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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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zwar nicht eng, aber unangenehm ist es trotzdem.
    Aleks wirft einen Blick zu Filip, der uns ausdruckslos beobachtet, dann schüttelt er den Kopf und geht.
    Er geht einfach hinaus, an seinem Cousin vorbei,der ihm folgt und die Tür hinter sich schließt. Dann dreht sich der Schlüssel im Schloss, und ich bin allein.
    Diese Nacht ist grausam lang. Noch länger als die vorigen. So kommt es mir jedenfalls vor. Ich kann nicht schlafen und meine Handgelenke jucken von den Fesseln. Eine Weile lese ich in Mamas Gedichtband, aber irgendwie sagen mir die Verse plötzlich gar nichts mehr:
    wer bin ich wenn die nacht mich hält
    wer kann ich sein allein auf der welt
    Das deprimiert mich bloß, also lege ich das Buch schließlich weg.
    Lange liege ich da und starre auf die brennende Glühbirne unter der Decke, schließlich schalte ich sie aus.
    Schlafen kann ich trotzdem nicht.
    Morgen wird etwas passieren. Aber was?
    Ich wünschte, jemand wäre bei mir. Mama. Daria. Birte. Carl. Eigentlich egal, wer.
    Oder er.
    Aleks .
    Ich wünschte, er wäre hier, bei mir.
    Würde mich ansehen. Mit seinen schönen, traurigen Augen.
    So ein Scheiß! So was darf ich nicht denken. Und fühlen schon gar nicht.
    Ich lege die Arme um meinen Oberkörper, so gut das mit den Fesseln geht, ziehe die Beine hoch und rolle mich zusammen, so eng ich nur kann.
    Bis ich eine kleine Kugel bin.
    allein auf der welt
    Aleks.
    Irgendwann falle ich dann doch in einen traumlosen Schlaf, tief in der Dunkelheit.

Teil IV

13 // Freitagvormittag
    Morgens wache ich erst auf, als die Tür aufgeht und mir Filip das Frühstück bringt. Er wirkt seltsam nervös. Kann mich kaum ansehen. Blickt immer wieder zur Tür. Fast fällt ihm das Tablett herunter, als er es auf den Tisch stellt.
    Das Fenster macht er nicht auf, auch nicht, als ich ihn mit Gesten und Worten darum bitte.
    Und meine Fesseln nimmt er mir auch nicht ab.
    Er stellt mir einfach nur das Tablett hin und hastet rasch wieder zur Tür, immer noch ein bisschen humpelnd, wie ich bemerke. Kaum hat er die Tür wieder hinter sich verriegelt, höre ich durch das geschlossene Fenster von draußen Stimmengewirr.
    Lautes Stimmengewirr.
    Große Aufregung.
    Ich kann die Stimme von Goldzahn ausmachen, der herumbrüllt. Die Stimme von Aleks, der offenbar mit ihm streitet. Und dann noch eine Stimme. Filip? Alle drei schreien herum.
    Aufgeregt. Aufgebracht.
    Geht es um mich? Klar geht es um mich. Worum denn sonst!
    Angst schnürt mir die Kehle zu.
    Vielleicht war der Fluchtversuch wirklich keine gute Idee. Vielleicht wollen sie mich jetzt loswerden?
    Und die Katze, die arme Katze, die ist seitdem nicht mehr wieder aufgetaucht. Kein Wunder.
    Scheiße.
    Ich gieße mir mit zitternden Händen Kaffee ein, koste davon.
    Er schmeckt nicht! Viel zu dünn. Kaum genießbar.
    Als hätte Vesna nicht aufgepasst. Oder wer immer mir den Kaffee gekocht hat. Wo steckt Vesna eigentlich?
    Morgen wird vielleicht etwas passieren.
    Aber was?
    Meine Finger krampfen sich um den Becher.
    Essen kann ich nichts. Ich lasse den Joghurt und die Flakes unangerührt. Den Becher trinke ich nur halb leer, dann stelle ich ihn wieder hin.
    Mache ein paar Kniebeugen. Zwei zittrige Liegestützen, so gut das geht mit den gefesselten Händen. Also eher nicht gut.
    Die Stimmen draußen sind leiser geworden, aber sie scheinen immer noch zu streiten.
    Meine Blase meldet sich. Klar, ich könnte auch den Eimer nehmen, aber ich will nicht.
    Ich klopfe.
    Klopfe noch mal.
    Niemand kommt.
    Und draußen wird immer noch gestritten. Zumindest hört es sich so an.
    Ich gehe näher zum Fenster. Lehne meine Stirn dagegen.
    Unten, im Spalt, ist nur die platt getretene Erde zu sehen. Ein paar Grashalme.
    Keine Katze.
    Wenn ich nur Serbisch könnte! Dann wüsste ich zumindest, worum es da draußen genau geht.
    Es ist schlimm, nur warten zu können. Abwarten zu müssen.
    Geduld war noch nie meine Stärke.
    Im Gegenteil.
    Plötzlich höre ich noch eine Stimme. Eine Frauenstimme! Vesna. Sie ruft etwas, es klingt überrascht, fast ängstlich.
    Dann schlägt eine Autotür.
    Und dann ist da eine weitere Stimme.
    Leise, sehr ruhig. Und ziemlich tief.
    Ich erstarre.
    Habe ich richtig gehört?
    Draußen wird nur noch gemurmelt.
    Das Murmeln entfernt sich.
    Stocksteif stehe ich da.
    Und dann, nach einer Weile, dreht sich hinter mir der Schlüssel im Schloss.
    Das kann nicht sein.
    Das ist er nicht.
    Aber er ist es doch.
    Ganz eindeutig.
    Er sieht noch genauso aus wie früher, und doch irgendwie

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