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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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amtserfahrene Männer und Großbauern in den Ratssitzungen durchzusetzen«, meinte der dicke Mann, darauf bedacht, nicht anmaßend zu wirken und seinen Kopf in Gefahr zu bringen.
    »Willst du mir irgendetwas sagen, Wirt?« Waljakov, der die ganze Zeit in die herunterbrennenden Flammen gestarrt hatte, schaute gelangweilt. »Du glaubst also nicht, dass der junge Harac die Kraft hätte?«
    »Nein, nein«, der Mann gestikulierte beschwichtigend mit den Händen, »so habe ich das nie gesagt. Es ist nur, dass die Menschen große Hoffnungen in ihn setzen werden, wenn er solche Versprechungen macht. Granburg ist nicht so wie die anderen tarpolischen Provinzen. Hier weht der Wind noch rauer als an einer stürmischen Küste. Ich wollte von Euch wissen, ob er das Zeug dazu hat.«
    »Ich kenne ihn nicht lange, und wenn ich ehrlich sein soll«, der Leibwächter stand auf, leerte den Becher und drückte ihn dem Mann in die Hand, »verschwende nicht allzu viel Hoffnung, du könntest schrecklich enttäuscht werden.« Waljakov streckte sich und ging hinaus.
    Der Wirt spielte mit dem leeren Gefäß, drehte und wendete es in seinen fleischigen Fingern. »Es wäre ja auch zu schön gewesen.«

»Sinured verbot den Glauben an Ulldrael, ließ alle Tempel abreißen, Haine verbrennen, Priester und Mönche töten. Nichts sollte mehr an Ulldrael den Gerechten erinnern, und die Barkiten vergaßen sehr schnell.
    Auch in den besetzten Gebieten ordnete er solche Maßnahmen an, und während die Flamme des wahren Glaubens immer mehr erlosch, brannten die Opferschalen zu Ehren Tzulans immer heller und höher in der Dunkelheit, die sich über Ulldart gelegt hatte. Die Himmel verfinsterten sich, es wurde nicht mehr richtig Abend und nicht richtig Morgen, einzig die Nacht war dunkel wie immer. Manche sagten sogar, dunkler als je zuvor.
    Sinured peitschte seine willigen Truppen weiter an. Bald gehörten ihm Serusien, Palestan und Agarsien. Auf dem Schlachtfeld erschien er unverwundbar, Pfeile prallten wirkungslos von ihm ab, Schwerter und Keulen fing er mit der bloßen Hand, und seine Gegner, die sich ihm mutig in den Weg stellten, spaltete er mit wenigen Hieben in vier Teile.
    Die Kühnsten aus den ulldartischen Reichen fielen dem Barkit zum Opfer, die Ritterschaft wurde kleiner, bis keiner mehr wagte, in einem Gefecht in seine Nähe zu kommen.
    Und die Schrecken sollten kein Ende haben …«
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1049
    Westtarpolische Küste, Winter 441 n.S.
    Heftig rollte die Fröhlicher Gruß von rechts nach links; der kräftige Wellengang brachte das umgebaute Händlerschiff zum Schlingern und schleuderte alles, was nicht vertäut oder in irgendeiner Form festgemacht war, durch die Gegend.
    Torben Rudgass rutschte in seinem Holzverschlag hin und her. Kraftlos und halb ohnmächtig hing er an den eisernen Ketten, die verhinderten, dass er mit dem Kopf in der Wasserpfütze endete und zufällig erstickte.
    Nach der Folter hatte man ihn hier liegen lassen, die Wunden scheuerten sich an den Planken immer wieder auf, und die Ratten interessierten sich allmählich für den Mann, dessen Abwehrversuche nur noch sporadisch erfolgten.
    Der Rogogarder hatte mit seinem Leben abgeschlossen, er rechnete nicht damit, den Aufenthalt unter Deck zu überleben. Richtig wach wurde er schon lange nicht mehr. Er tauchte immer nur kurz aus der fiebrigen Ohnmacht auf, der unruhige Schlaf brachte keine Erholung, zumal das Pfeifen der Ratten zu aufdringlich war. Das Essen, das ihm die Wachen hinstellten, kam lediglich den Tieren zugute, die den Zwieback und die Suppe schneller fraßen, als der Mann die Hand danach ausstrecken konnte.
    Die Rollbewegungen des Schiffes wurden immer heftiger, Torben wurde so hart gegen die Bordwand geworfen, dass er mit einem Schmerzensschrei aus dem Halbschlaf erwachte.
    Die Fröhlicher Gruß ächzte und stöhnte Besorgnis erregend, und der Pirat fragte sich, weshalb der Kapitän nicht einen sicheren Hafen angelaufen hatte, anstatt sie alle in Gefahr zu bringen.
    Trotz der Schmerzen zog er sich an den Planken hoch und lauschte aufmerksam auf Geräusche. Nichts war zu hören, nicht einmal die Ratten fiepten.
    »Die Ratten sind still«, murmelte der Pirat überrascht und blickte sich um.
    Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte er die pelzigen Körper, die regungslos im Wasser des Kielraums trieben. Auch um seine Schale mit Suppe lagen tote Ratten.
    Torben hob eines der Tiere auf und begutachtete es genauer.
    Sehr

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