Schattenblume
wo zwei Uniformierte Wache hielten. Die
kleine hübsche Polizistin wäre wahrscheinlich auf Lenas
Posten aufgerückt, wenn sie nicht zurückgekommen wäre.
Der andere war jünger, er wirkte noch nervöser als der
Kerl bei den Streifenwagen.
Lena zog ihre Marke heraus und wies sich aus, obwohl
sie die Frau kannte. «Detective Adams.»
«Hemming», sagte die Polizistin, die Hand am Pistolen‐
gurt. Trotz der Umstände schaffte sie es mit einem Blick, Lena ihre Abneigung zu zeigen. Ihren Partner stellte sie
nicht vor.
«Was ist hier los?», fragte Lena.
Hemming wies mit dem Daumen in Richtung Reini‐
gung. «Sie sind da drin.»
Drinnen trocknete die kühle Luft ihren Schweiß in‐
nerhalb von Sekunden. Lena schob sich an Reihen von
Wäschesäcken vorbei, die auf Abholung warteten. Der
Geruch von Chemikalien war fast unerträglich, und sie
musste husten, als sie den Bottich mit der Wäschestärke
passierte. Die Bügelmaschinen waren noch angeschaltet,
wie Flammenwerfer sandten sie Hitzewellen aus. Burgess,
der alte Besitzer der Reinigung, war nirgends zu sehen,
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dabei sah es ihm gar nicht ähnlich, dass er alles stehen und
liegen ließ. Lena drehte nach und nach die Temperaturreg‐
ler herunter und beobachtete dabei eine Gruppe von Män‐
nern, die ein paar Meter weiter vorne standen. Bei der
letzten Bügelmaschine blieb sie stehen, als sie an den bei-gen Hosen und dunkelblauen Hemden die Mitarbeiter
des Georgia Bureau of Investigation erkannte. Die waren
schnell hier aufgekreuzt. Nick Sheldon, der örtliche GBl
Field Agent in Grant County, stand mit dem Rücken zu
ihr, doch sie erkannte ihn an den Cowboystiefeln und der Vokuhila‐Frisur.
Lena sah sich nach den anderen Polizeibeamten um. Pat
Morris, der erst vor kurzem vom Streifenbeamten zum
Detective befördert worden war, saß auf einem Kühl‐
schrank und hielt sich einen Eisbeutel ans Ohr. Das karot-tenrote Haar klebte feucht an seinem Kopf. Ein dunkel‐
rotes Rinnsal lief ihm über das Gesicht, und Molly, die
Krankenschwester der Kinderklinik, tupfte das Blut mit
einem Wattebausch ab. Außer einem Uniformierten, der
an einem Klapptisch saß, war Frank der einzige Cop aus
der Truppe.
«Lena», rief Frank und winkte sie herüber. Sein Hemd
war blutverschmiert, doch soweit Lena sah, war es nicht
sein Blut. Trotzdem wirkte er angeschlagen. Er konnte sich
kaum auf den Beinen halten. Lena fragte sich, wie er in diesem Zustand die Sache mit Nick durchziehen wollte.
Auf dem Tisch vor ihm lag ein grob skizzierter Grund‐
riss dessen, was einst die Wache gewesen war. Die Bereiche
um die Kaffeemaschine und die Brandschutztür waren mit
roten und schwarzen Kreuzen übersät, daneben stand je‐
weils ein Paar Initialen. Die rechteckigen Formen und
schiefen Quadrate mussten die Tische und Aktenschränke
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sein. Wenn die Karte stimmte, war der Raum ziemlich
auseinander genommen worden.
«Mein Gott.» Lena war es ein Rätsel, wie die Häftlinge
den Mannschaftsraum hatten einnehmen können.
Nick zeichnete gerade ein langes Rechteck, die Akten‐
schränke unter dem Fenster zu Jeffreys Büro. «Wir woll‐
ten eben anfangen.» Er zeigte auf die Karte und fragte Pat:
«Stimmt es so ungefähr?»
Pat nickte.
«Na gut.» Nick warf den Marker auf den Tisch und gab
Frank das Zeichen anzufangen.
«Der Schütze hat hier gewartet, da stand sein Kom‐
plize.» Frank zeigte auf zwei Punkte bei der Anmeldung.
«Matt kam ungefähr um neun. Sie haben ihm aus nächster
Nähe ins Gesicht geschossen.»
Lena hielt sich an der Tischkante fest. Sie sah zum Re‐
vier hinüber. Die Eingangstür stand einen Spalt offen, aber
sie konnte nicht erkennen, was sie blockierte.
Frank zeigte auf den Tisch in der Nähe der Brandschutz‐
tür. «Sara Linton war hier.»
«Sara?», fragte Lena. Jetzt verstand sie gar nichts mehr.
Wie konnte so etwas passieren? Wer würde Matt Hogan
erschießen wollen? Sie hatte angenommen, dass die Ge‐
fangenen gemeutert hätten, nicht dass irgendjemand von
draußen eingedrungen war, um kaltblütig zu morden.
Frank fuhr fort: «Wir konnten zwei der Kinder raus‐
holen.» Er zeigte auf weitere rote Kreuze im Umkreis der Tür. «Burrows, Robinson und Morgan hat es in der ersten Minute erwischt.» Er nickte Pat zu. «Morris hat es
geschafft, das Fenster von Jeffreys Büro einzuschlagen
und drei weitere Kinder rauszubringen. Keith Anderson
ist durch die Brandschutztür über mich
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