er immer
noch dort im Dunklen zwischen den Bäumen wartete?
    Endlich kam das
Gasthaus in Sichtweite.
    Sie lief schnell
darauf zu und klopfte. Ein, zwei Minuten geschah nichts, aber Sophie hörte aus
dem Inneren des Hauses Stimmen. Sie schienen aus der Gaststube zu dringen. Sie
hämmerte erneut an die Tür, und endlich näherten sich Schritte. Drinnen rief
jemand etwas: »Das wird die Patrouille sein. Und dann werden wir ja sehen …«
    Schulze öffnete. Er
sah zuerst ängstlich drein, doch er zeigte Erleichterung, als er Sophie
erkannte. »Ach du bist es nur. Was willst du?«
    »Etwas holen für
Herrn Quantz. Kann ich hinein?«
    »Das ist jetzt
gerade nicht möglich«, hob der Wirt an, doch da hatte sich Sophie schon an ihm
vorbeigedrängt. »Oh, da kommt junge Gesellschaft«, brüllte eine raue Stimme.
»Ein Lob auf den Wirt, dass er uns so was beschert. Komm, Kleine, setz dich zu
uns.«
    In der Ecke saßen
drei Soldaten inmitten einer Rauchwolke. Sie hatten Pfeifen im Mund und
zwischen benutzten Tellern und Besteck Bierkrüge vor sich stehen. Keine anderen
Gäste waren im Raum.
    »Und Herr Wirt,
bring uns gefälligst noch Bier. Jetzt geht die Nacht erst richtig los.«
    Einer stand auf,
ging schwankend auf Sophie zu und wollte sie am Arm packen.
    »Was erlaubt Er
sich?« Schulze stieß ihn weg.
    Die anderen erhoben
sich ebenfalls, lautes Stühlerücken erfüllte den Raum, einer zog den Säbel und
ging auf Schulze los.
    Sophie schrie auf
und ging hinter den Tresen.
    »Verlasst meine
Stube«, schrie der Wirt, während er stocksteif zusah, wie der Soldat die
Säbelspitze unter seiner Nase hin- und herbewegte. »Zapfenstreich ist vorbei.
Ich werde mich bei Seinem Offizier beschweren.«
    Die Soldaten sahen
sich grinsend an. Ihre Gesichter glänzten. »Schau an, beschweren will Er sich«,
sagte ein anderer von hinten. »Dabei kitzelt ihn der Kamerad nur ein bisschen.
Aber vorher will Er sicher noch sein Geld haben, oder nicht? Und was ist nun
mit dem Mädchen?«
    »Vergesst die
Zeche«, rief Schulze. »Hinaus.«
    Sophie drückte sich
durch die Türöffnung in die Küche, wo es bis auf das Licht, das von der
Gaststube hereindrang, stockdunkel war. Am Tresen hinter ihr gab es ein
Gerangel. Der Wirt versuchte immer noch, die Soldaten aufzuhalten.
    Die Grenadiere
mussten neu in der Garnison sein. Wahrscheinlich waren es Rekruten, die noch
nicht wussten, wie ernst die Strafen waren, die einem Soldaten drohten, wenn er
den Zapfenstreich ignorierte.
    »Ihr werdet doch dem
Mädchen nichts antun?«, rief Schulze, doch sie wischten ihn mit einem einzigen
Stoß zur Seite. Sophie kauerte sich hinter einen Stuhl. Von der Küche aus gab
es einen Ausgang auf den Flur, der wiederum zur Haustür führte. Wenn sie Glück
hatte, konnte sie fliehen und an der nahen Hauptwache Hilfe holen. Doch dann
war der Plan, an Herrn La Mettries Schriften zu kommen, dahin.
    »Na, wo ist denn die
Kleine?«, grölte es aus der Gaststube.
    Einer kam in die
Küche. Es war der Grenadier, der den Säbel gezogen hatte. Panik ergriff Sophie.
    »Licht her«, rief
der Soldat nach hinten zu seinen Kumpanen.
    Sophie nutzte den
Moment und rannte auf den schmalen Gang. Die Haustür war nur zehn, zwölf
Schritte entfernt. Doch da ging die Tür zur Gaststube auf. Der dritte Soldat
stellte sich ihr in den Weg und packte sie roh an den Armen.
    »Ich hab sie,
Kameraden«, rief er, und ein dröhnendes Gelächter erfüllte den Flur. Sophie
schrie. Die anderen Soldaten trampelten durch die Küche.
    »Lasst sie«, rief
Schulze, und in diesem Augenblick ließ ein noch viel lauteres Poltern das Haus
erzittern. Sophie gelang es, sich dem Griff des Grenadiers zu entwinden. Licht
drang von der Haustür herein

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