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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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raus, ehe die Shinanim wissen, was los ist.»
    Irudit schüttelt den Kopf. «Zur Hölle, Thursen, sonst sagst du doch auch immer, wir sollen erst überlegen und dann handeln.»
    «Sonst geht es auch nicht um Luisa», springt Zrrie mir bei.
    «Wir warten bis zur Nacht», entscheidet Norrock. «Wenn sich bis dahin nichts getan hat, folgen wir der Spur. Im Dunkeln, nicht bei Tageslicht, Thursen.»
    Meine Hände brennen. Als ich nachschaue, sehe ich, dass ich meine Fingernägel so tief in die Handflächen gegraben habe, dass sie bluten.

[zur Inhaltsübersicht]
    17. Elias
    DIE Außenwelt ist ausgesperrt, nur wir beide sind hier. Ich und die Werwölfin. Die Werwölfin, die fahl und unwirklich wirkt wie ein Spuk im Winterlicht, das durch das Dachfenster fällt. Die Werwölfin, die keine Farben mehr hat und aussieht wie eine schwarzweiße Erinnerung an ihre Menschenzeit. Meine Werwölfin. Und auch die Werwölfin, die sich verwandeln und mich mit einem schnellen Biss töten könnte, denn ich bin unbewaffnet. Warum habe ich trotzdem keine Angst?
    «Luisa?», versuche ich es. Wir sehen uns an, doch da ist kein Erkennen in ihrem Blick. Schnell blinzelt sie und wendet den Kopf ab.
    Mein Gott, hätte sie doch nur an diesem verhängnisvollen Tag im Auto auf mich gewartet! Natürlich war ich verletzt, dass sie mich benutzt hat. Dass sie mir etwas vorgegaukelt hat zwischen uns, das nie da war. Ich hätte damit leben können, dass sie mich nie lieben wird, selbst damit, dass sie für den Werwolf Thursen alles tut. Ich wünschte, sie wäre im Auto gewesen, als ich zurückkam. Ich wünschte, wir hätten uns ausgesprochen, sie wäre mit mir zurückgefahren und Mensch geblieben. Doch nach unserem Kampf mit den Werwölfen war der Wagen verlassen, und sie blieb verschwunden. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Tief in mir wusste ich die ganze Zeit, wo sie war, was sie war. Jetzt habe ich Gewissheit. Sie hat sich unseren Feinden angeschlossen und ist eine von ihnen geworden. «Luisa?», versuche ich es noch mal.
    Sie hebt die Arme. Was ist das, Abwehr oder Angriff? Dann weicht sie zurück in eine Ecke und beginnt leise zu knurren wie ein in die Enge getriebener Kettenhund. Noch wirkt ihre Gestalt menschlich, doch die Töne, die sie ausstößt, verraten, was sie wirklich ist. Es ist zu spät. Da ist nichts mehr von der Luisa, die ich kannte. Ich dringe einfach nicht zu ihr durch. Dabei will ich ihr doch nur helfen! Ich sollte stehen bleiben, sollte nicht auf sie zugehen, sollte –
    «Luisa, Himmel noch mal!», schreie ich sie an. Meine Geduld ist doch nicht so groß, wie ich dachte.
    Da kommt ihr Angriff. Schattenfell huscht über sie, als sie sich mit geballten Fäusten auf mich stürzt. Fäuste, die bekrallte Pfoten werden. Ich weiche aus. Wenn wir kämpfen, werden wir uns verletzen. Nicht nur sie mich, auch ich werde sie mit meinen Händen verbrennen. Blitzschnell greife ich mir eine der Silberketten, die am Boden liegen, und schleudere sie in ihre Richtung wie eine Peitsche. Die Kettenglieder klingeln leise. Ich greife nicht an, ich drohe nur.
    Luisa stoppt, schüttelt sich, wird wieder menschlicher. «Was willst du von mir, verdammt!», schreit sie. Wenigstens spricht sie. Doch ihre Stimme ist anders. Heiser klingt sie, rau und dunkel, als hätten die Schatten auch ihre Kehle besetzt.
    «Elias! Komm da endlich raus! Jetzt ist nicht die Zeit, den Helden zu spielen!», ruft mir Vittorio von der Tür her zu.
    «Noch nicht!», antworte ich. Luisa spricht, und sie versteht mich. Jetzt ist vielleicht nicht die Zeit für Helden, doch jetzt ist genau die richtige Zeit, um zu kämpfen, um Luisa zu kämpfen, die menschliche Luisa, die mir in der Bahn zur Seite stand, als ich angegriffen wurde. Auch wenn Luisa auf ewig den verfluchten Thursen lieben wird, auch wenn es zwischen uns nicht einmal Freundschaft geben kann: Sie muss wieder Mensch sein! Sie war bereit, für mich zu kämpfen, jetzt kämpfe ich für sie. Ich will sie diesem entsetzlichen Schatten entreißen, der sie in den Klauen hält. Und wenn ich sie dazu eigenhändig an das Sünderkreuz binden muss! Und selbst wenn sie mich bei dem Versuch zerfleischt, ich muss es wagen. «Hör auf, Luisa!»
    «Ich bin Shorou!», grollt die fremde Wolfsstimme aus ihrer Kehle.
    Ist das jetzt ihr Name? Warum will sie nicht mehr Luisa sein? Vorsichtig gehe ich einen Schritt auf sie zu. Spiele ihr Spiel mit. «Sieh mich doch endlich an, Shorou!»
    «Warum sollte ich das tun? Eure Blicke brennen wie

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