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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Zeit vergeblich nach ihm gesucht.»
    Hat ihn die Polizei denn gesucht? Gab es überhaupt eine Anzeige? Luisa jedenfalls konnte nach der Sache auf dem Teufelsberg wohl kaum eine Aussage machen, die war eine Werwölfin. Meinst du, diese Haddrice hat deinen Bruder angezeigt?
    Ich reibe meine Schläfen, um Adrians Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen, und zupfe an Raquels Kopfkissen herum.
    Trotzdem laufen Adrians Gedanken weiter. Oder sind es meine? Beginne ich auf einmal, alles zu hinterfragen, so wie Adrian es getan hätte?
Sieh dir Vittorios Video von dem verwandelten Jungen noch mal an, Elias
, raten mir meine zweifelnden Gedanken, immer noch mit Adrians Stimme.
Du hast etwas übersehen
.
    Ich verabschiede mich leise von Raquel, ohne sie aufzuwecken, streiche ihre Decke glatt, wie man es bei kleinen Kindern tut, und verlasse ihr Zimmer.
    Zurück nehme ich den Weg durch den Park, der, seit Jahren verwachsen und außer Kontrolle geraten, jetzt in Winterstarre daliegt. Jemand hat ein Vogelhäuschen aufgestellt, in einem Beet, aus dem nackte, struppige Haselzweige ragen. Kleine Vögel, Spatzen, Meisen, Grünfinken und Dompfaffen naschen von den Körnern und lassen leere Schalen zurück.
    Sie hüpfen hierhin und dahin, sind so voller Leben. Und doch liegt ein paar Schritte weiter eine steifgefrorene Meise im Gebüsch.
    Früher hätte ich sie beerdigt unter einem Stein und das Grab mit Blumen geschmückt. Und jetzt? Ich wickle das tote Tier in ein Papiertaschentuch, hebe es auf und sehe mich um. Kurz vor dem Hintereingang des Ordenshauses ist der Boden noch kahl und wellig von den Bauarbeiten. Ich stoße mit dem Fuß gegen die Brocken. Der Boden ist hart, wie aus Beton geformt. Niemand schaufelt hier ein Grab, sei es auch noch so klein, schon gar nicht mit bloßen Händen. Ich umrunde das Gebäude und entsorge den toten Körper in der nächsten Mülltonne, damit keine Katze und kein Fuchs und auch keine Krähe ihn zerfleddern kann, und sage der kleinen Seele Lebewohl. Ob Edgars Körper jetzt auch schon irgendwo tot unter einem Busch liegt?

    Vittorio ruft mich auf mein Klopfen hin herein. Er sitzt an seinem Schreibtisch, immer noch in derselben Kleidung wie am Abend zuvor, und telefoniert. Bittet mich mit einer Geste, mich zu setzen.
    Schließlich nickt er und beendet das Gespräch. «Wie sollen wir mit den Werwölfen fertigwerden, wenn alles, was uns helfen könnte, entweder aus dem Land, in dem es hergestellt wird, nicht ausgeführt oder nicht nach Deutschland eingeführt werden darf? Sollen wir denn alles selbst holen?»
    «Gesegneten Morgen, Vittorio», grüße ich.
    Er sieht mich besorgt an. «Du siehst müde aus.»
    «Ich habe wegen des Brandes nicht viel geschlafen.»
    «Wegen des Brandes?»
    Warum will er wissen, was mich wach hält?
    Ohne nachzudenken antworte ich: «Ich habe von Adrian und meinem toten Bruder geträumt.» Er nickt, dreht den Kopf, und sein Blick wandert zum Fenster, hinter dem der Park liegt. «Das habe ich mir gedacht. Hast du die Krähen gesehen?», fragt er. «Sie kreisen über uns, es werden immer mehr.»
    «Ja, auf dem Parkplatz saßen auch welche. Was ist los mit ihnen? Warum sind es so viele?»
    «Es ist etwas im Gange. Wir haben offenbar nicht mehr viel Zeit.» Jetzt, wo er mich ansieht, fällt es mir auf. Seine Haut ist zwar von kleinen Falten durchzogen, doch in seinen Augen brennt das Feuer stärker als bei seiner Ankunft.
    «Was haben die Krähen mit meinem Schlaf zu tun?»
    «Mit deinen Träumen, Elias. Damit.»
    «Darf ich auch erfahren, was meine Träume mit den Krähen zu tun haben?»
    Er lächelt. «In meinem Alter und meiner Position hat man gelernt, dass es nicht immer ratsam ist, Informationen zu teilen, ehe man selbst sie hinreichend bewerten konnte. Doch ich bin unhöflich, verzeih. Du machst dir Sorgen wegen Edgar, und noch brennender als das willst du wissen, ob wir inzwischen eine Ahnung haben, wo sich die Mörder Adrians und deines Bruders aufhalten, nicht wahr?» Und bevor ich antworten kann, sagt er schon: «Ich habe zwar eben erst bei Jordan angerufen, aber ich kann es gerne noch mal tun. Entschuldige mich bitte kurz», wischt mit dem Finger über sein Smartphonedisplay und schiebt mir einen Obstteller hin, der vor ihm auf dem Tisch steht. Ich danke mit einem Nicken und nehme aus Höflichkeit ein Orangenstück, auch wenn ich keinen Appetit habe.
    «Was gibt es Neues?», fragt er in sein Handy. «Schon eine Spur gefunden von den Werwölfen oder von Edgar?»
    Ich kaue

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