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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nur, antwortete nicht. Aber tief in seinem betrunkenen Innersten stellte er sich genau diese Frage.
    Burg Angoraja, Provinz Ker, 220 Warst vor Granburg, Spätsommer 442 n.S.
    Matuc erwachte nicht, weil ihn ein Lichtschimmer oder ein Laut weckte, sondern weil sein Kopf geradewegs zu zerspringen drohte. Einen solchen Brummschädel hatte er noch niemals zuvor gehabt, und der Geschmack in seinem Mund war mehr als übelkeitserregend. Mit einem Grummeln richtete er sich auf und hielt sich das Haupt.
    Der Geruch um ihn herum war allerdings nicht viel besser als der aus seinem Hals, auch der Anblick seiner Umgebung ließ schwer zu wünschen übrig.
    Er saß, wie er langsam feststellte, auf einem feuchten Bündel Stroh inmitten einer kleinen, kargen und äußerst unfreundlichen Zelle, an deren Wänden Moos wuchs und Wassertröpfchen hinunterliefen. Ansonsten fehlte jegliches Mobiliar.
    Vor ihm stand ein Krug mit Wasser, Licht spendete eine fast herabgebrannte Kerze, die jeden Moment zu verlöschen drohte.
    Verzweifelt versuchte er sich an die Begebenheiten des letzten Abends zu erinnern, aber er wusste lediglich noch, dass er sehr wütend auf Belkala gewesen war. Er hatte sie doch nicht etwa in seiner Volltrunkenheit umgebracht und saß deshalb im Kerker?
    Ganz vorsichtig und langsam stellte er sich auf die Beine und ging zur eisenbeschlagenen Tür.
    »Hallo«, rief er schwach. Das an den Steinwänden widerhallende Wort verursachte ihm heftigste Kopfschmerzen. »Ich bin wach. Hört mich jemand? Wo bin ich?«
    Nichts rührte sich. Dann wurde es mit einem Schlag dunkel, die Kerze versagte ihren Dienst.
    Der Mönch tastete sich zurück zum Strohbündel, lehnte den pochenden Kopf an den kühlen Stein und ließ sich das Wasser über die Stirn rinnen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, dass man sich irgendwann um ihn kümmerte.
    Mit jedem kleinen Platsch eines Wassertropfens, der auf den harten Boden schlug, kehrte die Erinnerung an die Ereignisse zurück. Er hatte die Priesterin zu schlagen versucht und die Leute aufgehetzt, die Frau zu hängen.
    Leise stöhnte er auf und begann, einen Gebetszyklus an Ulldrael zu richten, damit ihm der Gott seine Vergehen vergab, denn das Letzte, was er jetzt benötigte, war die Wut seines göttlichen Herrn.
    Endlich drehte sich der Schlüssel im Schloss der Tür, schwere Riegel wurden zurückgeschoben, dann fiel der blendende Schein einer Fackel in Matucs Gefängnis.
    »Hast du ausgeschlafen, Mönch?«, fragte eine belustigte Stimme. Schwere Stiefel näherten sich ihm, Metallplättchen und -ringe rieben aneinander, die ein aufdringliches Geräusch erzeugten. Dann fasste ihn eine kräftige Hand unter die Achsel und zog ihn hoch. »Mein Herr will dich sehen.«
    Mehrere Männer in Kettenhemden bugsierten ihn mehr oder weniger sanft die unendlich vielen Stufen nach oben hinauf. Sie überquerten einen äußerst sauberen Burghof, auf dem Kampfübungen abgehalten wurden, dann ging es eine weitere, steile Treppe hinauf, durch zwei große Räume, bis sie vor einer breiten Eichentür anhielten und nach kurzem Klopfen eintraten.
    Ohne Zweifel befand sich Matuc im Waffensaal der Burg.
    Die Wände hingen voller Schwerter, Morgensterne, Äxte, Beile und anderer, mitunter exotischer Utensilien, die ein Krieger benötigte, um einen Gegner zu töten. Dazwischen befanden sich verschiedene Schilde mit den unterschiedlichsten Wappen und in den unterschiedlichsten Zuständen. Die einen glänzten ganz neu, andere wirkten leicht ramponiert, während zwei oder drei davon nur noch von Eisenbeschlägen zusammengehalten wurden.
    Als am Atemberaubendsten jedoch empfand der Mönch das Sammelsurium an Flaggen, Standarten und Fahnen, die von einer Balustrade herabhingen. Auch wenn er so einiges Wissen in Heraldik aufweisen konnte, unter diesen Exemplaren befanden sich höchstens vier, die er erkannte. Wo auch immer sie herstammten, sie waren nicht von Ulldart.
    Inmitten des Raumes stand ein fast schwarzer Tisch mit neun Stühlen.
    Am Kopfende saß ein schwergerüsteter Mann in Plattenpanzer, den Matuc auf Mitte Dreißig schätzte. Die rechte Hand ruhte am juwelenbesetzten Griff einer höchst seltenen aldoreelischen Klinge, die linke hielt einen silbernen Pokal. Sein dunkelbraunes Haar war auf dem Schädel nur eine Fingerkuppe lang, ansonsten gänzlich abrasiert. Umso mehr fiel der lange, gewachste und blond gefärbte Kinnbart auf, der fast bis auf die Brust reichte.
    Neben ihm hatte sich Belkala niedergelassen,

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