Schatten über Ulldart
Gouverneur Vasja, und dabei soll es auch bleiben. Erhebt Euch.« Sie standen auf, doch die Fassungslosigkeit war nicht gewichen. »Kein Wort zu Hetrál. Er weiß noch nichts von meinem Geheimnis und soll vorerst nichts erfahren.«
»Bleibt das unangenehme Rätsel, wer Euren Aufenthaltsort verraten und wer Euch den Assassinen auf den Hals geschickt hat«, rief Waljakov in Erinnerung. »So lange wir das nicht wissen, sind wir nicht sicher.«
»Die Nachricht, dass der Gouverneur in Wirklichkeit der Tadc ist, scheint aber nicht weiter verbreitet worden zu sein«, warf Stoiko ein. »Offensichtlich hat der Auftraggeber auch kein großes Interesse daran, dass das Geheimnis bekannt wird.«
»Vermutlich aus Angst davor, erkannt werden zu können«, ergänzte Miklanowo. »Wer wusste alles von dem Täuschungsmanöver?«
»Mein Vater und Oberst Mansk«, sagte Lodrik.
»Der Kabcar scheidet bei unseren Überlegungen wohl aus, aber wie sieht es mit Mansk aus?«, fragte der Großbauer in die Runde.
»Der Oberst ist ein loyaler Kämpfer für das tarpolische Reich«, meinte Waljakov, »aber er trinkt sehr viel. Vielleicht hatten die Wände bei einem seiner Trinkgelage Ohren?«
»Es wird schwer sein, dahinter zu kommen.« Stoiko nahm das Herumlaufen wieder auf. »Deshalb sollten wir uns auf das vorerst Wesentliche konzentrieren.«
»Und das wäre?« Der Gouverneur wartete ab.
»Eure Sicherheit«, erklärte Waljakov, »und natürlich die Sicherheit Ulldarts.«
»Aber ohne dabei dem Assassinen einen Hinweis zu geben, dass wir von seinem Kommen wissen und ihn erwarten«, fügte Torben hinzu. »Wenn die Sicherheitsmaßnahmen auffällig verstärkt werden, wird er sich einen Weg suchen, den wir bei seinen Möglichkeiten niemals nachvollziehen können. Geben wir ihm aber Gelegenheiten, die wir kontrollieren, können wir ihn schnappen und vielleicht etwas über die Auftraggeber herausfinden.«
»Sehr gut«, lobte Stoiko und goss dem Piraten eigenhändig Rum bis an den Rand der Tasse ein. »Waljakov, das wird eine echte Herausforderung an dich.«
»Ich denke, es wird eine Herausforderung an alle, die an dem Theater beteiligt sind«, knurrte der Leibwächter. »Wer sagt euch eigentlich, dass er nicht schon längst in Granburg oder sogar verkleidet im Palast sitzt?«
»Das wirst du zusammen mit Kapitän Rudgass und deinen Spitzeln herausfinden«, sagte Lodrik. »Er weiß als Einziger, wie der Assassine aussieht, und kann ihn entdecken. Und seid bei euren Nachforschungen vorsichtig.« Er stellte seine Tasse ab. »Ich gehe jetzt in mein Bett. Ulldrael hat mich heute vor dem Tod bewahrt, da wird er es bestimmt nicht zulassen, dass der Mörder mich jetzt beseitigen kann. Gute Nacht.« Der Gouverneur ging hinaus, die Versammlung löste sich auf.
»Ich zeige Euch Euer Quartier«, sagte Stoiko zu Torben. »Ihr werdet im Gästeflügel mit Brojak Miklanowo untergebracht. Morgen lasse ich eine Verlautbarung verlesen, die das Missverständnis mit dem scheinbaren Attentäter aufklärt. Hättet Ihr etwas dagegen, wenn wir Euch als Betrunkenen deklarieren?«
»Wenn das so ist«, lachte der Pirat und griff sich im Vorbeigehen die Rumflasche, »möchte ich die Rolle wenigstens heute Nacht noch überzeugend spielen.«
Eine Woche lang suchten die Spitzel und Torben im Palast, standen sie an den Stadttoren und fragten sich durch alle Gasthäuser Granburgs, doch gerade während des Kornfestes war es ein Ding der Unmöglichkeit, alle Fremden, die in die Provinzhauptstadt gekommen waren, zu überprüfen.
Sicher war sich Torben nur, dass in der Residenz des Gouverneurs kein Assassine Zuflucht gefunden hatte, denn die Diener, Wachen und anderen Bediensteten kannten sich zu gut untereinander, als dass der Mörder sich hätte unbemerkt einschleichen können.
Eine Durchsuchung des Gebäudes ergab ebenfalls nichts. Mit Hetráls Hilfe wurden alle die Punkte verstärkt bewacht, von denen aus ein gezielter Schuss aus dem Hinterhalt möglich wäre.
Über den Palast und seine Bewohner legte sich eine fast spürbare Anspannung, alles wurde misstrauisch beäugt, und auch wenn sich Lodrik Mühe gab, seine Nervosität zu verbergen, konnten Stoiko, Miklanowo, Torben und Waljakov sie an kleinen Gesten und Entgleisungen erkennen.
Der Pirat trug die Uniform sowie Rüstung einer Leibwache, der geschlossene Helm sollte sein Gesicht einigermaßen vor dem Assassinen verbergen. Er war immer in der Nähe des Gouverneurs, um den Mörder identifizieren zu können, bevor er
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