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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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stammen von ihnen ab.»
    «Der Engel hier hat Flügel», sagt sie mehr zum Bild als zu mir.
    «Wir sind die Flügellosen. Ich habe dir die Male auf meinem Rücken gezeigt, die an die Flügel unserer Vorväter erinnern. Das weißt du auch nicht mehr?»
    Sie dreht sich zu mir um. «Nein.»
    «Du hast sie angefasst. Wir waren keine Feinde. Ich weiß nicht, was für die anderen Werwölfe gilt, aber wir beide waren keine Feinde!»
    «Warum soll ich dir das glauben? Woher weiß ich, dass du mich nicht anlügst? Du gehörst zu denen.»
    Ja, warum sollte sie mir glauben? Warum sollte sie jemandem von denen vertrauen, die sie gefangen, verschnürt und in eine Kiste gesteckt haben? «Luisa, du musst dich doch an irgendetwas erinnern?» Denn wenn du es nicht tust, setze ich in Gedanken hinzu, wirst du mir nicht glauben, dass ich dir helfen will. Dann muss ich dich zwingen und gegen deinen Willen an das Kreuz binden.
    «Hör endlich auf, diesen verdammten Namen zu sagen! Ich bin Shorou. Meine Erinnerung ist wie Treibsand, ein wirres Gemisch aus Gefühlen, Bildern, alles weg!»
    Und wenn ich statt des Kreuzes etwas anderes versuche? Wenn ich etwas einsetze, um ihre Erinnerung zurückzuholen, das schon einmal ihren Gedanken Klarheit gebracht hat? Die Gegenwart von Engeln lässt Menschen klarer denken, heißt es. Manchmal reicht dazu auch ein halber Engel, ein Shinan. Ich habe es eher unfreiwillig herausgefunden. Luisa wollte mich davon abhalten, die Werwölfe bei ihrem Rachefeldzug zu stören. Und dazu ist ihr nichts Besseres eingefallen, als mich zu küssen. Doch irgendwie hat dieser Kuss ihre Gedanken geordnet. Sie wusste, dass das, was sie vorhatte, nicht richtig war – und leider auch, dass sie mich nie wieder küssen wollte. Damals war Luisa noch nicht vollständig verwandelt. Sie jetzt, wo sie ein Werwolf ist, auch nur anzufassen, wäre Wahnsinn. Und trotzdem. «Also gut, Shorou. Vielleicht hilft dir das hier.»
    Vielleicht ist es irre, vielleicht das Falscheste, was ich tun kann, vielleicht das Letzte, was ich in meinem Leben tue, aber ich gehe direkt auf sie zu. Und als sie zurückweicht, folge ich ihr. Mit jedem Schritt komme ich näher und hebe dabei meine Hände, zum Zeichen, dass ich sie nicht angreifen will. Und als sie mit dem Rücken an der Wand steht, da tue ich es.
    Ich beuge mich zu ihr hinab und küsse sie. Im letzten Moment schließe ich die Augen, nicht weil ich romantisch bin, sondern weil ich es nicht sehen will, wenn sie sich direkt vor mir in einen Wolf verwandelt und mich angreift. Doch sie behält ihre menschliche Gestalt. Shinanim und Werwölfe sind nicht für solche Nähe gemacht. Ich fühle die Kälte, als ihre Schatten meine Energie aufsaugen, als unsere Lippen sich berühren, aber das eisige, vernichtende Brennen, das ich erwartet habe, bleibt aus. Sie greift nicht an, flieht nicht. Und ich merke, ich bin immer noch nicht gegen sie immun, trotz allem, was ich jetzt über sie weiß. Ich wünschte, sie würde mich küssen, weil sie froh ist, mich wiederzusehen. Ich wünschte, sie würde sich in meine Arme schmiegen und sich ganz in den Kuss fallenlassen. Natürlich tut sie das nicht. Ich spüre ihren Atem auf meinem Gesicht. Sie bewegt sich nicht, und ich weiß, sie steht immer noch genauso da, den Rücken an die Wand gedrückt. Und dann, auf einmal spüre ich doch ihre Hände vorsichtig tastend auf meinen Schultern, und ich lege, ohne zu überlegen, meine an ihre Hüften. Es bleibt ein Abstand zwischen uns. Gut für mich, so kann sie nicht fühlen, wie gegen alle Vernunft mein Herz hämmert. Doch da sind immer noch ihre Hände auf meinen Schultern und meine Lippen auf ihren. Sie bricht den Kuss so wenig wie ich. Wenn sie sich schon nicht an mich erinnert, fühlt sie dann wie ich, dass dieser Kuss mehr ist als ein normaler Kuss? Es ist mein verzweifelter, letzter Versuch, zu ihr durchzudringen, sie in die Menschenwelt zurückzuholen.
    Luisa schnappt auf einmal nach Luft und stößt mich weg. «Was soll das, Elias?»
    Ich hatte gehofft, dass es vielleicht, obwohl sie jetzt Werwolf ist, wieder funktioniert. Und ich hatte insgeheim außerdem gehofft, dass sie mich nicht für meinen Versuch tötet. «Jetzt erinnerst du dich doch, oder?»
    Sie nickt, streicht sich übers Gesicht, betrachtet dann misstrauisch ihre Hände. «Du hast mich aber nicht zurückverwandelt. Meine Haut ist immer noch ohne Farben.»
    «Das ist allein deine Entscheidung, entscheide, ob du Mensch oder Wolf sein willst.»
    Und dann

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