Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
Vom Netzwerk:
von Schimpfwörtern, eine wahre Kaskade. Aufgebracht treibt er mich weiter in den Hof hinein. Hinter ihm sehe ich Aleks, und sein ängstlicher Gesichtsausdruck raubt mir fast den Atem.
    Goldzahn brüllt und schreit, so laut, dass Vesna aus dem Haus kommt. Erschrocken schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen und fängt an zu jammern, und jetzt wird das Chaos noch größer. Goldzahn schwingt herum und schreit ihr wütend etwas zu, dann mischt Filip sich ein, und auf einmal ist die Luft so erfüllt von Rufen und Schreien, dass mir der Kopf dröhnt. Rücklings stoße ich gegen einen der Stühle und stolpere fast, Goldzahn dreht sich um, die Augen zu Schlitzen zusammengezogen.
    » You! «, schreit er und zielt auf mich. » You must not … «
    Aleks ruft etwas, und dann ist da plötzlich ein Schatten, ein schwarzer Schatten, der von der Mauer springt und durch den Hof flitzt, hinter den Stühlenvorbei, am Liegestuhl entlang, ein schwarzer, flinker Schatten, und instinktiv trete ich zurück und greife hinter mich und suche nach Halt.
    » Bitch! «, schreit Goldzahn erneut und schwenkt die Waffe ein kleines Stück tiefer, und dann drückt er ab. Es knallt ohrenbetäubend, ein Kreischen ertönt, ein grauenhaft hohes Kreischen und Schreie, und eine von denen, die schreit, das bin ich.
    Aber das begreife ich erst, als Filip mir eine Ohrfeige versetzt und mich damit wieder zurückholt, zurück in das abendliche Dämmerlicht, zurück in den Hof, in dem Vesna wild gestikulierend auf Goldzahn einschimpft, zurück in den Hof, in dem ich zitternd an dem Tisch lehne, in den Hof, aus dem die kreischende schwarze Katze längst geflohen ist, in den Hof, in dem Aleks dicht vor mir hockt, mit besorgtem Blick, schweigend, und mir die Handgelenke zusammenbindet.
    »Warum hast du das getan?«, fragt Aleks später, als wir wieder im kleinen Zimmer sind. Ich sitze auf der Liege, die gefesselten Hände im Schoß, er lehnt am Fenster. Das ist jetzt zu. Natürlich.
    Aleks hat lange mit Goldzahn debattiert, am Ende hat Goldzahn wütend genickt und sich verzogen. Keine Ahnung, was genau sie besprochen haben, aber Aleks hat offenbar mit Engelszungen auf ihn eingeredet und sich mächtig für mich ins Zeug gelegt.Filip steht wachsam mit verschränkten Armen in der Tür. Ab und zu reibt er sich das Knie, offenbar hat er es sich wirklich verletzt, als er mich wieder eingefangen hat. Geschieht ihm ganz recht.
    »Warum hast du das getan?«, wiederholt Aleks die Frage. Sein Blick ist ernst, aber er macht mich bloß sauer.
    »Soll ich etwa warten, bis ich hier gegrillt werde? Oder angeschossen, so wie die Katze?«
    »Er hat sie nicht angeschossen. Er wollte sie gar nicht treffen. Er wollte sie nur erschrecken«, sagt Aleks und wirft einen raschen Blick zu Filip. »Und du wirst nicht gegrillt.«
    »Was denn dann? Weiter verschleppt? Ermordet? Was wollt ihr denn überhaupt? Geld? Meine Ma hat keins.« Ich habe Angst, mehr denn je, aber die Angst macht mich auch wütend.
    »Dir passiert nichts«, sagt Aleks sanft. »Aber du musst jetzt vorsichtig sein. Nenad rastet schnell aus.«
    »Nenad?«
    Aleks wirft wieder einen Blick zu Filip. Aber der reibt sich gerade mal wieder das Knie. »Goldzahn«, sagt er leise. »Du darfst ihn nicht noch weiter reizen. Du bist nur sicher, wenn du gehorchst.« Er betrachtet mich nachdenklich, dann sagt er: »Und mir ist wichtig, dass du sicher bist.«
    Etwas an seinen Worten macht, dass mir warmwird. Trotz meiner Angst, trotz meiner Wut. Trotz meiner Hilflosigkeit.
    Wir sehen uns an. Sein Blick tastet mich ab, fliegt in mich hinein.
    Mein Herz fängt erneut an zu klopfen. Aber diesmal ist es ein anderes Klopfen.
    Filip räuspert sich und sagt zwei, drei schnelle Sätze zu Aleks. Sie klingen nervös.
    Aleks nickt, dann stößt er sich von der Wand ab. »Ich muss los«, sagt er und geht langsam an mir vorbei. Für einen kurzen Moment bleibt er unmittelbar vor mir stehen. Seine Augen sind dunkel. In ihnen liegt etwas, das ich nicht beschreiben kann. Etwas Tiefes, Sicheres. »Sei vorsichtig, Alex. Und – morgen wird vielleicht etwas passieren«, setzt er hinzu. »Aber keine Angst. Das ist okay. Du bist nicht wirklich in Gefahr.«
    »Würdest du es mir denn sagen, wenn ich in Gefahr wäre?«
    Aleks zögert, nur kurz. Dann hebt er eine Braue. »Ich pass auf dich auf«, sagt er.
    Ich hebe die Hände. »Und die hier? Machst du mir die jetzt ab?« Das Band, mit dem er mich vorhin gefesselt hat, besteht aus Sisal oder so. Es sitzt

Weitere Kostenlose Bücher