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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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er Jeffrey freund‐
    lich an, als wäre zwischen ihnen nie etwas vorgefallen.
    «Possum», begann Jeffrey. Er kam sich vor wie ein
    Schwein, als er die violette Beule an Possums Kinn sah.
    Doch wie immer war Possum die Ruhe selbst. «Keine
    große Sache, Slick», sagte er und klopfte Jeffrey auf die Schulter. «Du kriegst noch dein Wechselgeld von gestern.
    Erinner mich dran.»
    «Nein, vergiss es, hörst du?»
    Possum ging weiter. «Hast du mit Robert gesprochen?»
    «Ich wollte gerade zu ihm.»
    «Heute Morgen haben sie die Kaution festgesetzt»,
    sagte Possum und zog einen dicken Umschlag aus der
    Tasche.
    Als Jeffrey das Bündel Geldscheine sah, zog er Possum
    ein paar Meter weiter in den Gang. Zwar konnte Reggie
    Ray immer noch mithören, aber Jeffrey war es wohler,
    wenn zwischen ihnen ein gewisser Abstand war.
    Er sagte: «Possum, wo hast du so viel Geld her?»
    «Ich hab eine Hypothek auf den Laden aufgenommen»,
    erklärte er. «Nell hätte fast einen Herzinfarkt bekommen,
    aber wir können Robert doch nicht in einer Zelle sitzen
    lassen.»
    Wieder schämte sich Jeffrey. Er war überhaupt nicht auf
    die Idee gekommen, dass Robert auf Kaution freikommen
    könnte, geschweige denn auf die Idee, selbst Geld aufzu‐
    treiben. «Jessies Familie hat Geld wie Heu», sagte er. «Die sollten das übernehmen.»
    «Die weigern sich», erklärte Possum, und ausnahms‐
    weise machte er ein grimmiges Gesicht. «Ich sag dir eins, Slick, mir tut es im Herzen weh, wie sie ihn behandelt.
    Egal, was hier los ist, er ist immer noch ihr Mann.»

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    «Hast du mit ihr geredet?»
    «Ich komme gerade von ihr.» Er senkte die Stimme. «Sie
    war sternhagelvoll, und es ist noch nicht mal Mittag.»
    «Was hat sie gesagt?»
    «Sie meint, was sie angeht, soll er in der Hölle schmo‐
    ren. Ist das zu glauben? Sie sind eine Ewigkeit zusammen, und dann schreibt sie ihn einfach ab.»
    «Sie hatte was mit einem anderen, vergiss das nicht.»
    «Und seit wann?», fragte Possum, und Jeffrey musste
    zugeben, dass das eine gute Frage war. «Ich meine, das
    ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Egal, wie zickig sie
    manchmal ist, wie sollte sie hier mitten in der Stadt mit einem Typen rummachen können, ohne dass es jemand
    mitkriegt und Robert was steckt?»
    «Vielleicht hat ja jemand Robert was gesteckt», sagte
    Jeffrey und blickte zu Reggie. Der Hilfssheriff starrte ihn hasserfüllt an.
    Auch Possum schien zu merken, was los war. Er stellte
    sich zwischen die beiden Männer und fragte Reggie: «Wo
    kann ich die Kaution bezahlen?»
    «Hinten», sagte Reggie. «Ich bring dich hin.»
    Reggie rückte seinen Pistolengurt zurecht, als er auf Jeffrey zukam, die rechte Hand auf dem Kolben. Er rempelte
    Jeffrey mit der Schulter an, doch diesmal reagierte Jeffrey nicht. Er hatte in letzter Zeit schon genug Streit angefangen. Kaum waren die beiden Männer fort, klopfte er an
    Hoss' Tür und ging gleichzeitig hinein.
    «Hallo», sagte Hoss und stand von seinem Schreibtisch
    auf. Robert saß in der orangenen Knastuniform vor ihm,
    die Hände auf dem Schoß, mit hängenden Schultern. Von
    hinten sah er aus, als wartete er auf seinen Henker.
    «Possum zahlt deine Kaution», erklärte Jeffrey.

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    Robert ließ die Schultern noch tiefer sinken. «Das soll
    er nicht.»
    «Er hat eine Hypothek auf den Laden aufgenommen.»
    «O Gott», stöhnte Robert. «Warum hat er das getan?»
    «Er konnte nicht mit ansehen, wie du hier drin sitzt»,
    sagte Jeffrey und versuchte, Hoss' Blick aufzufangen. Doch
    der Alte starrte hinaus auf den Parkplatz. Jeffrey hatte das
    Gefühl, er hatte die beiden bei irgendetwas unterbrochen.
    «Ich muss sagen, ich bin auch nicht gerade begeistert davon.»
    Robert sagte: «Mir geht's gut.»
    Jeffrey wartete, dass er sich umdrehte, aber Robert
    rührte sich nicht. «Bobby?»
    Endlich warf er Jeffrey einen kurzen Blick über die
    Schulter zu, doch es reichte, um zu sehen, dass er ein
    blaues Auge und eine aufgeplatzte Lippe hatte. Jeffrey
    kam zu ihm, um ihn sich genauer anzusehen. Robert war
    grün und blau geprügelt worden, und am linken Arm trug
    er einen dicken Verband. Jeffrey ballte die Fäuste. «Wer
    war das?»
    Hoss antwortete: «Ist ein bisschen wild zugegangen
    gestern Nacht.»
    «Warum war er nicht in einer Einzelzelle?», bellte Jef‐
    frey.
    «Er wollte keine Sonderbehandlung.»
    «Sonderbehandlung?», wiederholte Jeffrey fassungslos.
    «Gott im Himmel, das ist keine Sonderbehandlung, das ist
    Menschenverstand.»
    «Mir

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