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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht. Es gibt nur sehr wenige Men­ schen auf Tarpol, denen diese Ehre zuteil wurde. Mei­ stens übermittelt er Botschaften durch spezielle Männer unseres Ordens. Wir nennen sie Visionäre.« Mit Mühe unterdrückte er ein Rülpsen, das sich gurgelnd einen Weg durch die Eingeweide nach oben gebahnt hatte und auszubrechen drohte.
    »Seht Ihr, ich bin meinem Gott schon begegnet und deshalb fest in meinem Glauben. Ich könnte es sogar Wissen nennen an Stelle von Glauben. Ihr auch? Und woher wisst Ihr, dass Ulldrael die Botschaften schickt? Könnte es nicht ein anderer Gott sein? Vielleicht sogar ein kensustrianischer?«
    Der Mönch fühlte sich, als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen wegzog, sein Kopf glühte vor Wärme.
    »Die Männer, die Visionen hatten, sagten aber …« »Die Männer haben etwas gesehen, aber beweisen lässt es sich nicht, oder?!« Ihr unentwegtes Lächeln empfand er diesmal als überheblich und provokant. »Ihr wagt es, die Botschaften Ulldraels anzuzwei­ feln?« Matuc sprang auf, das Gesicht tiefrot vor Zorn und Alkohol. »Das ist eine unglaubliche Lästerung!« Die wenigen Gäste, die sich in der Station aufhielten, wandten sich erstaunt um und beobachteten den erbos­ ten Mönch. Eine solche Verhaltensweise war man von Ordensmitgliedern nicht gewohnt.
    »Beruhigt Euch, Bruder«, beschwichtigte Belkala.
    »Ich wollte weder Euren Gott noch Euren Glauben be­ leidigen. Und beweisen können wir auch nichts, wenn es Euch beruhigt. Ich wollte doch nur …«
    »Ihr habt es aber getan, Priesterin! Ihr habt den Glau­ ben und den Gott beleidigt! Das ist eine Ungeheuerlich­ keit!« Der erregte, angetrunkene Mönch packte den Krug und schlug zornig nach Belkala.
    Die Frau zog den Oberkörper zurück, umfasste das Handgelenk Matucs und lenkte den schlecht gezielten Hieb ab.
    Die Wucht seines eigenen Angriffs brachte den nicht mehr ganz nüchternen Mönch aus dem Gleichgewicht.
    Der Länge nach landete er auf dem Holztisch, der unter seinem Gewicht zu Bruch ging.
    Verdutzt wälzte er sich auf den Rücken und starrte die Frau an.
    Belkala legte wieder die Rechte auf Herzhöhe und hielt Matuc die Linke hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
    »Ich entschuldige mich erneut, Bruder. Ich wollte Euch nicht beleidigen«
    Die Männer in der Schänke hatten sich erhoben und drohend um die Kensustrianerin positioniert.
    »Ergreift sie«, befahl Matuc und stemmte sich um­ ständlich in die Höhe. »Sie hat Ulldrael gelästert.« Kräftige Hände packten die Priesterin, zwangen ihre Arme auf den Rücken und banden sie mit groben Seilen fest zusammen.
    »Was sollen wir tun, Bruder?«, fragte der Wirt, dem die Mordlust in den Augen brannte.
    »Hängt sie auf.« Der Mönch funkelte sie feindselig aus geröteten Augen an. »Ihre beleidigenden Reden dürfen nicht weiter an die Ohren ehrbarer Tarpoler gelangen.« Er beugte sich vor. »Jetzt wollen wir sehen, ob Euer Götze Euch aus dieser Situation heraushilft.« »Ihr seid betrunken, Matuc«, rief sie verzweifelt. »Ihr begeht einen großen Fehler!«
    Die lachenden Männer schoben die Priesterin nach draußen zu den Ulldraeleichen, warfen einen Strick über einen besonders dicken Ast und legten der tobenden Belkala eine Schlinge um den Hals. Einem unvorsichti­ gen Helfer biss sie so fest in die Hand, dass das Blut hervorsprudelte. Die spitzen Eckzähne hatten sogar eine Sehne durchtrennt, heulend ließ der Mann von seinem Tun ab. Ein anderer schlug ihr mit dem Griff der Fackel ins Gesicht. »Elender Blutsauger!«
    Matuc hielt sich die schmerzenden Rippen, die er sich bei seinem Sturz vorhin verletzt haben musste. »Zieht sie hoch.«
    Das Seil straffte sich, die Füße der Frau verloren den Kontakt zum Boden.
    Belkala würgte und rang keuchend nach Luft, wäh­ rend um sie herum Gejohle und lautes Rufen einsetzte. Die Männer erfreuten sich an dem qualvollen Todes­ kampf der Kensustrianerin. Sie waren dabei so faszi­ niert, dass sie den Neuankömmling überhaupt nicht be­ merkten, bis er auf sich aufmerksam machte.
    »Halt!«, rief eine herrische Stimme.
    Ein Reiter in einer schimmernden Vollrüstung lenkte sein Pferd in den Schein der Fackeln.
    Silbern reflektierte das polierte Metall das Licht und warf es auf die erschrockenen Gesichter der Versammel­ ten. Der eindrucksvolle Helm, der das Gesicht verdeck­ te, mit dem Schweif aus schwarzem Rosshaar war über und über mit Gravuren bedeckt, der Schild an seiner Seite zeigte zwei gekreuzte Schwerter und

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