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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Jungen getötet und ein Mädchen schwer verletzt.»
    «Du verstehst gar nichts. Sie haben ein Mädchen gerettet, dem es sonst so gegangen wäre wie mir. Du solltest dir das Video zeigen lassen, das sie haben.»
    «Noch ein Video? Und das haben sie hier?»
    «Norrock hat es. Und du solltest es dir erst mal ansehen, bevor wir weiterreden, ehrlich. Ich hole uns jetzt was zu lesen.»
    Und dann sitzen wir wirklich nebeneinander am Lagerfeuer und lesen Bücher. Rieke liest einen Krimi, und für mich hat sie einen Fantasyroman ausgesucht.
    Ich bin noch in einer Welt voller Drachen gefangen, als Norrock aus dem Wald zurückkommt. Erst ist er Wolf, dann, nachdem er die Bäume hinter sich gelassen hat, ist er der breitschultrige Mann, ganz in Schwarz. Der abgerissene Lederjackentyp, wie Rieke gesagt hat. Norrock geht zu den Vorräten, steckt etwas ein und kommt mit einer Blechdose in der Hand wieder, der er mit einem Ruck den Deckel abreißt.
    Ich bin erschrocken, wie ausgebrannt er im Tageslicht aussieht. Wie tief sich die Falten in sein Gesicht gegraben haben. Rieke lächelt und nickt ihm über den Rand ihres Krimis hinweg zu.
    «Spannend?», fragt er.
    «Ja, sehr», antwortet sie und ist schon wieder in ihrer Geschichte versunken.
    Norrock bedeutet mir mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen. Nach einer kurzen Strecke bleibt er stehen und sieht sich um zum Lager. Will wohl sicher sein, dass Rieke nicht zuhören kann. Ich kann sie gerade noch sehen, die Gestalt im Schein des Feuers, ganz in ihr Buch vertieft.
    Norrock lehnt sich mit dem Rücken an eine breite Kiefer und fragt leise: «In der Sache mit Nicks Bande. Hilfst du uns?»
    Ich finde es ganz entsetzlich, was diese Jungs Rieke, Haddrice und Sjöll angetan haben. Aber in unserem Land muss niemand für eine Tat mit seinem Leben bezahlen. «Ich bin keine Gehilfin von Mördern, Norrock.»
    «Schade. Denn sonst könnten wir uns die Typen greifen und sie in die Hölle schicken, wo sie hingehören. Kommen später eh dahin.» Er greift mit der Hand in die Erdnüsse und hält mir die Dose anschließend hin. «Auch?»
    Ich schüttle den Kopf. Ich denke an Krestor, wie er dagelegen hat heute Morgen. Ob er in die Hölle kommt? In den Himmel? Gibt es so was? «Und du, Norrock, was ist mit dir? Kommst du in die Hölle?»
    «Ich komme nirgendwohin.» Norrock kaut noch eine Erdnuss. «Ich sterbe einfach. Tot. Aus. Ich habe keinen Bock auf den ganzen Scheiß, Leben nach dem Tod und so.»
    «Das suchst du dir aus?»
    «Thursen und du, ihr seid die, die sich über so was Gedanken machen müssen. Ihr habt beide einen starken Willen. Aber ich?»
    «Ja, was ist dann mit dir?»
    «Nichts. Hab ich doch gesagt. Von mir bleibt nichts übrig. Du willst wirklich keine Nüsse?»
    «Nein. Wohin habt ihr eigentlich Krestor gebracht?»
    «Zurück in die Stadt. Wir haben dafür gesorgt, dass man ihn findet.»
    «Und dann?»
    Norrock legt den Kopf in den Nacken und lässt sich die Nüsse aus der Dose in den Mund rollen. «Weiß ich das? Er wird beerdigt. Eingeäschert, keine Ahnung. Jedenfalls kommt er auf einen vernünftigen Friedhof. Keiner wird wissen, dass er jemals in diese Zwischenwelt geraten ist.»
    «Das könntest du auch, Norrock. Einfach raus. Ohne zu sterben, meine ich.» Wenn ich seinen richtigen Namen wüsste, ich müsste ihn nur aussprechen.
    «Nein. Ich nicht.»
    «Wieso?»
    «Luisa, ich bin Rudelführer. Ich kann nicht einfach zurück und so tun, als sei ich Mensch.»
    «Aber Thursen, der konnte doch auch zurück. Ich habe ihn verwandelt.»
    «Tja, Thursen, der war auch sehr verliebt in dich. Er hätte alles mit sich machen lassen, damit dir nichts passiert und er bei dir bleiben kann. Rückverwandeln ist nicht witzig, glaub mir. Das stehen nur wenige durch, und du hast ihm Kraft gegeben.»
    «Was ist mit Haddrice?»
    «Die versuch mal lieber nicht zu verwandeln. Die nimmt das übel.»
    «Nein, ich meine, gibt sie dir keine Kraft? Ihr seid ständig zusammen, sie sieht ziemlich gut aus, und da dachte ich halt …»
    «Hey, Haddrice sieht nicht ziemlich gut aus, sondern richtig scharf! Aber wir sind deshalb so oft gemeinsam unterwegs, weil sie noch mehr auf Rache aus ist als ich. Wir sind nicht zusammen.»
    «Wieso nicht?»
    «Geht dich das was an?» Er lacht. «Oder willst du jetzt was von mir?»
    «Also immer noch Sjöll?»
    «So was geht doch nicht einfach vorbei, nur weil einer nicht mehr da ist.»
    «Ich konnte es mir nur nicht vorstellen, ihr beide zusammen. Ihr beide verliebt. Ich

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