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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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denn, Elias?»
    Ich muss ihr am besten ein paar konkrete Fragen stellen. Irgendwelche, die nicht damit zusammenhängen, dass alles, was sie besaß, verbrannt ist und ihre Familie und ihre Freunde ein paar tausend Kilometer entfernt sind. «Raquel, wie ist es passiert?»
    «Die meisten von uns sind vorhin noch draußen auf Patrouille gewesen. Josias befürchtete einen Werwolfangriff in der Stadt, sagte Konstantin, aus Rache für die Sache in der Waldbühne. Aber davon weißt du ja mehr als ich. Wir kamen also von der Patrouille zurück und wollten uns schnell etwas zu essen machen. In der Küche haben wir doch diesen Wokbrenner. Wir haben das Essen vorbereitet, und einer von uns hat den Brenner angezündet. Ich weiß nicht mehr, wer es war. Irgendwie hat sich der Gasschlauch vom Brenner gelöst. Es gab eine furchtbare Stichflamme, die die Küchenmöbel angezündet hat. Die halbe Küche stand einen Augenblick später in Flammen, und wir konnten nicht mehr an den Brenner, um den Gashahn zuzudrehen. Es war so furchtbar! Chiara hat gebrüllt, dass wir raussollen, und Felix hat die Küchentür hinter uns zugeworfen. Du weißt, wie schnell so etwas gehen kann, ein paar Augenblicke später brennt alles, was irgendwie brennen kann.»
    «Der Brenner hat doch immer tadellos funktioniert. Der Schlauch war fest verschraubt, und auf einmal springt er ab? Wie kann das sein?»
    «Ja, wie kann das sein?», sagt sie. Und fängt fast schon wieder an zu kichern.
    Schnell unterbreche ich sie, fasse sie bei den Schultern, damit sie mich ansehen muss. «Kein Unfall? Meinst du, jemand hat den Brenner manipuliert? Wozu denn?»
    «Ich weiß bloß, dass so eine Düse nicht einfach von allein abfliegt! Erst Adrians Tod und jetzt das! Wer immer es war, er wusste, wo wir wohnen.»
    «Luisa? Die hat mit uns zusammen auf dem Ding gekocht.»
    «Oder Thursen. Wir waren draußen und haben die Werwölfe gejagt. Luisa und Thursen wussten als Einzige außer uns Shinanim, wo wir leben, und sie hatten einen Grund, uns schaden zu wollen. Wir haben eine von ihnen getötet, so ist es doch, nicht? Die Werwölfe hassen uns. Da kannst du dir vorstellen, was ich denke. Oder hast du eine bessere Erklärung?»

[zur Inhaltsübersicht]
    44. Luisa
    EINE ganze Weile lang liegt Edgar eingeklemmt neben mir unter Zrries wolfspelziger Gestalt, still und mit geschlossenen Augen, als wäre er bereits tot. Ich dämmere ein und wache wieder auf, kann nicht schlafen, denn Thursen, in dessen Schlafsack ich liege, ist noch immer da draußen. Entscheiden sie über Edgars Leben? Irgendwann zwischen Wachsein und Dämmern fängt Edgar neben mir an zu zittern, zieht, ohne die Augen zu öffnen, seine bebenden Hände aus dem Schlafsack und gräbt sie haltsuchend in Zrries Fell. Die schiebt sich auf seinem Schlafsack höher, seinem Griff entgegen und winselt leise, als er seine Finger zu fest in ihren Pelz krallt.
    Er lebt. «Edgar?», flüstere ich. Seine weit geöffneten Augen schimmern, als er mich ansieht, dann, ohne zu antworten, schließt er sie wieder und dreht wortlos das Gesicht weg. Edgar ist nicht wirklich wach, nicht ansprechbar.
    «Er lebt», flüstere ich Thursen zu, als der endlich auch kommt. Hat sein Gespräch mit Norrock so lange gedauert? Der Atem von uns allen, gefangen in der Laubhöhle, wärmt ein wenig. Endlich ist es hier drin wenigstens nicht mehr ganz so eisig. Doch die Luft, die durch die Lücken in den Nadelzweigen in unsere Schutzhütte dringt, ist schneidend kalt. Ich bin dankbar, dass Thursen endlich zu mir in den Schlafsack kriecht. So kann ich mich an seinen warmen Körper schmiegen, mein Gesicht vor der eindringenden Kälte an seiner Schulter verstecken. Thursen hat seinen Arm um mich gelegt. Rawuhn, der zusammen mit Thursen ins Zelt gekommen ist, schiebt sich von der anderen Seite her an Thursen. «Danke, Kumpel», murmelt der und gräbt die Finger seiner bandagierten Hand in das Fell des hellen Wolfs.
    Als ich das nächste Mal aufwache, ist mir warm. Thursen hat mich ganz eng an sich gezogen, meinen Rücken an seine Brust. Mein Kopf liegt ebenfalls warm, das, worauf meine Wange liegt, ist Edgars Schulter. Durch meine Bewegung geweckt, erwacht er auch, dreht den Kopf zu mir, und auf einmal sind wir so nah voreinander, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüre. Wahrscheinlich berühren sich fast unsere Nasen, doch es ist zu dunkel, dass ich es genau sehen könnte.
    «Wieso bin ich hier?», nuschelt Edgar verschlafen.
    «Da draußen wärst du

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