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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Greis, selbst Säuglinge wurden zu Ehren des Gebrannten Gottes auf abscheulichste Art und Weise getötet.
    Und Tzulans Geist verlangte mehr und mehr. Sinured gab ihm reichlich und vergrößerte das Wohlwollen des Gebrannten Gottes. Seine Soldaten fingen die Menschen wie das Vieh und trieben sie auch wie Schlachtvieh zu den Altären und Opferstätten. Der Boden färbte sich rot, und an manchen Stellen entstand ein Sumpf von Blut, so gesättigt war das Erdreich.
    Der Hunger des Gebrannten Gottes war letztendlich so gewaltig, dass Sinured ganze Städte zu Ehren Tzulans verbrannte. Die Tore wurden von außen mit mächtigen Baumstämmen und Felsen verbarrikadiert, ringsherum zogen Bogenschützen auf, die jeden Flüchtling, der versuchte, den Flammen in der Stadt über die Mauer zu entkommen, abschossen und zurück in das Innere warfen.«
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1050
    Provinzhauptstadt Granburg, Königreich Tarpol, Winter 441 n.S.
    Nach dem Aufenthalt im Gasthof benötigte die Reisegruppe des Tadc noch weitere drei Tage, bis sie in Sichtweite der Provinzhauptstadt Granburg kam. Kurz vor der Abreise hatte es zu schneien begonnen, zuerst in ganz kleinen, zarten Flocken, dann wurden die Kristalle immer dicker, und der Schnee fiel so dicht, dass die Fernsicht erheblich eingeschränkt wurde. Ein Umstand, den der kahlköpfige Leibwächter aufs Äußerste verwünschte.
    Ein weißes, eiskaltes Leintuch legte sich über die Landschaft, schluckte jedes Geräusch und zauberte eine unheimliche Stille über die Provinz, die Lodrik stets dann auffiel, wenn die Gruppe eine Pause einlegte.
    Waljakov schien, wie immer während der gesamten Reise, an allen Ecken des Trosses gleichzeitig zu sein und gönnte seinem Schlachtross keine ruhige Minute. Die Stimmung, die durch die Vorkommnisse im Gasthof merklich gedrückt worden war, hob sich allmählich wieder, abgesehen von der Nörgelei Lodriks über das bescheidene und keineswegs vorzügliche Essen.
    Der Tadc hegte nach wie vor die Absicht, etwas gegen den Adligen und dessen mörderische Kampfhunde zu unternehmen. Stoiko hatte sich aus dem Gepäck die Gesetzesbücher herausgeben lassen, die sich mit der Rechtsprechung und Urteilsfällung beschäftigten.
    »Eigentlich solltet Ihr das machen, Herr. Es ist Eure Aufgabe als zukünftiger Gouverneur, Menschen zu richten, und ohne das Wissen über die Gesetze wird es Euch sehr schwer fallen.« Der Diener blätterte in den Seiten des dicken Werkes. »Und was ich bisher gelesen habe, sieht es für eine Bestrafung sehr schlecht aus. Das einzige wäre, den Adligen zu zwingen, dem Seiler eine Entschädigung zu zahlen, vorausgesetzt die Frau ist nicht seine Leibeigene gewesen.«
    »Ich kenne die Gesetzestexte des Königreiches, die auch in allen Provinzen gelten, Stoiko. Die Seiten noch mal zu lesen langweilt mich. Ich verlasse mich lieber auf meine Intuition. Oder was meinst du?«
    Stoiko klappte den Wälzer zu, dass es staubte. »Ihr macht es Euch ein wenig zu leicht, Herr. Ihr seid in Granburg nicht der Tadc, dem alle gehorchen müssen, sondern der Sohn eines Harac, der jede seiner Entscheidungen als Gouverneur mit den entsprechenden Passagen im Kodex rechtfertigen muss.« Der Diener reichte Lodrik das Buch, das er sichtlich unwirsch entgegennahm.
    »Ich mag es nicht, wenn andere Recht haben«, murmelte der Tadc und vertiefte sich in die Paragrafen, aber nur um festzustellen, dass sein Diener die Wahrheit gesprochen hatte. Der Adlige war, so Leid es dem Jungen tat, in diesem Fall nicht angreifbar.
    Die Kutsche hielt an, die Gruppe hatte das Stadttor erreicht, an dem vier Wachen in dicken Mänteln alle Neuankömmlinge kontrollierten.
    Als sie Eskorte und Gespann sahen, nahmen sie vorsichtshalber Haltung an, einer lief los, um den Kommandanten zu holen.
    Waljakov saß ab und verschwand zusammen mit fünf der Leibgardisten im Wachturm, um die hoheitlichen Reisedokumente, ausgestellt vom Minister für Wasser- und Straßenwege persönlich, abzugleichen, die den problemlosen Eintritt in die Stadt erlaubten.
    Nach etlichen Minuten Aufenthalt kehrte der Leibwächter zurück, kletterte in die Kutsche und erstattete Stoiko und dem Tadc Bericht.
    »Wir sind nicht unbedingt willkommen hier, das hat mir der Kommandant des Wachpersonals ziemlich deutlich gemacht. Es hat sich herumgesprochen, dass der alte Gouverneur sein Amt abgeben muss, und es scheint, als wäre er zumindest bei den Soldaten beliebt.« Er suchte ein Stück Papier aus

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