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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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«Steig ein», sagt er und stellt meine Tasche hinter den Sitz. «Das, was wir zu besprechen haben, sollte man nicht öffentlich bereden.»
    Ich gebe nach und klettere auf den Beifahrersitz. Als ich noch dabei bin, mich anzuschnallen, startet er schon und reiht sich in den Verkehr ein.
    «Über was willst du mit mir sprechen?», frage ich. «Hast du Ärger mit deinem Orden, weil du mich in eure Geheimnisse eingeweiht hast?»
    «Wo warst du heute Nacht, Luisa?» Er nimmt den Blick nicht von der Straße.
    «Bei Thursen, kannst du dir das nicht denken?»
    «Aber er war nicht da, oder?»
    «Woher weißt du das?» Warum sieht er mich verdammt noch mal nicht an?
    «Heute Nacht hat dein Thursen mit seinem Rudel wieder einmal Jagd auf Menschen gemacht. Eine Gruppe Jugendlicher. Wir haben versucht, das Schlimmste zu verhindern.»
    Scheiße. Ich muss blinzeln, weil meine Augen so brennen. Scheiße, Scheiße, Scheiße! «Wurde jemand verletzt?» Was ich eigentlich fragen will, ist: Was ist mit Thursen? Geht es ihm gut?
    Elias blinkt, blickt in den Rückspiegel, wechselt die Spur. «In welcher Welt lebst du eigentlich, Luisa? Ich erzähle dir von einem Kampf mit einem Rudel Werwölfe, und du fragst, ob jemand verletzt wurde?»
    «Was soll ich denn fragen?»
    «Wie viele noch leben, vielleicht?»
    «Elias, jetzt sag endlich, was passiert ist!»
    «Wir kamen zu spät. Die Menschen und die Wölfe waren schon mitten im Kampf. Als wir es endlich geschafft hatten, die Werwölfe zurückzudrängen, konnten sich die Jugendlichen in Sicherheit bringen. Bis auf zwei. Ein Mädchen konnten wir übel zugerichtet retten. Sie ist im Krankenhaus und wird überleben. Einen Jungen haben die Wölfe regelrecht zerfleischt.»
    Wieder ein Toter! Ich kann es nicht glauben! Das muss ein Irrtum sein! «War Thursen dabei? Bist du sicher?»
    «Ja, Luisa. Ich habe ihn gesehen.»
    Natürlich. Warum sonst war er die ganze Nacht nicht zu Hause? «Thursen hat mir gesagt, es würde niemand mehr sterben! Er hat mir versprochen, er kümmert sich darum! Er hat es versprochen, Elias!»
    «Was willst du von mir hören? Dass ich dir gleich gesagt habe, dass er dich anlügt?» Wir halten an einer roten Ampel. «Menschen prügeln sich vielleicht ohne Grund. Das ist schon schlimm genug. Aber weißt du, was Werwölfe tun?» Er greift nach meinem Arm, zieht mich ganz nah zu sich und lässt seine Augen leuchten. «Sie töten aus bloßer Freude an der Jagd und am Kampf, ohne jedes Gewissen!»
    «Lass mich los!», schimpfe ich, als ich die Glut, die seine Hand ausstrahlt, durch die Kleidung hindurch spüre.
    Elias lässt mich los, biegt, als die Ampel auf Grün springt, ein paar Meter weiter rechts auf einen Parkplatz und stellt den Motor ab. «Luisa, du musst zurückkommen und wieder bei uns wohnen. Jedenfalls solange deine Mutter weg ist! Bitte! Bei uns bist du sicher.» Elias legt mir die Hand auf die Schulter und nimmt sie gleich wieder weg, als ihn mein Blick trifft.
    Ich weiß einfach nicht, was ich denken, was ich tun soll. Ich kann nicht glauben, dass Thursen mich so hintergangen hat. «Ich muss doch wenigstens hören, was Thursen dazu zu sagen hat.»
    Elias lässt die Zentralverriegelung klicken, und ich bin eingeschlossen. «Du hörst mir jetzt zu! Du gehst nicht in den Wald und lässt dich von den Werwölfen zerfleischen! Das lasse ich nicht zu.»
    «Gib die verdammte Tür frei, Elias!», drohe ich. Ich blinzele, als ich auf einmal in ein Licht sehe. Ein Licht, das nicht von der Straßenlaterne ins Auto geschickt wird. Es ist, als würde Elias ein Lichtschein umgeben, als sei er aus der Wirklichkeit ausgestanzt und Licht fiele durch den winzigen Spalt zwischen ihm und der Welt.
    Wut kocht in mir hoch. Wie kann er es wagen, mich hier festzuhalten? Und zum ersten Mal spüre ich, wie mir prickelnd die Wolfsschatten die Arme heraufkriechen. Bereit, zu Fell zu werden und mich zu verwandeln. Will mir den Weg freikämpfen mit scharfen Raubtierzähnen, vorbei an diesem fremden Shinan-Wesen.
    Elias’ Augen weiten sich. Wie erstarrt beobachtet er, wie sein Licht von meiner Finsternis aufgesogen wird. Morgenfinsternis kehrt ins Auto zurück. «Es ist schon zu spät, oder?», flüstert er. «Du hast dich gestern, als Thursen bei dir war, verwandelt. Warum habe ich das nicht sofort gemerkt?»
    Ich erkenne meine Stimme fast nicht wieder. Noch nie hatte ich so ein dumpfes Grollen in meiner Kehle. «Nein, es ist noch nicht zu spät! Außer du machst mich so wütend, dass ich mich

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