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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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wieder öffnet. Ich schrecke zusammen, in den letzten Stunden habe ich vor mich hin gedöst, zusammengerollt auf der Liege. Jetzt aber setze ich mich aufund brauche einen Moment, bis ich die Gestalt erkenne, die im Türrahmen erscheint und die Tür vorsichtig hinter sich zuzieht.
    Aleks kommt langsam zu mir herüber und setzt sich auf den Stuhl. Im Dämmerlicht ist seine Miene ernst.
    »Hallo«, sagt er ruhig. »Wie geht es dir?«
    Ich zucke mit den Schultern. Wie soll’s mir schon gehen?
    Aleks wartet einen Moment. »Du willst nichts essen?«, fragt er.
    »Wer sagt das?«, schieße ich zurück.
    »Meine O… Vesna«, verbessert er sich sofort. »Die dir immer das Essen bringt.«
    Aber es ist zu spät, er hat sich schon verraten. Ich setze mich aufrecht hin. »Sie ist deine Oma?«, frage ich ungläubig. Die alte Frau? Aleks’ Oma? »Wie könnt ihr nur?«
    Aleks sieht betreten drein. Sein Gesicht liegt halb im Schatten, aber dennoch kann ich es gut erkennen. Seine Augen auch. »Es ist … ach Mensch, Alex«, murmelt er unglücklich. »Es ist so kompliziert.«
    »Wie wäre es, wenn du mir mal ein paar Fragen beantwortest? Ich meine, es ist doch sowieso alles egal. Ich weiß doch längst, was gespielt wird!«
    Er blickt mich forschend an. »Weißt du das?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Kannst du das Fenster aufmachen?«, bitte ich ihn.
    Aleks steht langsam auf, geht zum Fenster und öffnet es. Dann kommt er wieder zu mir herüber und setzt sich hin. Er bringt einen Hauch Abendluft mit, kühle, milde Abendluft, die mir guttut.
    Plötzlich steigen mir die Tränen in die Kehle. »Ich halte das echt nicht mehr aus«, flüstere ich. »Ich will nach Hause!«
    Aleks sitzt stumm da und sieht mich nachdenklich an. Dann hebt er die Hand, und ich sehe, dass er darin einen Schlüssel hält. »Komm«, sagt er leise. »Wir gehen nach draußen. Aber nur kurz.«
    Ich starre ihn verdutzt an.
    Aleks lächelt, dann wird er ernst. »Oder willst du nicht?«
    Statt einer Antwort springe ich auf. Aleks öffnet leise mit dem Schlüssel die Tür und sieht sich vorsichtig um. Alles scheint ruhig. Keine Spur von Filip.
    Und auch nicht von Goldzahn.
    Oder meinem Vater.
    Aleks legt den Finger auf die Lippen, dann zieht er mich hinaus und schließt fast lautlos von außen ab. Ich halte mich dicht hinter ihm, als wir an der Badezimmertür vorbei zum Ausgang huschen.
    Zu der Tür, durch die ich gestern geflüchtet bin. Der Schlüssel steckt jetzt nicht mehr im Schloss. Natürlich nicht.
    Aleks’ Augen leuchten im Halbdunkel. »Warte«,sagt er leise, legt erneut den Finger auf die Lippen, dann zieht er aus seiner Hosentasche ein Drahtstück hervor. Oder nein, kein Drahtstück, sondern einen verbogenen Kaffeelöffel. Vorsichtig steckt er ihn ins Schloss.
    Mein Herz klopft wie verrückt, als ich sehe, wie er mehrere Versuche braucht, um die richtige Position zu finden. Er stochert ein wenig herum, dann legt er die Hand auf die Klinke und stößt gegen die Tür. Mit einem leisen Klicken öffnet sie sich und milde Abendluft dringt herein.
    »Komm!« Aleks zieht mich mit sich und schließt die Tür leise hinter uns. Vorsichtig sieht er sich um.
    Tief sauge ich die Luft in mich ein. Vor uns liegen die Felder, davor ein paar Büsche, der Weg. Von irgendwo kommt ein Hundekläffen. Alles wie gestern.
    Gestern.
    Ob ich es noch mal versuchen soll?
    Ich sehe Aleks an. Und dann mache ich einen Schritt vorwärts. Aber Aleks legt mir die Hand auf den Arm und hält mich zurück. Er schüttelt den Kopf.
    Ich könnte mich losreißen. Könnte ich mich losreißen? Und dann?
    Was dann? Wenn ich jetzt flüchtete, was würde Aleks tun?
    Mich festhalten?
    Mir nachlaufen?
    Die anderen alarmieren?
    Und dann?
    Und wenn nicht?
    Ich zögere, dann nicke ich und lasse zu, dass Aleks mich zu sich hinunterzieht. Nebeneinander setzen wir uns auf die Türschwelle. Es ist gerade Platz genug für uns beide. Aber es ist kein Platz für eine Lücke zwischen uns.
    Und so kann ich seine Hüfte an meiner spüren und seinen Arm an meinem.
    Und das ist nicht unangenehm.
    Absolut nicht.
    »Wir müssen gleich wieder rein«, sagt Aleks leise. »Die anderen essen gerade. Das dauert nicht lange. Nenad ist zwar ein Vielfraß, aber irgendwann ist auch er fertig.«
    Er kichert leise, und ich muss auch lächeln, während ich die milde Abendluft in vollen Zügen in mich hineinsauge.
    Es tut gut, ihn so dicht neben mir zu spüren.
    Wenn wir uns unter anderen Umständen kennengelernt hätten, wie

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