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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Me‐
    tropole, doch montagmorgens sah man doch für gewöhn‐
    lich ein paar Leute auf den Bürgersteigen und irgendwel‐
    che Studenten, die zum College radelten. Als sie über die Kreuzung fuhr, suchte sie nach irgendwelchen Anzeichen
    von Leben. Das Neonschild des Heimwerkermarkts war
    dunkel, und an der Tür der Modeboutique klebte ein Zet‐
    tel, auf den jemand «Geschlossen» gekritzelt hatte. Zwei
    Streifenwagen der Grant County Police blockierten die
    Straße, und Lena parkte auf einem der leeren Parkplätze

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    vor dem Diner. Als Lena ausstieg, hatte sie das Gefühl, in einer Geisterstadt zu sein. Die Luft war still und reglos.
    Lena sah ihre Spiegelung in den Fenstern des abgedunkel‐
    ten Schnellrestaurants. Die Stühle standen auf den Tischen,
    und die Mittagskarte war aus ihrem Saugnapf an der Glas‐
    tür gefallen. Doch das war nichts Neues. Der Diner hatte vor einem Jahr zugemacht.
    Weiter die Straße hinunter standen zwei Zivilfahrzeuge
    der Polizei vor der Reinigung Burgess, genau dem Poli‐
    zeirevier gegenüber. Auf dem Parkplatz der Kinderklinik
    parkten weitere Polizeiwagen, außerdem standen drei Strei‐
    fenwagen vor dem Revier mitten auf der Straße. Die Zu‐
    fahrtsstraße des College wurde vom Chevy der Campus‐
    Security abgeriegelt, doch der Möchtegerncop, der in dem
    Wagen sitzen sollte, war nirgends zu sehen.
    Lena stand auf dem Bürgersteig und blickte die Straße
    hinunter. Fast rechnete sie damit, Steppenläufer vorbeiwe‐
    hen zu sehen. Das Schaufenster der Reinigung war dunkel
    getönt, sodass sich selbst aus nächster Nähe kaum etwas
    im Innern erkennen ließ. Lena nahm an, dass Jeffrey hier die Kommandozentrale eingerichtet hatte. Hinter dem Ge-fängnis war nur der Parkplatz, und die Gefangenen hatten
    die Türen mit Sicherheit längst verbarrikadiert. Die Reinigung war der einzig sinnvolle Ort.
    «Hallo», sagte sie zu dem Uniformierten, der bei den
    Streifenwagen stand. Er blickte die Straße hinauf, von seinem Posten aus in die falsche Richtung.
    Mit der Hand an der Waffe fuhr er herum. Er ver‐
    strömte Stress wie schlechten Körpergeruch.
    Sie streckte ihm die Hände entgegen. «Ich gehöre zur
    Truppe. Nur die Ruhe.»
    Seine Stimme zitterte. «Sind Sie Detective Adams?»

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    Sie kannte den Mann nicht, doch selbst wenn, wäre
    Lena wahrscheinlich nichts eingefallen, wie sie ihn hätte
    beruhigen können. Er war leichenblass, und falls er es
    überhaupt schaffte, die Waffe zu ziehen, würde er sich
    wohl eher ein Loch in den Fuß schießen, als irgendein Ziel zu treffen.
    «Was ist hier los?», fragte sie.
    Er schaltete das Funkgerät an seiner Schulter ein. «De‐
    tective Adams ist da.»
    Franks Stimme antwortete sofort. «Schick sie hinten‐
    rum.»
    «Gehen Sie durch die Drogerie», wies sie der Unifor‐
    mierte an. «Die Hintertür der Reinigung ist offen.»
    «Was ist hier los?»
    Er schüttelte den Kopf, und sie sah, wie beim Schlucken
    sein Adamsapfel hüpfte.
    Lena folgte seiner Anweisung und betrat den großen
    Laden. Über der Tür hing eine Kuhglocke, deren Läuten
    ihr durch Mark und Bein ging. Sie griff nach oben und
    brachte die Glocke zum Schweigen, bevor sie durch den
    leeren Laden nach hinten ging. Ein halb voller Einkaufs‐
    korb stand auf dem Boden des Mittelgangs, als hätte der
    Kunde plötzlich die Flucht ergriffen. Jemand war dabei ge‐
    wesen, die neongrüne Leuchtreklame einer Sonnencreme
    zu installieren, die jetzt an einem dünnen Kabel herunter-baumelte. Alle Lichter brannten, auch das Neonschild über
    dem Apothekentresen, doch der Laden war menschenleer.
    Auch von dem blonden Spinner, der immer am Schreib‐
    tisch hinten im Büro saß, war nichts zu sehen.
    Die Tür zum Lager machte ein schmatzendes Geräusch,
    als Lena sie aufdrückte. Stapel beschrifteter Kisten säum‐
    ten die Wände vom Boden bis zur Decke: Zahncreme, Klo‐

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    papier, Zeitschriften. Lena wunderte sich, dass die findigen
    College‐Studenten noch nicht spitzgekriegt hatten, dass
    die Läden hier offen und unbewacht waren. Sie hatte selbst
    ein paar Monate für die Campus‐Security des Grant Tech
    gearbeitet und wusste aus Erfahrung, dass die Burschen
    mehr Zeit mit Stehlen verbrachten als mit Studieren.
    Die Hintertür stand weit offen, und Lena musste im
    Sonnenlicht blinzeln. Schweiß rann ihr am Hals hinunter,
    sie wusste nicht, ob von der Hitze oder von der Anspan‐
    nung. Ihre Schuhe knirschten auf dem Schotter, als sie zur Reinigung ging,

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