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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Überraschung nicht verber‐
    gen, doch er fand die Fassung schnell wieder. «Stimmt, ich
    hab sie auch erwürgt.»
    «Das hast du nicht.»
    «Doch», beharrte er. «Ich habe sie einfach erwürgt»,
    sagte er. Die Handschellen klirrten, als er die Hände um einen imaginären Hals legte.
    «Das hast du nicht», widersprach Jeffrey.
    Robert ließ die Hände sinken, doch er gab noch nicht
    auf.
    «Zuerst hab ich nur mit ihr geredet, hab versucht, nett
    zu sein», sagte er. Seine Stimme wurde leiser. Er starrte ins Leere, als wäre er in Gedanken weit weg. Er sprach so leise, dass Jeffrey sich anstrengen musste, ihn zu verstehen. «Als sie den Kopf wegdrehte, hab ich ihr auf den Kopf
    geschlagen, und als sie hinfiel, hab ich mich auf ihren Rü‐
    cken gesetzt. Sie hat geschrien, und ich hab sie gewürgt, damit sie aufhört.» Wieder zeigte er mit den Händen, was 329
    er getan hatte. «Aber sie hat einfach nicht aufgehört, und das Geschrei hat mich wütend gemacht, und irgendwie hat
    es mich auch scharf gemacht – ich weiß auch nicht. Ich
    hatte eine Hand auf ihrem Hinterkopf.» Er ließ die Hand
    sinken, als wäre er dort. «Ich wusste, dass sie Angst hatte –
    Todesangst. Ich hatte auch Angst. Ich dachte, wenn jetzt
    jemand kommt, mich so sieht, wie ein Tier ... Aber ich
    konnte nicht aufhören. Keiner hat mir geholfen. Meine
    Kehle ...» Er legte sich die Hände an den Hals. «Meine
    Kehle hat sich angefühlt, als hätte ich eine Hand voll Nä‐
    gel verschluckt. Ich konnte nicht mehr atmen. Ich konnte
    keinen Mucks mehr machen, nur noch wimmern, aber in
    meinem Kopf hörte ich, wie sie lachten, mich anstachel‐
    ten, als wäre es eine Art Spiel für sie – als wollten sie sehen, wie lange es dauert, bis ich zusammenbreche.» Er ließ
    die Hände in den Schoß fallen, sein Atem ging schnell und stoßweise. Jeffrey wusste nicht mehr, ob er von Julia
    sprach oder von dem, was ihm letzte Nacht passiert war.
    «Ich wollte nur weg, an einen sicheren Ort, wo alles gut war, aber es war alles so schrecklich, ich konnte nichts tun,
    außer mir auf die Zunge zu beißen und zu Gott zu beten, dass es bald vorbei war.» Seine Lippen zitterten, aber er weinte nicht.
    «Robert», sagte Jeffrey und streckte die Hand nach ihm
    aus.
    Robert zuckte zurück, als hätte Jeffrey ihn geohrfeigt.
    Er machte sich ganz klein. «Lass mich», flüsterte er. «Bitte fass mich nicht an.»
    «Robert», wiederholte Jeffrey. Er versuchte, seine Stim‐
    me fest klingen zu lassen. Hätte er eine Waffe bei sich gehabt, er wäre rüber ins Gefängnis gegangen und hätte
    jedes gottverdammte Schwein dort abgeknallt. Mit Reggie

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    hätte er angefangen und sich dann bis nach oben gearbei‐
    tet, bis – was? – bis er sich die Knarre an den eigenen Kopf
    gehalten und abgedrückt hätte? Er selbst trug genauso viel
    Schuld an der Sache wie alle anderen.
    Trotzdem, er musste es wissen. «Warum lügst du mich
    wegen Julia an?»
    «Ich lüge nicht», sagte Robert, wieder flackerte Wut in
    seinen Augen auf. «Ich hab sie vergewaltigt.» Er sah Jeffrey in die Augen. «Ich hab sie vergewaltigt, und dann hab
    ich sie umgebracht.»
    «Du hast Julia nicht umgebracht», gab Jeffrey zurück.
    «Hör auf, das zu sagen. Du hast ja nicht mal gewusst, wie sie gestorben ist.»
    «Was spielt das für eine Rolle?», fragte Robert. «Ich bekomme sowieso die Todesspritze.»
    «Nein», widersprach Jeffrey. «Nicht, wenn du auf Tot‐
    schlag plädierst. Dann bist du in sieben Jahren draußen.
    Dann kannst du immer noch dein Leben führen.»
    «Was für ein Leben?»
    «Ich helfe dir, ein neues Leben anzufangen», sagte Jef‐
    frey, und in diesem Moment glaubte er fest daran. «Du
    kannst zu mir nach Grant County kommen. In die Truppe
    eintreten.»
    «Nicht mit dem Strafregister.»
    «Dann finden wir eben was anderes», sagte Jeffrey.
    «Wir holen dich raus aus diesem Drecknest. Du kannst
    nochmal ganz von vorne anfangen, ein neues Leben.»
    «Was für ein Leben?», wiederholte Robert. Er hob die
    Hände. «Was für ein Leben kann ich danach noch füh‐
    ren?»
    «Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist», sagte
    Jeffrey. «Ab jetzt sagst du kein Wort mehr, okay? Nicht

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    mal mit Hoss. Du redest nur noch mit deinem Anwalt. Wir besorgen den besten, den wir kriegen können. Wenn's sein
    muss, gehen wir nach Atlanta.»
    «Ich will keinen Anwalt», sagte Robert. «Ich will nur
    meinen Frieden haben.»
    «In Gefängnistracht wirst du nie Frieden haben,

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